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1539 - Im Wald der Wölfe

1539 - Im Wald der Wölfe

Titel: 1539 - Im Wald der Wölfe
Autoren: Jason Dark
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war.
    »Komm mit ins Büro.«
    »Gut.«
    Über die Kaffeelache und die Scherben der Tasse auf dem Boden sprach Warren nicht. Die Kamera lag auf dem Tisch. Ted griff mit einer hastigen Bewegung danach.
    »Pass auf«, flüsterte er, »ich habe zwei Bilder geschossen. Ich zeige sie dir.« Er hielt den Fotoapparat in Augenhöhe, damit Sam auf den kleinen Monitor schauen konnte, ohne sich bücken zu müssen. »Da, da kannst du es sehen.«
    »Gut.« Sam Warren war nicht davon überzeugt. Er glaubte an etwas anderes, aber er musste sich eines Besseren belehren lassen, als er die beiden Fotos sah. Sie waren sehr scharf und zeigten eine Gestalt, die am Boden hockte und durch die Gitterstäbe schaute.
    »Na, was sagst du?«
    »Ist er das?«, flüsterte Warren.
    »Ja, das ist er. Auch wenn du ihn nicht richtig erkennst, aber schau auf seine Kleidung und erinnere dich daran, was der Ire anhat. Das ist er, Sam.«
    Warren musste schlucken. Er war alles andere als auf den Mund gefallen, in diesem Fall jedoch fehlten ihm die Worte. Er sah mit eigenen Augen, was ihm das Bild zeigte, nur war es für ihn so gut wie unmöglich, dies zu akzeptieren.
    »Das habe ich aufgenommen.«
    »Schon gut«, sagte Warren leise. »Ich habe es gesehen.«
    »Danke.« Ted legte den Apparat auf den Schreibtisch. »Und was sagst du dazu?«
    »Es ist unglaublich.«
    »Genau, Sam, aber nicht unmöglich. Es hat diese Verwandlung gegeben, und zwar in ein Tier, in einen Wolf.«
    »Nein, Ted, nicht nur in einen Wolf. Ich glaube, dass man in diesem Fall von einem Werwolf sprechen kann. Der Überlieferung nach können sich Menschen nicht in Wölfe verwandeln, sondern nur in Werwölfe, davon müssen wir ausgehen.«
    Ted Franklin schaute seinen ehemaligen Kollegen mit einem ungläubigen Blick an. »Daran glaubst du?«
    »Ja, daran glaube ich. Es ist zwar eine Sache, die man kaum fassen kann, aber sie trifft zu. Es gibt ja hier die alte Legende, die davon erzählt.«
    »Du meinst Karen Foster?«
    »Genau die.«
    »Ach, das ist doch…«, Ted hob die Schultern. »Sie lebt doch jetzt als Mensch bei uns.«
    »Das weiß ich. Aber sie hat auch mal woanders gelebt. Und das nicht nur für zwei Tage.«
    »Was machen wir jetzt? Ich weiß mir im Moment keinen Rat mehr.«
    »Das ist auch nicht einfach, Ted. Mensch und Werwolf. Ich weiß nicht viel darüber. Er hat sich mitten in der Nacht verwandelt, und das könnte wieder geschehen. Daher wäre es gut, wenn er weiterhin hier in der Zelle bleibt. Da kann er kein Unheil anrichten. Hier kann er keinem Menschen gefährlich werden, wenn du verstehst, mein Junge.«
    »Das habe ich. Du meinst also, dass ich die Dinge auf sich beruhen lassen soll?«
    Sam nickte.
    Ted Franklin überlegte. So richtig gefiel ihm der Vorschlag nicht. Er konnte seinen Vorgänger verstehen, der kein Aufsehen erregen wollte.
    Aber das war nicht sein Ding, und so fragte er ihn: »Hättest du als Polizist auch so gehandelt?«
    Sam Warren stöhnte auf. »Stell mir nicht so schwere Fragen, mein Junge. Ich weiß es nicht. Ich wollte immer meine Ruhe haben, ehrlich. Ich war froh, wenn die Tage und Nächte ohne großen Stress abliefen. Wahrscheinlich hätte ich auch so gehandelt. Man muss nicht alles ans Tageslicht bringen.«
    »Klar, das ist am besten. Aber die Dinge auf sich beruhen lassen? Ich weiß nicht. Dieser Brett Mahony ist eine Gefahr, wenn ich das richtig sehe. Er ist für mich kein normaler Mensch mehr, und darauf muss ich reagieren. Was passiert, wenn er wieder im Wald ist und seiner Arbeit nachgeht? Er ist dort doch nicht allein, sondern unter Kollegen. Stell dir mal vor, er verwandelt sich.«
    »Die Männer arbeiten nicht in der Nacht.«
    »Schon.« Ted setzte sich auf die Schreibtischkante. »Ich frage mich natürlich, wo er sich diesen Virus geholt hat. Bestimmt nicht hier im Ort. Das muss im Freien gewesen sein, und ich kann mir da nur den Wald in der Nähe vorstellen. Tut mir leid, wenn ich so denke. Aber so ist das nun mal.«
    »Gut, es ist dein Job.«
    Franklin merkte, dass dieses Thema den pensionierten Kollegen nicht mehr interessierte. Das konnte er ihm nicht einmal verdenken, denn er trug nicht mehr die Verantwortung.
    »Denk darüber nach, Junge. Noch brodelt es nur unter der Oberfläche. Lass den Deckel drauf. Den Rat gebe ich dir als älterer Mensch. Es ist wirklich manchmal besser, wenn man die Dinge auf sich beruhen lässt oder sie einfach aussitzt.«
    »Ha, das ist nicht mein Ding.«
    »Wie du willst.« Sam Warren unterdrückte nur
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