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1629 - Die blaue Schlange

Titel: 1629 - Die blaue Schlange
Autoren: Unbekannt
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die allergrößte Mühe, rasch umzuschalten. „Das wagen sie nicht" behauptete er. „Das ist jetzt vollkommen gleichgültig", fiel ihm der Assistent ins Wort, bevor er noch mehr sagen konnte. „Wichtig ist, daß wir die Kinder in Sicherheit bringen."
    Deponar klammerte sich an die Schreibtischkante, und sein Gesicht verfiel. Er sah plötzlich grau und alt aus. „Du hast recht", bemerkte er hilflos. „Wir müssen etwas tun.
    Ihnen darf nichts passieren."
    Reged Anpar ging zu ihm und griff nach seinem Armen.
    Beschwörend blickte er ihn an. „Bitte", drängte er. „Es geht um Sekunden. Wir haben keine Zeit zu verlieren. Ich brauche den Schlüssel, oder die Kinder sind verloren."
    Wie in Trance öffnete Tadar Deponar ein Fach seines Arbeitstisches und nahm einen syntronischen Schlüssel heraus.
    Er reichte ihn seinem Assistenten jedoch nicht, sondern umklammerte ihn mit eiserner Faust. „Das übernehme ich selbst", erklärte er. Dann eilte er zusammen mit Reged Anpar aus dem Raum und durch einen langen Gang in einen anderen Sektor der geheimen Forschungsanlage hinüber. Dabei mußte er mit seinem speziellen Schlüssel mehrere Türen öffnen, bis sie endlich einen lichtdurchfluteten Raum betreten konnten, in dem sieben Kleinkinder in ihren Betten lagen. Sie waren alle etwa ein halbes Jahr alt. Eine junge Frau wachte über sie. Respektvoll erhob sie sich, als die beiden Männer eintraten. „Schnell", befahl Reged Anpar. „Die Kinder müssen sofort in ihren Gleiter gebracht werden. Wir haben nur etwa drei Minuten, dann müssen wir von hier verschwenden sein."
    Die junge Frau war gewohnt, daß man ihr Befehle erteilte, und sie stellte keine Fragen. Geschickt und schnell holte sie die Kinder aus den Betten und legte sie auf eine gepolsterte und mit Seitenwülsten versehene Antigravplattform. Tadar Deponar ließ mit seinem Spezialschlüssel eine Seitenwand des Raumes verschwinden und gab damit den Weg zu einem flachen Gleiter frei, der dahinter parkte. Zusammen mit der Betreuerin schob Reged Anpar die Plattform in den Gleiter, schloß ihn und stieg zusammen mit Tadar Deponar ein. „Es ist besser, wenn du die Anlage jetzt verläßt", riet er der jungen Frau. „Hier wird es Ärger geben."
    Dann startete er die Maschine und lenkte sie ins Freie. Über ein Rasenstück hinweg schwebte der Gleiter auf die ungemein dichte Blätterwand eines Waldes zu, durchbrach sie und schob sich in einen Tunnel im Grün. Nun gewann die Maschine schnell an Fahrt. Rasch entfernte sie sich von dem gefährdeten Gebiet, wobei sie ständig im Unterholz des Dschungels blieb.
    Sie erreichte schon bald einen schräg in die Tiefe führenden Tunnel und entzog sich damit jeder Ortung.
    Reged Anpar schaltete einen der Monitore auf dem Armaturenbrett ein. Das Gerät zeigte aus der Perspektive einer hoch angebrachten Kamera eine Fabrikanlage mitten im Dschungel. Es war die Anlage, die sie fluchtartig verlassen hatten. Von allen Seiten schössen gepanzerte Gleiter heran und landeten bei der Fabrik. Hansespezialisten in SERUNS sprangen aus den Maschinen und stürmten die Gebäude. „Wir haben verbotene Gen-Experimente gemacht", stellte der Assistent fest. „Und wir haben immer damit gerechnet, daß die Kosmische Hanse es erfahrt. Jetzt ist es soweit. Sie werden die Gen-Fabrik zerstören."
    Tadar Deponar antwortete nicht. Er wußte, daß sein Mitarbeiter recht hatte.
    Er war ein kleiner, zierlich wirkender Mann mit schmalen Schultern und geradezu kindlich kleinen Händen. Doch er war keineswegs schwach. Oft genug hatte er in den vergangenen Jahren bewiesen, daß in seinem Körper mehr Energie steckte als in denen seiner Mitarbeiter. „Es sind Ignoranten und Dummköpfe", bemerkte er kopfschüttelnd. „Ich werde nie verstehen, daß sie solche Experimente verbieten. Wenn man die Forschung fesselt, leitet man zunächst die Stagnation und dann den Rückschritt ein."
    Er drehte sich um und betrachtete die Kinder. Er lächelte.
    Wenigstens sie hatte er in Sicherheit gebracht. „Was geschieht mit ihnen?" fragte Reged Anpar. „Eines von ihnen werde ich adoptieren", erwiderte Deponar, nachdem er minutenlang nachgedacht hatte. „Die anderen muß ich weggeben. Für einige von ihnen habe ich bereits Adoptiveltern. „ Tadar Deponar entstammte einer der einflußreichen Familien der Post-Monos-Zeit. Er war eine Art Graue Eminenz und hatte großen Einfluß auf das Volk der Akonen, nicht nur auf dem Kolonialplaneten Tourred, auf dem er die Gen-Fabrik errichtet
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