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1611 - Jäger der Nacht

1611 - Jäger der Nacht

Titel: 1611 - Jäger der Nacht
Autoren: Jason Dark
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genügend Platz, um ab und zu ein Fest zu feiern.
    Daran dachte Wanda nicht. Sie schaute sich auf dem Weg immer wieder um, weil sie das Gefühl hatte, nicht mehr allein zu sein. Aber es ließ sich niemand blicken, so sehr sie auch Ausschau hielt. Das meist durch eine schnelle Drehung.
    Wanda beruhigte sich erst wieder, als sie den alten Briefkasten erreichte.
    Da ging es ihr besser, und als sie den Brief durch den breiten Schlitz geworfen hatte, atmete sie auf.
    Sie lächelte. Nicht fröhlich, sondern erleichtert. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Das hieß - für sie schon. Sie würde wieder in ihr Haus gehen und dort abwarten.
    Den Hinweg hatte sie recht schnell hinter sich gebracht. Jetzt ließ sie sich Zeit. Sie ging langsamer, und sie schaute sich immer wieder um, aber sie konnte nichts Ungewöhnliches entdecken. Das Dorf sah aus wie immer, wenn die Dunkelheit über es hereingebrochen war.
    Aus der Gaststätte, in der die Jungend verkehrte, erklang laute Musik.
    Sie wusste, dass die jungen Leute kaum Abwechslung hatten und ihre Abende oft in der Gaststätte verbrachten, wo sie sich fast jeden Abend volllaufen ließen.
    Das alles war ihr bekannt. Das ließ sich auch nicht ändern, und das würde auch so weitergehen. Es interessierte sie nicht. Wanda führte ihr eigenes Leben und hoffte, dass sie noch ein paar Jahre vor sich hatte.
    Aber die Hoffnung war immer mehr vergangen, denn es war etwas geschehen, das die Menschen hätte aufwühlen müssen, was aber nicht der Fall gewesen war. Zumindest nicht nach außen hin. Man sprach nicht darüber, man nahm es stoisch hin. Man wollte keinen Ärger, und auch die Polizei war nicht eingeschaltet worden.
    Niemand wollte etwas zugeben. Niemand half, und so setzte Wanda all ihre Hoffnungen auf Stephen Kowalski, den Mann, der aus Polen stammte und sicherlich kein Problem haben würde, nach Tschechien zu kommen. Die Grenzen waren längst nicht mehr so dicht wie früher, dennoch hatte sich in dem kleinen Ort, in dem sie lebte, nichts verändert.
    Hier gab es keine Touristen wie in Prag oder in den bekannten Bädern.
    Hier war die Zeit stehen geblieben, zumindest für die Alten.
    Die Kälte drückte. Sie sorgte auch dafür, dass der Schnee nicht schmolz.
    Er lag überall wie eine dicke Schicht, aber die Wege waren freigeschaufelt worden. Zumindest die breiten, sodass Wanda keine Angst haben musste, auszurutschen und zu stürzen.
    Wer war ihr auf der Spur? Hatte dieser kaum zu beschreibende und begreifende Unhold sie gesehen? Wenn ja, war das grauenhaft, dann konnte sie mit ihrem Leben abschließen.
    Die abgestellten Autos, die sie sah, waren zu Eisskulpturen geworden.
    Die helle Schicht klebte auf dem Metall und hatte auch die Fensterscheiben undurchsichtig werden lassen.
    Unterwegs war niemand mehr. Nicht ZU Fuß, nicht im Auto und nicht auf dem Rad. Ein üblicher Winterabend, und doch war er anders, das wusste sie genau.
    Ihr kleines Haus stand abseits der Straße. Zu ihm führte ein Weg hin, auf dem noch der Schnee lag mit einer gefrorenen Oberfläche, die knirschte und zusammenbrach, wenn Wanda ihren Fuß darauf setzte. Sie hatte sich eine schmale Spur geschaffen, aber auch die war mit einer Eiskruste bedeckt, denn wenn es auch tagsüber taute, sorgte der Frost in der Nacht wieder für eine Verhärtung.
    Es war eben Winter. Die dunkle Jahreszeit und auch die ideale Deckung für lichtscheue Elemente, das wusste Wanda. Sie fürchtete sich nicht vor den Menschen, sondern hatte Angst vor den Abnormitäten der Natur, die es leider hier gab.
    Wanda hatte das Licht in ihrem Haus brennen lassen. Der Glanz der Scheiben lockte sie und sie würde froh sein, die Haustür wieder hinter sich schließen zu können.
    Auch auf den letzten Metern war sie vorsichtig. Immer wieder schaute sie sich um, ob sich irgendwo etwas bewegte und auf sie lauerte.
    Da war nichts zu sehen. Sie hatte Glück, aber sie war trotzdem nicht beruhigt.
    Es waren nur mehr wenige Schritte bis zum Haus, als sie plötzlich stehen blieb. Etwas war anders geworden.
    Sie hatte die Bewegung mehr geahnt als gesehen, und sie war auch nicht in ihrer unmittelbaren Nähe erfolgt. Jedenfalls nicht in ihrer Augenhöhe, sondern höher, aber auch nicht in der Luft, wo sich ein klarer Himmel ausbreitete und der halbe Mond wie eine blasse Sichel stand.
    Auf einem der Dächer an der linken Seite, wo drei Häuser mit unterschiedlicher Höhe dicht beisammen standen, hatte sie undeutlich ein schnelles Huschen von Dach zu Dach wahrgenommen,
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