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1611 - Jäger der Nacht

1611 - Jäger der Nacht

Titel: 1611 - Jäger der Nacht
Autoren: Jason Dark
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beiden hoch stehenden Ohren dazu und der kalte Blick dieser Augen. Sie sahen so gelb aus wie die Gestirne am Nachthimmel. Ein Körper, der eine dunkle Farbe hatte, aber nicht schwarz oder grau war, sondern violett.
    Die Gestalt schlich vor. Sie tat es auf Füßen, deren Zehen gekrümmt waren und lange Krallen hatten, die aussahen, als wären sie dafür geeignet, dass dieses Wesen an Bäumen in die Höhe klettern konnte.
    Furchtbar, einfach unfassbar - das hätte sich Wanda sagen müssen.
    Aber ihre Gedanken drehten sich um etwas anderes.
    Sie hatte es irgendwie gewusst. Ja, da machte sie sich nichts vor. Es gab dieses Wesen im Ort, es hatte seine grausamen Spuren hinterlassen, von denen kein Bewohner etwas wissen wollte.
    Bei Wanda war das anders. Als einzige Person hatte sie das Unmögliche als Wahrheit angenommen. Sie war mit offenen Augen durch die Gegend gelaufen, und sie hatte auch nicht die Vergangenheit vergessen.
    Und jetzt war das Biest da!
    Die gelben Augen, die Nase, der Mund. Das war als menschlich einzustufen. Das Gesicht hatte etwas Katzenhaftes. Es wuchs auch Haar auf dem Kopf, und zwar so lang, dass die Person es zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte.
    Für Wanda war sie ein Katzenmonster, zu dem auch der lange Schwanz gehörte. Auch Raubtiere gehören zur Familie der Katzen. Ein Gepard, ein Löwe, ein Leopard oder Jaguar. Bei ihrer Größe traf das schon eher zu.
    Und sie dachte nicht daran, anzuhalten. Stufe für Stufe rückte sie der Frau näher. Wanda stand in Reichweite der Haustür, nur dachte sie im Moment nicht an Flucht. Sie war fasziniert und auch paralysiert. Nicht mal die Augenlider zuckten bei ihr. Sie war zu einer Statue geworden.
    Auf der letzten Stufe blieb die Gestalt stehen. Sie öffnete ihren Mund, und das tat sie so träge wie eine Katze. Dabei bewegten sich zusätzlich ihre Arme. So gab sie den Blick auf ihre Hände frei, die keine Finger hatten, sondern gekrümmte Krallen.
    Erst als Wanda das Fauchen hörte, das gut zu einer Katze gepasst hätte, zuckte sie zusammen. Es war ihre erste Bewegung seit langem, und plötzlich wurde ihr klar, dass sie aus dem Haus verschwinden musste.
    Wanda drehte sich nach rechts.
    Da befand sich die Tür, die mit einem einzigen Schritt zu erreichen war.
    Sie warf sich darauf zu, sie ergriff die Klinke, wollte sie drücken - und rutschte von ihr ab, weil sich plötzlich eine Kralle auf ihre Schulter legte und sie zurückzerrte.
    Die Frau schrie auf. Einen Moment später prallte sie mit dem Rücken gegen das Treppengeländer, aber das war harmlos zu dem, was ihr dann passierte.
    Etwas krallte sich in ihren Haaren fest. Es konnte abermals nur eine Kralle sein, und eine zweite bohrte sich messerscharf in ihren Hals.
    Blut strömte aus den Wunden hervor. Der Schmerz durchzuckte ihren ganzen Körper.
    Wanda stolperte nach vorn auf die offene Tür zu, hinter der der kleine Wohnraum lag.
    Es war noch nicht vorbei. Sie taumelte über die Schwelle, erhielt einen harten Stoß in den Rücken und fiel über die Lehne eines alten Sessels, auf dem sie auch liegen blieb.
    In ihrem Kopf brauste es. Der Schmerz fraß sich durch ihren Nacken.
    Wanda wusste genau, dass das Grauen noch nicht vorbei war. Man hatte ihr bisher nur einen kleinen Vorgeschmack dessen gegeben, was noch folgen würde.
    Wieder hörte sie das Fauchen. Diesmal sehr nahe, und schon einen Moment später griffen die beiden Krallen zu. Sie bohrten sich nicht nur in ihre Kleidung, sondern auch in Wandas Fleisch, sodass sie von Schmerzen überschwemmt wurde. Blut tropfte aus den zahlreichen Wunden, und mit einem weiteren Griff legte sich die Angreiferin Wanda zurecht.
    Sie wuchtete sie auf den Boden und drehte sie in Rückenlage. Das war perfekt. Da konnte sie sich nicht mehr wehren. Über ihr schwebte diese Mutation wie der Tod in Verkleidung. Das Maul war weit aufgerissen, und wieder hörte sie das Fauchen.
    Das Biest ließ sich fallen.
    Es gab für Wanda kein Entrinnen mehr. Sie spürte die Last des fremden Körpers auf sich. Und dann erwischten die Krallen ihre Kehle. Das war verbunden mit einem harten Knurren, denn diese Katzenfrau sah sich endlich am Ziel ihrer Wünsche.
    Scharfe Krallen rissen Wandas Kehle wie mit Nägeln auf. Blut strömte hervor, was die Angreiferin nicht interessierte, denn sie machte weiter.
    Zuerst waren es nur die Krallen gewesen.
    Jetzt setzte sie auch ihr Gebiss ein!
    Das Maul hatte sie weit geöffnet. Es schwebte für eine Winzigkeit so dicht über dem Gesicht der Frau,
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