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1628 - Die Tür zum Jenseits

1628 - Die Tür zum Jenseits

Titel: 1628 - Die Tür zum Jenseits
Autoren: Jason Dark
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Du brauchst kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Es ist alles in Ordnung. Wir werden deine Aussage nicht in die Welt hinausposaunen, das ist versprochen. Was du uns zu sagen hast, bleibt unter uns.«
    Er nickte. Dann trank er sein Glas leer, bestellte einen neuen Drink und schaute auf seine schwarz lackierten Fingernägel. Er musste sich erst sammeln.
    »Da war etwas«, sagte er.
    Ich überließ Glenda das Feld. Sie schaute ihren Informanten an. »Was war wo?«
    »Auf einem Friedhof. Ich bin hin und wieder dort, um zu entspannen, und da habe ich den Engel gesehen.«
    Glendas Augen weiteten sich. Ich horchte ebenfalls auf.
    »Einen Engel?«, hakte Glenda nach.
    »Ja. Er steht da.«
    Sie lachte. »Jetzt verstehe ich. Du meinst einen Engel aus Stein.«
    »Ja, genau. Der steht aber nicht an einer Gruft oder so. Der steht frei. Wie ein Denkmal.«
    »Und weiter?«
    Rudy musste noch einen Schluck nehmen. »Auf dem Friedhof ist ja alles dunkel. Da fällt der Engel auf. Sein Stein ist hell, und wie gesagt, er steht auch allein.« Rudy dachte einen Moment nach. »Der hat seine Arme vorgestreckt, als wollte er um etwas bitten.«
    »Und weiter?« Glenda lächelte ihn an. »So ein Engel ist doch nichts Schlimmes.«
    »Das weiß ich auch. Aber er war nicht immer allein, wenn ihr versteht.«
    Glenda schüttelte den Kopf. »Verstehen wir nicht. Oder John?«
    »Sti mmt.«
    Rudy wand sich. Er suchte nach den richtigen Worten. Schließlich hatte er sie gefunden. »Da - da - lag mal eine Frau drauf.«
    »Auf den Armen?«
    Rudy nickte.
    »Und weiter?«
    Er winkte ab. »Du kannst dir nicht vorstellen, Glenda, was ich gestaunt habe.«
    »Aber das ist nicht alles gewesen?«
    »Natürlich nicht. Ich bin dann auf den Engel zugegangen. Ich wollte ja wissen, ob die Frau tot war oder nicht. Bewegt hat sie sich nicht. Die lag wirklich da wie tot.«
    »Und? War sie tot?«
    Rudy verzog das Gesicht. »Das habe ich nicht genau herausfinden können. Bevor ich mich näher damit beschäftigen konnte, kam jemand. Ich hörte ihn zumindest.«
    »Hast du ihn denn auch gesehen?«, fragte Glenda.
    »Nein, ich bin abgehauen. Ich wollte nicht entdeckt werden. Ich weiß ja nicht, was mit der Frau los gewesen ist. Ob sie tot war oder nur bewusstlos. Ich wollte mich da nicht in Schwierigkeiten bringen. Ist doch verständlich, oder?«
    »Das kann man durchaus sagen. Und wie ging es weiter?«
    Rudy senkte den Kopf. »Wie ich schon sagte, ich habe mich versteckt. Zurückgezogen. Dann habe ich gewartet.«
    »Wie lange?«, fragte ich.
    Rudy schaute mich an und schüttelte den Kopf. »Das - das weiß ich nicht mehr.«
    »Und was hast du nach dem Warten getan?«
    »Da bin ich wieder in die Nähe geschlichen. Ich habe höllisch aufgepasst, dass man mich nicht sieht. Der Hammer kommt ja noch.« Er kicherte plötzlich. »Der Engel stand da so wie immer. Mit leeren Armen. Ich habe keine Veränderung mehr festgestellt. Das war der reine Wahnsinn.«
    Wir schwiegen, tranken unser Wasser, und Glenda Perkins hob die Schultern. »Jetzt bist du an der Reihe, John.«
    Ich nahm den Faden wieder auf und sagte: »Du hast also nichts gesehen. Nicht, wie man die Frau abgeholt hat?«
    »So ist es.«
    »Das ist schon ungewöhnlich.«
    »Alles, alles!«, zischte er. »Alles ist ungewöhnlich. Das gebe ich zu. So etwas habe ich noch nie erlebt.«
    »Du hast aber nicht gesehen, wie der Abholer aussah? Oder doch?«
    »Das konnte ich nicht. Es war zu dunkel. Er hielt sich auch immer in irgendeiner Deckung. Jedenfalls hatte er auch schwarze Klamotten an, das weiß ich noch.«
    Ich glaubte ihm und wollte jetzt von ihm wissen, wie die Frau ausgesehen hatte.
    Da musste Rudy erst nachdenken. Er zupfte dabei an seinem Ziegenbart und hob die Schultern.
    »Sie war noch ziemlich jung, aber keine von uns. Sie hatte braune Haare. Sehr kurz geschnitten. Das Gesicht habe ich nicht so genau gesehen. Mehr weiß ich auch nicht.« Er lachte. »Aber das alles habe ich mir nicht aus den Fingern gesogen.«
    »Ja, ja, das glauben wir dir schon«, sagte Glenda. »Warum sollte man sich so was ausdenken?«
    »Und einen Verdacht hast du auch nicht?«
    Ich sah seinen Blick auf mich gerichtet, und ich sah auch, dass sich sein Gesicht verdüsterte. »Nein, ich habe nichts gesehen und auch keinen Verdacht. Aber jetzt denke ich anders darüber. Ich glaube, dass da der Teufel gekommen ist, um sich die Frau zu holen.« Er hatte seine Stimme gesenkt. »Er ist ja überall und kann sich verkleiden. Da hat man die junge Frau ihm
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