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1629 - Die blaue Schlange

Titel: 1629 - Die blaue Schlange
Autoren: Unbekannt
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meinen Kopf, daß sie den Wettbewerb gewinnt", flüsterte Gendal Jumphar. „Keines der anderen Mädchen turnt mit einem so hohen Schwierigkeitsgrad und dazu praktisch fehlerfrei."
    Tatsächlich trat Alnora mit einer Eleganz auf, mit der sie ihre Konkurrentinnen deutlich übertraf. Sekunden nur noch waren zu turnen, als es geschah. Sie zuckte plötzlich zusammen und griff sich mitten in der Übung an den Schenkel. Es war eine flüchtige und nur sehr kurze Bewegung, stellte jedoch eine unübersehbare Unterbrechung dar und führte dazu, daß sie einen der hochgeworfenen Bälle nicht mehr rechtzeitig auffangen konnte.
    Damit war der elegante Fluß der Übung unterbrochen.
    Sekunden später, als Alnora die Wettkampffläche verließ, flössen die Tränen. Tadar Deponar beobachtete, daß sie sich erneut an den Schenkel griff, und daß sie Blut an den Händen hatte. Während das Kampfgericht seine Wertung bekanntgab, die weit unter der erhofften Zahl lag, schob sich Tadar Deponar nach vorn zu seiner Tochter. „Was ist los?" fragte er sie. Mit tränenfeuchten Augen blickte sie ihn an. Dabei zeigte sie auf ihren Sehenkel, in dem eine kleine Wunde zu erkennen war. „Es tat plötzlich so weh", antwortete sie.
    Tadar Deponar zögerte keine Sekunde. Er ordnete eine Untersuchung durch den Turnierarzt an. „Ein Fremdkörper", teilte ihm der Mediziner bald darauf mit. „Jemand muß ihr etwas ins Bein geschossen haben."
    Der Wissenschaftler schüttelte zweifelnd den Kopf. „Ein Irrtum ist ausgeschlossen?" fragte er.
    Wortlos zeigte ihm der Arzt den Edelstein, den er aus dem Bein des Mädchens entfernt hatte. Er war etwa anderthalb Zentimeter lang, war blau und hatte die Form einer gefiederten Schlange.
    Schockiert und sehr nachdenklich kehrte Tadar Deponar zu Gendal Jumphar zurück. „Wer kann denn so was getan haben?" fragte der Freund. Der etwa 1,95 mgroße, überaus schlanke Akone machte einen selbstherrlichen Eindruck. Er hatte tief in den Höhlen liegende, schwarze Augen, in denen ein Feuer zu lodern schien. Seine Haut war auffallend dunkel und spannte sich über dem knochigen Gesicht. Sein Haar war tiefschwarz, sehr dicht und fiel ihm wie ein Vorhang rundum vom Kopf bis nahezu zu den Hüften hinab. Es bedeckte den größten Teil seines Gesichts und gab seiner Erscheinung etwas Furchterregendes.
    Jumphar war ein geheimnisvoller Mann. Mit niemandem war er so eng befreundet wie mit Tadar Deponar, aber selbst ihm vertraute er nicht alles an. Der Wissenschaftler wußte, daß der Freund einer Geheimdienstorganisation vorstand, die eine gewisse Ähnlichkeit mit dem legendären Energiekommando hatte, war über deren Aktionen jedoch nicht informiert: Er plante insgeheim, Gendal Jumphar für seine Ideen einzuspannen und ihm seine Tochter Alnora anzuvertrauen, sobald sie zwanzig Jahre alt geworden war.
    Erregt und zutiefst empört blickte er in die Runde. Mehr als tausend Zuschauer saßen in der Halle und verfolgten die Wettkämpfe. Jeder von ihnen kam in Frage. „Vielleicht ein allzu ehrgeiziger Vater?" erwiderte er. „Oder eine Wettkampfteilnehmerin? Ich weiß es nicht."
    Der Wissenschaftler forschte vergeblich darüber nach, wer den Anschlag auf Alnora verübt haben konnte. Nach etwa einer Stunde verließ er zusammen mit den anderen Zuschauern die Halle. Als er sich seinem Gleiter näherte, stolperte er beinahe über ein junges, schwarzhaariges Mädchen, das die gleiche knabenhafte Figur wie Alnora hatte. Das Mädchen bückte sich nach einer Puppe, die ihren Händen entfallen war. Als sie sich aufrichtete, blickte sie Tadar Deponar an. Sie hatte eine gerade Nase, ein spitzes Kinn, einen kleinen Mund und kleine, braune Augen. Tadar Deponar war so überrascht, daß er kein Wort hervorbrachte. „Saudra, komm jetzt endlich!" rief jemand.
    Schlagartig begriff der Wissenschaftler. Er hatte eines der sieben Mädchen aus seiner Gen-Fabrik vor sich, eine der Schwestern von Alnora, die durch einen Zufall nach Tourred gekommen war.
    Ein eigenartiges Licht leuchtete in den Augen des Mädchens auf, und ein böses Lächeln glitt über ihre Lippen. Sie wandte sich rasch ab und lief zu einem Mann hinüber, der in einen der geparkten Gleiter steigen wollte und sich nicht nach ihnen umdrehte. Der Wissenschaftler erkannte ihn dennoch. Es war der Adoptiwater von Saudra. „Mein Vater war nicht in der Halle", zischte das Mädchen ihm zu. „Er hat sie nicht gesehen. Ich weiß nicht, wer sie ist, aber ich hasse sie. Schade, daß ich sie nur am Bein
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