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1585 - Eine Leiche nach Akkartil

Titel: 1585 - Eine Leiche nach Akkartil
Autoren: Unbekannt
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wuchsen, verschwunden waren. Dann schaltete er den Interkom ein. Myles Kantor meldete sich sofort. „Aus unserem Mittagessen wird nichts", sagte der Pararealist. „Ich muß mich ohne Zögern an die Arbeit machen. Die Nakken wollen Balinors Leiche haben. Und wenn ihr Abgesandter erst einmal die richtigen Worte gefunden hat, werden wir ihre Bitte erfüllen müssen.
     
    2.
     
    Sato Ambush kauerte im Lotossitz. Er empfand Unbehagen. Was für ihn früher eine Selbstverständlichkeit gewesen war, kam ihm jetzt gefährlich vor. Er fixierte den gläsernen Sarg mit den Überresten des unglücklichen Balinor und weckte das Ki, jene dem Bereich des Übernatürlichen angehörende Kraft, die im Zentrum des Ich ihren Sitz hat und für den harmonischen Zusammenhalt zwischen Körper und Seele verantwortlich ist. Er spürte, wie das Unheimliche sich zu regen begann, und schloß die Augen, um sich auf sein Vorhaben zu konzentrieren.
    Er fürchtete sich.
    Er war noch ein junger Mann gewesen, als er begonnen hatte, sich mit der Theorie der parallelen Wirklichkeiten zu beschäftigen. Er war der Tradition und dem Glauben seiner Vorfahren verhaftet. Mehr aus Neugierde hatte er begonnen, mit der Kraft des Ki zu experimentieren, und es war ihm tatsächlich gelungen, sich selbst auf eine andere Realitätsebene zu versetzen.
    Das war der Beginn einer Laufbahn gewesen, die ihn zum allseits anerkannten Pararealisten gemacht hatte.
    Wenn von parallelen Wirklichkeiten die Rede war, fiel unweigerlich der Name Sato Ambush. Er hatte die Theorie der Pararealität vervollkommnet. Man wußte jetzt, daß Wirklichkeitsebenen, die neben der aktuellen Wirklichkeit lagen, Ausschnitte aus parallelen Universen waren, die nur um einen Strangeness-Quantensprung vom Standarduniversum entfernt waren. Man wußte auch, daß Übergänge zwischen eng benachbarten Realitätsniveaus ohne großen technischen Aufwand mit geringen Dosen ultrahochfrequenter Hyperenergie bewirkt werden konnten.
    Aber nach wie vor war Sato Ambush bislang der einzige, der die erforderliche UHF-Energie ganz ohne Gerät, nur mit der Hilfe seines Ki erzeugen konnte. Er hatte, was den Übergang von einer Realitätsebene zur anderen betraf, staunenerregende Leistungen erzielt. Mit seiner vom Schicksal begnadeten Begabung hatte er die Tore des Loolandre geöffnet und die Niederlage des Ewigen Kriegers Pelyfor vorbereitet. Er hatte gelernt, andere Wesen in die Transition zwischen Wirklichkeitsniveaus mit einzubeziehen. Mit Hilfe dieser Fähigkeit war es ihm gelungen, eine ganze Reihe von Problemen zu lösen.
    In jüngster Vergangenheit war er jedoch unsicher geworden. Er fühlte sich unwohl in den parallelen Wirklichkeiten, in die er sich mit der Kraft seines Ki versetzte. Er hatte längst aufgegeben, andere auf seine Pararealitätsreisen mitzunehmen. Er hatte den Eindruck, er könne sich für ihre Sicherheit nicht mehr verbürgen.
    Woher sein Unbehagen rührte, wußte er nicht. Lag es daran, daß sein Ki abnahm und er keinen stabilen Übergang zu einer anderen Wirklichkeitsebene mehr zustande brachte - oder war es im Gegenteil so, daß die Kraft des Ki zugenommen hatte, so daß die Pararealität, in die er sich transferierte, Oberhand über die aktuelle Wirklichkeit gewann und er der Gefangene einer fremden Realität wurde? Er vermochte das nicht zu ergründen. Es gab keine Möglichkeit, die Intensität des Ki objektiv zu messen. Eben das machte ihn unsicher.
    Er hätte auf den Versuch, den er jetzt zu unternehmen im Begriff war, gerne verzichtet. Aber er war Mitglied des Projektteams UBI ES. Was er tun konnte, um der Suche nach dem Überwesen ES zum Erfolg zu verhelfen, mußte er tun.
    Hinter geschlossenen Lidern formte er in seinem Bewußtsein ein Bild des Nakken Balinor, wie er ausgesehen haben mochte, als er noch lebte. Dann ließ er der Kraft des Ki freien Lauf.
    Als er die Augen wieder öffnete, befand er sich in einer anderen Welt.
     
    *
     
    Er stand in einem spärlich erleuchteten Korridor, dessen Wände, Decke und Boden aus natürlich gewachsenem, nur flüchtig bearbeitetem Fels bestanden. Es war still ringsum. Die Luft war kühl und feucht und trug Gerüche mit sich, die ihm bekannt vorkamen. Im Augenblick jedoch konnte er sie nicht identifizieren.
    Er wußte nicht, wohin er sich wenden sollte. Er hatte diese Parallelwirklichkeit gezielt angesteuert. Wenn er erfolgreich gewesen war, dann würde er hier irgendwo auf Balinor stoßen - auf einen Balinor, der noch am Leben war und
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