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1585 - Eine Leiche nach Akkartil

Titel: 1585 - Eine Leiche nach Akkartil
Autoren: Unbekannt
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es ihm tatsächlich gelang, das Ki zu mobilisieren und eine Umkehr des Realitätsgradienten zu bewirken, wo würde er dann landen?
    Er sah sich um. Er stand auf einer grasigen Fläche, die auf drei Seiten von dichtem Wald umgeben war. Zur vierten Seite hin öffnete sich der Blick auf einen sanft geneigten Hang, der sich nach wenigen hundert Metern in einer dichten Nebelbank verlor. Über den Nebel hinweg waren in der Ferne Berge au sehen und eine von Gipfeln umrahmte Hochebene. Etwas glitzerte dort im Schein einer fremden Sonne. Er kniff die Augen zusammen. Sein Sehvermögen war nicht mehr das beste. Er neigte zur Kurzsichtigkeit. Es schien ihm, als seien am Rand der Hochebene die Umrisse von Gebäuden zu sehen. Aber sicher war er seiner Sache nicht. Die Entfernung war zu groß.
    Er kauerte sich nieder. Er durfte keine Zeit verlieren. Je länger er sich hier aufhielt, desto schwerer würde es ihm fallen, in die aktuelle Wirklichkeit zurückzukehren - wenn es dorthin überhaupt noch einen Weg gab. Er schloß die Augen und konzentrierte sich auf die Kraft im Zentrum seines Ichs.
    Da hörte er Schritte. Sie schlurften durch das Gras heran. Verwundert sah er auf. Es war ein Mann, der auf ihn zukam, ein Terraner. Er war soeben aus der Nebelbank hervorgetreten. Er hielt den Blick zu Boden gesenkt, aber er wußte genau, wohin er zu gehen hatte: Er kam geradewegs auf den Pararealisten zu.
    Sato Ambushs Haltung versteifte sich. Je näher der Mann kam, desto deutlicher glaubte er ihn zu erkennen. Als er noch etwa fünfzehn Schritte entfernt war, gab es keinen Zweifel mehr. „Ellert!" rief der Pararealist. „Ernst Ellert!"
    Der Mann blieb stehen. Er hob den Blick und sah den kleinen Menschen mit dem großen Kopf erstaunt an. „Du kennst mich?" fragte er auf terranisch. „Natürlich kenne ich dich!" rief Sato Ambush. „Wer sollte Ernst Ellert, den ehemaligen Teletemporarier, nicht kennen? Auch ich sollte dir eigentlich bekannt sein. Wir sind einander mehrmals begegnet."
    Der Mann, der Ernst Ellert zu sein schien, runzelte die Stirn. „Ich kann mich nicht erinnern ...", sagte er unsicher.
    Es kam Sato Ambush zu Bewußtsein, daß er sich um zwei Strangeness-Quantensprünge von der aktuellen Wirklichkeit entfernt hatte. In der Aktualität hatten er und Ernst Ellert einander gekannt. Aber wer wollte wissen, wie sich die Dinge auf dieser fremden Realitätsebene verhielten? Es war durchaus möglich, daß auf diesem Niveau Ernst Ellert und Sato Ambush niemals zusammengetroffen waren. „Ich bin Sato Ambush", sagte der Pararealist. „Kennst du meinen Namen nicht?"
    „Ich kenne ihn", antwortete Ellert. „Er ist mir genannt worden. Aber dich kenne ich nicht." Der Pararealist horchte auf. „Woher kennst du meinen Namen?" fragte er. „Wer hat ihn dir genannt?"
    „Der Mächtige, der dich einlädt, einer von uns zu werden."
    „Wer ist das?"
    „Du kennst ihn", lächelte Ellert. „Oder siehst du nicht, auf welcher Welt du dich befindest?"
    Da kam Sato Ambush eine Ahnung, die so ungeheuerlich war, daß sie ihm den Atem verschlug.
    Von neuem suchte sein Blick die in dunstiger Ferne liegende Hochebene. Jetzt war er seiner Sache sicher.
    Dort waren die Umrisse von Gebäuden. Er glaubte, die filigrane Struktur eines Turmes zu erkennen, der sich weit über das Niveau der übrigen Bauwerke erhob. Das Glitzern! Warum hatte er nicht gleich erkannt, was es bedeutete? Der Wasserfall! Der Strom, der sich über die Kante der Hochebene in ein Meer stürzte, das hinter der Nebelwand verborgen lag! „ES", flüsterte er. „Du hast es erkannt", sagte Ernst Ellert freundlich. „Willst du mit mir kommen?"
    „Wohin?"
    „In den Frieden. In die Gemeinschaft der von der Bürde des Körpers befreiten Geister."
    Sato Ambush schnellte in die Höhe. Die Angst hatte ihn gepackt. Ernst Ellert existierte als physische Entität nicht mehr. Sein Bewußtsein war im Mentalpool der Superintelligenz ES aufgegangen. Der Friede, von dem er sprach, die Gemeinschaft der von der Bürde des Körpers befreiten Geister: Das war der Bewußtseinsspeicher des Überwesens!
    Der Ernst Ellert, der vor ihm stand, war weiter nichts als eine Projektion. Und wenn er ihm folgte, dann würde er selbst ebenfalls seine physische Existenz aufgeben und zu einem der Geistesinhalte werden, die in der Superintelligenz ihre endgültige Bestimmung - oder sollte man sagen, ihre letzte Ruhestätte? - gefunden hatten. „Ich komme nicht mit dir!" erklärte er mit Bestimmtheit. Ernst Ellert
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