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1596 - Abgrund der Zeit

Titel: 1596 - Abgrund der Zeit
Autoren: Unbekannt
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wie er sich bewegte. „Hör auf", bat er, doch sie ließ sich nicht beirren. „Es kommt nichts dabei heraus. Kytoma ist ein Geistwesen ohne Körper. Selbst wenn sie die Fähigkeit der Körperprojektion besitzt, wird sie immer ein Phantom bleiben. Ich dagegen bin real. Ich existiere wirklich."
    Er setzte sein liebevollstes Lächeln auf. - „Aber das weiß ich doch. Was würde ich ohne dich tun?"
    „Nicht wahr? Genau das versuche ich dir seit Monaten beizubringen. Aber du bist ein Holzklotz, Alaska. Ein alter, verbitterter Geselle, eine knorrige Wurzel eines vieltausendjährigen Baumes."
    „Dann gehe vorsichtig mit dieser Wurzel und dem gesamten Baum um und komme nicht auf den Gedanken, ihn zu fällen, nur weil dir sein Holz gefällt."
    Sie zog sich in den Hintergrund der Steuerkanzel zurück, um über seine Worte nachzudenken.
    Wie er sie kannte, ärgerte Sie sich, weil sie erst nachdenken mußte und ihr diesmal die Schlagfertigkeit für einen raschen Konter fehlte.
    So ist das nun einmal, wenn ein alter Kerl und ein junges Mädchen unter einem Dach leben, dachte er belustigt. Dabei ist sie gar nicht so jung, wie sie tut.
    Siela Correls Geist war etliche Jahrhunderte älter als ihr Körper. Sie war eine Ungeborene gewesen, wie sie es immer bezeichnet hatte. Er kannte ihr Schicksal, aber ihre Herkunft lag noch immer im Dunkel der Vergangenheit. Niemand konnte sagen, wie ihre leibliche Mutter geheißen hatte und wer ihr Vater gewesen war. Dies schien nicht einmal MUTTER selbst zu wissen.
    Dieser alte, reife Geist stellte eine Brücke zu der jahrtausendealten Erfahrung des ehemaligen Maskenund Aktivatorträgers dar. Demgegenüber stand die noch pubertäre und unreife Psyche der inzwischen neunzehnjährigen Frau.
    Was daraus wurde, das stand in den Sternen.
    MUTTER stürzte in den Normalraum zurück, und Alaska musterte die Sternenpracht der Milchstraße.
    Augenblicke später verschwand das Bild, um nach kurzer Zeit erneut zurückzukehren. Das Raumschiff hatte den Rand des Solsystems erreicht und sandte seinen Identifizierungskode aus.
    Die Wachstationen, die eine Lichtstunde außerhalb des Trümmerrings des ehemaligen Planeten Pluto im All hingen, verarbeiteten ihn und sandten ihn per Hyperfunk nach Terra. „Ihr habt die Erlaubnis, einen Kurzsprung bis in die Nähe des Mars durchzuführen", teilte ihnen ein Syntron mit. „Haltet euch in deutlichem Abstand über den Planetenbahnen. Ein Patrouillenschiff des vierten Planeten erwartet euch."
    Gleichzeitig mit dieser Mitteilung empfing MUTTER die Koordinaten ihres Ziels. Das Schiff verschwand ein letztes Mal im Hyperraum. Vom Mars nach Terra war es danach nur ein Katzensprung, und Alaska konnte es kaum erwarten, endlich wieder seinen Fuß auf die alte Erde zu setzen. „Was hältst du davon, wenn ich im Schiff bleibe?" fragte Sie aus dem Hintergrund. „Was soll ich auf Terra? Meine Heimat ist MUTTER."
    „Von mir aus. Schließ dich in deiner Kabine ein. Es wird sich nicht vermeiden lassen, daß ich unseren Freunden beibringen muß, daß du im Oberstübchen nicht ganz richtig bist."
    „Sag es doch so, wie du es denkst", rief sie laut. „Daß ich einen Sprung in der Schüssel habe!"
    Alaska brachte es fertig, ein todernstes Gesicht zu machen. Während auf dem Bildschirm die blaue Kugel des ehemals Roten Planeten auftauchte, schwenkte er seinen Sessel herum und sah Siela durchdringend an. „Ich wußte nicht, daß es so schlimm ist", ächzte er. Der Betroffenheit in ihrem Gesicht entnahm er, daß er sie nun völlig aus der Fassung gebracht hatte.
    Eins zu null für mich, dachte er. Aber was heißt das schon.
    Wie er Siela Correl kannte, war sie in der Lage, schon in der nächsten Minute den Spieß umzudrehen.
     
    *
     
    Als er erwachte, war draußen heller Tag. Er spürte die Wärme an seinem Körper und öffnete ein Auge. Kallia lag neben ihm und hielt ihn umschlungen, als wolle sie ihn nie mehr fortlassen.
    Myles hob ein wenig den Kopf und sah sich um. Das blaue Leuchten war erloschen, also hatte er die Uhr in der Nacht ausgeschaltet. „Wenn ich so weitermache, verschlafe ich noch Wanderer", murmelte er. Kallia hörte es und sah ihn übergangslos an. „Du bist wach", stellte sie fest und hauchte ihm einen Kuß auf den Mund. „Dann kann ich aufstehen. „ „Sag bloß, du hast dich wegen mir nicht bewegt!" rief er mit leichtem Vorwurf. „Ich war schon wach, wollte dich aber nicht wecken."
    Sie drückte ihn kurz an sich, dann schob sie sich rückwärts aus dem
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