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1628 - Die Tür zum Jenseits

1628 - Die Tür zum Jenseits

Titel: 1628 - Die Tür zum Jenseits
Autoren: Jason Dark
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gehört einfach zum Job.«
    »Aha.« Glenda stieg ein. »Mal eine andere Frage: Spielst du jetzt den Kavalier?«
    »Und was heißt das?« Ich schlug die Tür zu.
    »Dass du mich wieder nach Hause fährst. Du hast mich schließlich abgeholt.«
    »Das ist Ehrensache.«
    Glenda strich über mein rechtes Bein bis hoch zum Oberschenkel. »Und dann, so denke ich, könntest du einen Kaffee vertragen. Oder nicht?«
    »Von dir doch immer. Das weißt du…«
    ***
    Je weiter sie gingen, umso schwerer wurde die Tote. Den Eindruck hatte Franz Decker zumindest. Er merkte auch, dass seine Kräfte allmählich nachließen, so verwandelte sich sein Atmen in ein Keuchen, und beim Gehen stolperte er immer wieder.
    »Stell dich nicht so an, verdammt!«, zischte Doris Dooley.
    »Wie weit ist es denn noch?«
    »Nur ein paar Meter.«
    Decker sagte nichts mehr. Jedes Wort hätte ihn noch mehr angestrengt.
    Es war auch nichts von der Umgebung zu sehen. Hier gab es keine Lampe. Der Friedhof lag in der Finsternis der Nacht, in der es keine Gestirne gab.
    Auch der Weg war nicht eben. Es lagen Steine herum, aber auch abgebrochene Äste und Zweige, gegen die beide immer wieder stießen.
    Und dann waren sie da. Decker hatte kaum mehr damit gerechnet. Er war erschöpft. Schweiß bedeckte sein Gesicht. Er erlitt einen heftigen Hustenanfall.
    Doris Dooley kümmerte sich nicht um ihn. Sie ging auf das Gebilde zu, das trotz der Dunkelheit relativ gut zu sehen war. Es war mehr als menschengroß, weil es auf einem Sockel stand.
    Ein heller Engel!
    Das Gestein sah fast wie neu aus. Sogar ein Gewand trug die Gestalt.
    Der Künstler hatte sich wirklich Mühe gegeben und jede Falte nachgebildet. Das linke Bein stand auf einem steinernen Totenschädel, und wer an den Schultern vorbeischaute, der sah die Enden der beiden steinernen Flügel, die über die Rundungen ragten.
    Die Figur hatte auch ein Gesicht. Beim näheren Herantreten war ein ruhiger, friedlicher Ausdruck darin zu erkennen.
    Der Engel hatte seine Arme ausgestreckt, als wollte er um etwas bitten, damit ihm derjenige, der vorbeikam, einen Obolus hinterließ.
    Doris lächelte, als sie das sah. Er würde etwas bekommen, das stand für sie fest. Und wenn der Engel seine Gabe besaß, würde sich für Isabel einiges ändern. Er hatte die Macht. Er hatte die Kraft aus höheren Sphären bekommen, um Tote wieder ins Leben zurückzurufen. Das jedenfalls stand für Doris Dooley fest, sonst hätte sie ihre Tochter nicht hergeschleppt. Den hundertprozentigen Beweis hatte sie noch nicht erhalten, aber die Hoffnung war vorhanden. Und als sie daran dachte, kroch eine Gänsehaut über ihren Rücken.
    Ihr Helfer war zurückgeblieben. Franz Decker war es leid, noch länger zu warten.
    »Was ist denn«, rief er, »willst du mich mit deiner toten Tochter allein lassen?«
    »Nein, nein, ich komme schon.« Sie warf dem Engel noch einen letzten Blick zu, dann drehte sie sich um und ging zu den beiden zurück.
    Isabel lag auf der Erde. Die Decke war noch immer um ihren Körper gewickelt. Das blieb auch so, als beide den Körper anhoben und weiterschleppten.
    Diesmal hielt sich Franz Decker mit Kommentaren zurück. Es waren zudem nur noch ein paar Meter bis zum Ziel, vor dem sie stehen blieben.
    Decker staunte. »Was ist denn mit der Figur? Die - die streckt ja ihre Hände aus.«
    »Ja. Und rate mal, warum sie das tut?«
    »Für Isabel?«
    »Genau, mein Lieber. Der Engel wartet auf sie. Er möchte sie haben. Er soll sie bekommen. Wir heben sie an und legen sie auf die Arme. Das ist alles.«
    »Tatsächlich?«
    »Für uns ja.«
    Franz stellte keine Frage mehr. Er bückte sich, als auch Doris sich bückte. Inzwischen hatten beide schon die Routine, was das Anheben der Toten anging. Es war für sie kein Problem, die Leiche auf die Arme zu heben, die wenig später dort ihren Platz gefunden hatte, als hätte sie schon immer dort gelegen.
    Der Kopf und die Beine hingen nach unten. Das bleiche Gesicht der jungen Frau lag frei. Verschoben hatte sich das rote Kleid, sodass viel von dem nackten Körper mit seiner hellen Haut zu sehen war.
    Franz und Doris standen vor der Figur. Sie sagten nichts.
    Decker fühlte sich unwohl in seiner Haut. Von Doris hörte er nur die schweren Atemzüge. Hin und wieder hob sie die Hand und strich über ihre Stirn oder über die Augen.
    »Und du bist davon überzeugt, das Richtige getan zu haben?«, fragte er, als er es nicht mehr aushielt.
    »Ja, das bin ich.«
    »Eine Tote gehört ins Grab, wenn ich
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