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161 - Der Kristallschlüssel

161 - Der Kristallschlüssel

Titel: 161 - Der Kristallschlüssel
Autoren: Susan Schwartz
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bin. Ich werde zu Sternsang gehen, seinen Lehren lauschen und auf den Trost seiner Weisheit hoffen. Vielleicht kann er im Sand lesen, was mir weiterhin bestimmt ist, solange ich blind und taub bin.«
    Morgenblütes Augen füllten sich mit Tränen, aber sie versuchte nicht auf ihren Vater einzuwirken. Sie wusste, dass er niemals von einem gefassten Entschluss abgebracht werden konnte. Außerdem hielt die enge Bindung der Waldleute auch über Tausende Kilometer hinweg, auf eine seltsame Weise, die fast ans Paranormale grenzte. Wie viele eineiige Zwillinge wussten getrennte Sippenangehörige oft, ob es dem anderen gut oder schlecht ging. Sie konnten sich spüren, egal wo sie sich aufhielten, sich fast mit ihren Gedanken rufen.
    »Dann gehst du dorthin«, vermutete sie nicht, sondern stellte sie fest. Sie meinte damit die Grotte des Strahls, in der die Forschungen seit drei Monaten wieder eifrig vorangetrieben wurden, mit der Unterstützung des Obersten Baumsprechers Sternsang und des Erdmanns Maddrax. Der Gast von der Erde war in der Lage, die Schriftzeichen der Alten zu entziffern. Er hatte die Urmarsianer als Hydree bezeichnet und behauptete, eine unterseeische Rasse auf der Erde, die Hydriten, würde von ihnen abstammen.
    »Ja«, antwortete Windtänzer, plötzlich von neuer Energie durchdrungen. Er stand auf und streckte sich.
    »Sie brauchen mich dort, Morgenblüte. Ich habe mich lange genug ferngehalten, aber das ist falsch.«
    »Hast du nicht immer gesagt, wir hätten die Vergangenheit ruhen lassen sollen?«
    »Richtig, meine Tochter. Aber damit meinte ich, dass wir niemals hätten beginnen dürfen, die alten Anlagen auszugraben und die Ressourcen zu nutzen. Das gilt auch für uns, denn die Tjork und die Korallenbäume sind ebenfalls ein Teil dieses Erbes. Es ist anders gekommen, und jetzt müssen wir den einmal begonnenen Schritt auch zu Ende gehen.« Er streichelte über ihren Kopf. »Mars, der unser Vater, ist, und die Sonne, die unsere Mutter ist, haben es nicht verhindert, und das hat seinen Grund. Vielleicht ist es uns bestimmt, der Erde Hilfe zu bringen.«
    Morgenblüte nickte tapfer. »Friede, Licht und die Kraft des Waldes sei mit dir, Vater«, flüsterte sie mit brüchiger Stimme.
    »Und mit dir, mein Kind«, gab Windtänzer zurück und küsste sie auf die Stirn. »Bevor ich aufbreche, will ich mich zuerst reinigen und die Morgenzeremonie durchführen. Ich würde mich freuen, wenn deine reine Stimme mich dabei begleiten würde. Das erleichtert uns den Trennungsschmerz und wird ein besonderes Band zwischen uns weben.«
    »Ich werde singen«, versprach das Mädchen. »Nur für dich.«
    »Der Rote Vater wird sein Volk schützen, und das Licht der Goldenen Mutter wird unseren Weg bescheinen«, sagte Windtänzer, von plötzlicher Zuversicht erfüllt.
    ***
    »Dann wollen wir mal«, sagte Palun Saintdemar und winkte Matt zu der Liege, die der Mann von der Erde schon fast so gut kannte wie das Bett, in dem er seit drei Monaten lag.
    Er seufzte, zog den speziell für ihn angefertigten Anzug aus und legte sich, nur noch mit Unterwäsche bekleidet, auf das unbequeme, harte Gestell. »Muss es denn jedes Mal die ganze Prozedur sein?«
    »Sie wissen, wie die Anordnung des Rates lautet, und ich werde einen Mondkrater tun, diese nicht auszuführen«, erwiderte der medizinische Wissenschaftler im gewohnt näselnden, leicht abwesend­überheblichen Tonfall.
    Palun Saintdemar war Spezialist für irdische Krankheiten und Blutuntersuchungen. Er war ein sehr schmaler Mann bei einer Größe von zwei Meter zehn, mit dünnen, verkniffenen Lippen, zu denen der daumennagelgroße, grünlich irisierende Kristall im rechten Ohrläppchen nicht so recht passte. An den langen dünnen Fingern trug er fein ziselierte Metallringe, und sein hüftlanges, pechschwarzes, im Nacken zusammengehaltenes Haar zierte eine stahlblaue Strähne, die ihm bei – eher seltener –Aufregung störrisch ins Gesicht fiel.
    Matt kannte Palun schon seit seinem Flug zum Mars; dass er weiterhin eingesetzt wurde, überraschte den Commander nicht weiter. Der Arzt kannte sich schließlich am besten in der Physiologie des »Barbaren« aus.
    Allerdings konnte man nicht sagen, dass sie durch die längere Bekanntschaft ein persönlicheres Verhältnis hatten. Palun gab sich als das klassische Bild des Wissenschaftlers, stets kühl und distanziert, ganz seinen Forschungen und vermutlich der Karriere hingegeben.
    Das medizinische Labor mit Notfallstation befand sich nur
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