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Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Titel: Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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In der Zeit vor Christi Geburt bevölkerten Menschen der Mittel-Waldland-Kultur den gesamten Osten Nordamerikas. Überreste ihrer großartigen Kultur finden sich verstreut von Ontario in Kanada bis nach Florida und noch weit westlich in Texas und Wisconsin. Diese Kulturen sind unter vielen Namen bekannt: Adena, Hopewell, Havana, Copena, Marksville, Point Peninsula, Crab Orchard und andere.
    Archäologen fassen sie unter dem Fachbegriff Hopewell-Interaktionssphäre zusammen.
    Für uns ist diese Kultur erstaunlich und rätselhaft. Die Menschen, die sie hervorbrachte, waren erfahrene Kaufleute, Handwerker und Erbauer großer Bauwerke und haben offenbar nie Häuptlinge gehabt, nie Städte gebaut und nie größere Gebiete erobert. Statt dessen haben sie die Flüsse überquert und weiträumig Handel getrieben. Infolge ihres weitgespannten Handelsnetzes verbreiteten sie auch die Merkmale ihrer Kultur, zum Beispiel die Bandkeramik, geometrische Erdwerke, exotische Grabstätten und aus Stein und Metall gefertigte Handelswaren.
    Ihre gigantischen zeremoniellen Erdhügel und Erdwallanlagen als üppig ausgestattete Beisetzungsstätten wurden überall in der östlichen Hälfte des Kontinents gefunden. Von ihren Häusern aber, den Siedlungen, in denen sich ihr Alltagsleben abgespielt hat, sind weniger als ein Dutzend entdeckt oder ausgegraben worden.
    In den Hopewell-Kulturen wurden viele Wildpflanzen kultiviert, die wir heute als Unkraut betrachten: Gänsefußgewächse, Wasserholunder, Knöterich, Glanzgras, und an manchen Stellen Zwerggerste. Nur die Sonnenblume und der Kürbis sind für uns auch heute noch Nutzpflanzen.
    Spuren von Maisanbau finden sich vereinzelt bereits vor etwa zweitausend Jahren, doch wurde erst um 400 n. Chr., gegen Ende der Mittel-Waldlandzeit, Mais systematisch angebaut. Einige Forscher glauben zudem, daß gerade der Mais zum Niedergang der Hopewell-Kultur beigetragen hat. Durch seinen Anbau entstanden Nahrungsmittel-Überschüsse, mit der Folge, daß die traditionelle Gesellschafts-Struktur, die auf unabhängigen Gehöften und transkontinentalem Handel beruhte, zusammenbrach und einer neuen Entwicklung Platz machte. Diese Phase nennen die Archäologen Spät-Waldlandzeit (400-800 v. Chr.).
    Ziemlich abrupt endet jetzt der Bau von Erdhügeln, und der Handel mit exotischen Gütern verebbt. Es entstehen Dörfer, manche mit Umfriedungen aus Erdwällen oder Baumstämmen befestigt, was auf Spannungen innerhalb der Gemeinschaft oder sogar auf kriegerische Auseinandersetzungen schließen läßt. Der Überfluß an Nahrungsmitteln mag die Dörfer der Spät-Waldlandzeit zum Ziel räuberischer Überfälle durch Menschen aus weniger begünstigten Kulturen gemacht haben.
    DAS VOLK AN DEN SEEN ist eine Art Reisebericht durch die Hopewell-Kultur, der über eine Strecke von der Golfküste bis zum Ontario-See führt. Wir möchten dem Leser die zweitausend Jahre alten Mittel-Waldland-Kulturen nahebringen, so daß er ihre Gleichartigkeiten wie auch ihre Unterschiede nachvollziehen kann. Im folgenden nennen wir die Menschen der klassischen Ohio-Adena-Kultur »Langschädel«, die der Ohio-Hopewell-Kultur »Plattformpfeifen«. Adena ist die ältere Kultur, und sie reicht fast bis 700 v. Chr. zurück. Hopewell scheint sich mit Adena vermischt zu haben, so daß aus dieser Verbindung, etwa um die Zeitenwende, ein Goldenes Zeitalter entstehen konnte.
    Ein anderes Zentrum wurde in den Tälern von Illinois und des oberen Mississippi gefunden. Diese Hopewell-Gruppe nennen wir Havana. Sie ist vermutlich unter allen Mittel-Waldland-Kulturen diejenige, deren gesellschaftliche Struktur durch die erbliche Häuptlingswürde bestimmt wurde. Die im Innern der Grabanlagen bestatteten Würdenträger sind in der Regel männlich; wir nehmen also an, daß in diesen Clans die patrilineare Abstammungsfolge galt. An anderen Orten, wie in Tennessee, Mississippi und Louisiana, wurde den Frauen ein höherer gesellschaftlicher Status zugestanden, denn ihre Gräber enthielten mehr und wertvollere Grabbeigaben als die der Männer. Das deutet auf ein matrilineares Erbrecht hin, wie wir es aus der Marksville- und der Miller-Kultur kennen.
    Beim Verfassen dieser Romanserie war es eines unserer wesentlichen Anliegen, die verschiedenen Persönlichkeiten des frühen Amerika darzustellen. Leser unserer vorangegangenen Bücher haben Träumer, Berdaches, Heiler und Schamanen kennengelernt. Der »Verdreher«, eine der vielen Manifestationen des Heiligen Narren, ist
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