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1596 - Abgrund der Zeit

Titel: 1596 - Abgrund der Zeit
Autoren: Unbekannt
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Bett. Ihr Blick fiel auf den Gegenstand mitten im Zimmer, und sie stemmte die Hände in die Hüften. „In der Nacht wolltest oder konntest du mir nicht sagen, was das für ein Ding ist", sagte sie. „Ich brachte dich nur mit Mühe davon weg. Es sieht nicht besonders antik aus, wenn ich es mir so überlege. „ Es klang ironisch und war auch so gemeint. Der Gegenstand setzte sich aus ovalen und kugelförmigen Gebilden zusammen, zwischen denen dreikantige, schlanke Dornen aufragten, die wie langgezogene Pyramiden aussähen. Kallia berührte vorsichtig eine mit der Fingerspitze. Das Metall fühlte sich warm an, als würde das Ding ständig beheizt. „Es ist ein Eigenbau", gähnte Myles Kantor. „Ich habe die vergangenen drei Monate fast jede Nacht daran gebastelt. Es wird mich ans Ziel führen." Übergangslos steckte wieder die Hast in ihm, die Kallia krank machte. Er griff nach seinem Gürtel, schnallte ihn sich um und schwebte durch die Tür hinüber in die Dusche. Sie hörte sein Pfeifen und Trällern, während das Wasser sprudelte und anschließend das Warmluftgebläse lief, das ihn trocknete.
    Als er zurückkehrte, lutschte er an einer der Zahntabletten, die sein Gebiß und den Rachen desinfizierten. Er kleidete sich an, und Kallia half ihm dabei. „Was ist es?" Sie hatte beschlossen, nicht eher aus dem Zimmer zu weichen, bis sie es wußte. „Was hast du damit vor?"
    „Später", vertröstete er sie, aber sie ließ sich nicht damit abspeisen. Sie versperrte ihm den Weg hinaus, und Myles ließ die Schultern sinken. „Du hast ja recht", seufzte er. „Ich erkläre es dir. Seit über zwei Jahren habe ich Angst, daß wir zu spät kommen könnten. Daß ES nicht mehr existiert. Ich habe gelernt, mit dieser Angst zu leben.
    Sie hat mich innerlich angetrieben, und ich wußte mir schließlich nicht anders zu helfen, als diese Uhr zu bauen. Niemand weiß bisher, daß es sie gibt. Aber sie ist noch unvollkommen in ihrer Funktionsweise.
    Wenn sie es nicht schafft, dann gelingt es mir auch nicht und keinem anderen."
    Er ließ sich auf das Bett zurücksinken und begann recht nachdenklich: „Kallia, ich habe diese Nacht einen furchtbaren Traum gehabt. Ich habe geträumt, Wanderer zu sehen. Die Kunstwelt von ES blähte sich auf wie ein Luftballon und zerplatzte. Ich bildete mir ein, den Todesschrei der Superintelligenz zu vernehmen. Er hallte überall in der Lokalen Gruppe wider, und er war so stark, daß er Millionen und Milliarden von Lebewesen überall auf den Planeten umbrachte oder in den Wahnsinn stürzte. Ich hielt es nicht mehr aus und floh irgendwohin. Als ich wieder zu mir kam, fand ich mich ohne mein Kantormobil in einem Kühlhaus mitten in Terrania und wäre erfroren, wenn ich die ganze Nacht darin zugebracht hätte. Wieso es ausgerechnet ein Kühlhaus sein mußte, ich weiß es nicht. Sicher ist nur, daß ich dort die gesamte Steueranlage außer Betrieb setzte, vermutlich, um meine Ruhe zu haben und nicht entdeckt zu werden."
    „Du stehst unter einem starken inneren Druck wie schon einmal", antwortete Kallia. „Du weißt, was sich damals ereignete, denn du hast dir die Aufzeichnungen immer wieder angesehen. Ist es wie damals, Myles?"
    Er schüttelte heftig den Kopf. „Nichts ist wie damals. Oder doch? Es sind völlig andere Voraussetzungen. Wenn ich nur wüßte, wie ich es beherrschen kann. Dann wäre viel gewonnen."
    Er wollte erneut hinaus, aber sie gab die Tür noch immer nicht frei. „Was ist das Ding da, Myles?"
    „Es ist meine derzeit einzige Hoffnung. Meine Wandereruhr." Er lächelte nachsichtig, und mit diesem Lächeln konnte er Kallia manchmal bis zur Weißglut treiben. „Wie eine umsieht es nicht gerade aus, oder?"
    „Eine Wandereruhr, ich verstehe. Du machst Bahnberechnungen. Du hast eine Art winziges Planetarium zur Darstellung und Berechnung der Wandererbahn gebaut."
    „Basierend auf dem Algomyles, ja. Aber es ist noch mehr. Ich versuche, es zu mehr zu machen.
    Komm jetzt. Wir wollen frühstücken."
    Sie gingen nach oben, Kallia im Pyjama und zu Fuß, Myles fertig angezogen und mit Hilfe seines Antigravgürtels. Sie durchquerten das akustische Abschirmfeld, und Kantor hatte den Eindruck, als sei er übergangslos von seiner Welt abgeschnitten und trete in eine neue ein. Er benötigte geraume Zeit, um sich an die vermeintliche Lautlosigkeit zu gewöhnen, die im Erdgeschoß herrschte. Er vermißte das Ticken der Uhren und lauschte dem Schlag seines Herzens, der sich längst diesem Rhythmus
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