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1585 - Eine Leiche nach Akkartil

Titel: 1585 - Eine Leiche nach Akkartil
Autoren: Unbekannt
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sich seines Exoskeletts und aller technischer Geräte entledigt, die ihm bisher dazu verholfen hatten, seine Umwelt wenigstens fragmentarisch zu verstehen.
    Als körperliches und geistiges Wrack war er durch den Dschungel von Nobim geirrt. Das Siedlermädchen Anjannin Tish hatte sich seiner angenommen. Aber auch sie hatte nicht verhindern können, daß der Nakk nach kurzer Zeit starb. Julian Tifflor und seine Suchmannschaft von der PERSEUS hatten nur noch den toten Balinor bergen können.
    Die Sache hatte viel Staub aufgewirbelt. Auf irgendeine bisher unerklärte Weise war Balinor dafür verantwortlich, daß das Galaktische Ortungssystem Wanderer-Alarm gegeben hatte. Von dem Nakken ging offenbar ein Einfluß aus, der GALORS zu der Annahme veranlaßte, der Kunstplanet Wanderer sei wieder einmal im Realuniversum materialisiert. Als bekannt wurde, daß das Suchteam der PERSEUS weiter nichts hatte finden können als die Leiche eines Nakken, da hatte Sato Ambush darum gebeten, daß Balinors Überreste auf dem schnellsten Weg nach Terra überstellt würden.
    Der Pararealist hatte vorläufig keine genaue Vorstellung, welche Untersuchungen er an der Leiche des Nakken vornehmen sollte. Er wollte den Effekt lokalisieren, auf den GALORS angesprochen hatte. Für seine Experimentierzwecke hatte er im Waringer-Building in Terrania in aller Eile ein Speziallabor herrichten lassen.
    In der ersten Untersuchungsphase würde er die körperlichen Überreste des Nakken mit Mikrosonden absuchen.
    Die Sonden waren auf hyperenergetische Strahlung ausgerichtet. Viel sprach dafür, daß Balinor, als er aus der Raumzeitfalte auftauchte, Signale auf Hyperenergie-Basis von sich gegeben hatte, die den Emissionen ähnelten, die von der Kunstwelt Wanderer ausgingen, wenn sie aus dem Hyperraum zum Vorschein kam.
    Bei allem, was mit der Suche nach der verschwundenen Superintelligenz ES zu tun hatte, arbeitete Sato Ambush eng mit Myles Kantor zusammen. Der junge Wissenschaftler hatte nicht nur seine Arbeitsräume, sondern auch sein Wohnquartier ebenfalls im Waringer-Building. Myles stand den Versuchen, die der Pararealist mit den Überresten des Nakken anstellen wollte, eher skeptisch gegenüber. „Kann sein, daß er auf Hyperenergie-Basis gestrahlt hat, als er noch lebte", hatte er gesagt. „Aber die Leiche gibt doch gewiß keine Signale mehr von sich."
    Das Argument war nicht von der Hand zu weisen. Sato Ambush selbst war nicht übermäßig optimistisch, was die Erfolgsaussichten seiner Experimente anging. Eines jedoch war ihm klar: Mit Balinor verband sich ein Geheimnis, das zu dem Überwesen ES Bezug hatte. Was immer getan werden konnte, um diesem Geheimnis auf die Spur zu kommen, das mußte getan werden.
    Er schaltete die Anlage ein. Projektoren, die unter der Decke des Laborraums installiert waren, erzeugten mikroskopische Strukturfelder, die mühelos die Glassitwände des sargähnlichen Behälters durchdrangen und sich auf ihren vorprogrammierten Kurs begaben. Die Strukturfelder als solche waren unsichtbar.
    Aber Sato Ambush hatte Vorkehrungen getroffen, daß sie elektromagnetische Strahlung aussandten, durch die die Moleküle des Helium-Stickstoff-Gemischs, in dem die Leiche ruhte, zur Abgabe sichtbaren Lichts angeregt wurden. Daher erschien jedes Mikrostrukturfeld als ein winziger, aber leuchtstarker Funke, dessen Bewegung das Auge mühelos zu folgen vermochte.
    Bildflächen leuchteten auf. Reihen von Ziffern und Zeichen erschienen, dazu graphische Darstellungen. Die Mikrosonden - es waren insgesamt acht, die wie winzige Leuchtkäfer über die zerfallende Körpermaterie des Nakken dahinglitten - waren auf unterschiedliche Frequenzbereiche des hyperenergetischen Spektrums geeicht.
    Die Anzeigen waren negativ. Die Striche auf den graphischen Darstellungen verliefen flach und eben. Die Ziffern waren Nullen. Balinor war so tot, wie er aussah.
    Minuten vergingen. Der Pararealist hatte sich schon damit abgefunden, daß er auf diese Weise das Geheimnis, das den Nakken mit der Superintelligenz ES verband, nicht würde enthüllen können. Da glitt einer der acht Mikrosonden über jenen Teil der Leiche, der einst Balinors Schädel dargestellt hatte - wenn man bei einem Nakken überhaupt von einem Schädel sprechen konnte und nicht lieber „das obere Körperende" dazu sagen wollte.
    Plötzlich bekam einer der Striche auf den Diagrammen einen scharfen Knick und stieg steil nach oben. Es bildete sich ein kleines Plateau. Dann sank der Strich wieder ab.
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