Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
161 - Der Kristallschlüssel

161 - Der Kristallschlüssel

Titel: 161 - Der Kristallschlüssel
Autoren: Susan Schwartz
Vom Netzwerk:
Tages muss es aufhören…
    Er versuchte tief durchzuatmen, sich zu beruhigen, um nicht zu hyperventilieren.
    Doch das Hämmern in seinem Kopf wurde immer schlimmer, in seinen Ohren pfiff und rauschte es. Matt spürte ein Ziehen im rechten Arm, und einen heftigen Druck auf der Brust, der ihm das Atmen erschwerte. Er versuchte nicht in Panik zu geraten und begann eine meditative Übung, das furchtbare Herzrasen ignorierend.
    Dann war ihm, als ob irgendetwas in ihm platzte, in seinem Kopf oder in der Brust, oder in beidem. Er spürte, dass etwas auslief in ihm, seinen Körper überspülte wie ein Tsunami, unaufhaltsam, und alles in sich ertränkte. Er stieß ein gurgelndes Geräusch aus, als er um Hilfe rufen wollte, und spürte, wie er sich immer weiter auflöste. Er ertrank innerlich…
    ***
    »Wachen Sie auf!«
    Eine laute, eindringliche Stimme in der Dunkelheit.
    Dann plötzlich grelles Licht, selbst durch die geschlossenen Lider schmerzhaft stechend. Jemand schüttelte ihn an der Schulter, schlug ihm ins Gesicht, und dieselbe Stimme brüllte ihn jetzt an:
    »Maddrax! Kommen Sie endlich zu sich!«
    Matthew Drax fuhr abrupt hoch. Beinahe hätte er mit seiner heftigen Armbewegung Chandra Tsuyoshi von der Bettkante gefegt, die ihn immer noch hielt und schüttelte. Sie wich gerade noch rechtzeitig aus, bevor er ihr Kinn mit seinem Kopf rammte, und sprang auf.
    Heftig atmend blickten sie sich an, mit mehr oder minder wildem Blick.
    Dann wurden Matts Augen endlich klar, seine angespannte Haltung löste sich, und er sank in sich zusammen. Mit einer erschöpften Geste fuhr er sich durch das vom Schweiß verdunkelte blonde Haar und rieb sich dann das Gesicht. »Bin ich jetzt wach?«, flüsterte er.
    »Ich will es hoffen!«, schnappte Chandra.
    Matt lehnte sich zurück. Auch seine nackte Brust war schweißnass, sein Atem ging immer noch beschleunigt.
    »Tut mir Leid, ich bringe Sie schon wieder um Ihre Nachtruhe…«, seufzte er.
    »Allmählich bin ich dran gewöhnt!«, erwiderte sie schroff. »Inzwischen bin ich nicht nur Aufpasser, sondern auch Kindermädchen, wie es scheint, und Dienstmaschine, und was sonst noch alles.« Vor sich hinmurmelnd, verschwand sie aus dem Zimmer.
    Matt sah ihr nach. Schade, dass sie wieder in die förmliche Anrede verfallen war, dachte er bei sich. Beim Kampf gegen die tödliche Baumaschine mit Aiko Tsuyoshis Bewusstsein hatte es den Anschein gemacht, als würde Chandra endlich ein bisschen auftauen. [1] Doch dieser Eindruck hatte sich bald wieder verflüchtigt. Sie konnte eben nicht aus ihrer Haut. Dabei wünschte sich Matt, seine Aufpasserin würde endlich ihre Vorurteile gegen den »Erdbarbaren« ablegen.
    Inzwischen musste sie doch gemerkt haben, dass sie so verschieden nicht waren…
    Eigentlich wollte er unter die Dusche, aber er fühlte sich noch zu angespannt und ihm war ein wenig schwindlig. Er tastete nach der Sauerstoffmaske, die wie immer griffbereit auf dem Tischchen neben seinem Bett lag, setzte sie auf, stellte auf fünfzig Prozent und nahm zehn tiefe Atemzüge.
    Danach fühlte er sich etwas besser. Sein Puls normalisierte sich allmählich und der Schweiß trocknete auf seiner Haut.
    Inzwischen war er an die marsianischen Verhältnisse recht gut angepasst. Er konnte bei ruhiger Bewegung stundenlang ohne Atemgerät auskommen. Man hatte ihm sogar einen speziellen Fitnessraum eingerichtet, mit angepassten irdischen Bedingungen, damit seine Muskeln in der geringen Schwerkraft nicht so schnell verfielen.
    Aber heftige Bewegungen und starke Erregung machten ihm immer noch deutlich, dass er nicht zu Hause war, sondern auf dem Mars.
    Chandra kam zurück, mit einem dampfenden Becher Kräutertee in der Hand. Er schmeckte furchtbar, und Matt hätte alles für einen frisch gebrühten Kaffee gegeben, aber er wollte sich nicht undankbar zeigen.
    Außerdem entfaltete der Tee tatsächlich augenblicklich eine wohltuende Entspannung und Wärme und belebte zugleich seinen Kreislauf.
    »Geht es Ihnen besser?«, fragte seine Aufpasserin nun deutlich milder. Wenn sie aus dem Schlaf gerissen wurde, war sie besonders mufflig, bis sie richtig wach war. Allerdings sah sie stets wie aus dem Ei gepellt aus; und man konnte sagen, dass die Fähnchen, die sie privat trug, ihre Figur äußerst vorteilhaft zur Geltung brachten. Sie schien keine Probleme damit zu haben, sich ihm gegenüber so offenherzig zu zeigen.
    Wobei Matt ohnehin festgestellt hatte, dass viele Marsianer sich in temperierten Räumen gern
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher