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1539 - Im Wald der Wölfe

1539 - Im Wald der Wölfe

Titel: 1539 - Im Wald der Wölfe
Autoren: Jason Dark
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bin.«
    Ich war nicht mal sehr überrascht, denn die mächtige Werwölfin Morgana Layton hinterließ überall ihre Spuren. Zuletzt hatte ich dies in Rumänien erlebt.
    »Ja, ich kenne sie.«
    »Das ist gut. Denn sie ist beauftragt worden, den Keim der Wölfe weiterzugeben. Ich war dafür besonders ausersehen, denn man hatte mich ausgesetzt. Es gab damals noch Wölfe hier. Sie haben sich um mich gekümmert. Ein Wunder der Natur, und meine Beziehung zu ihnen brach nie ab. Das muss Morgana gespürt haben. Als wir uns trafen, wusste ich sofort, wie wunderbar sie war, und ich habe mich ihr voll und ganz hingegeben. Wir gehörten zusammen, wir waren wie zwei Schwestern. Sie hat mich fasziniert. Ich wollte so werden wie sie. Ich wollte alles auskosten, was die Wölfe zu bieten haben, und ich bin nicht enttäuscht worden.«
    »Dann hat sie dich gebissen?«, fragte ich.
    »Genau das hat sie getan. Ihr Keim, ihr Erbe steckt in mir. Sie hat mich auf diesen Weg gebracht, aber wie ich dir schon sagte, sie hat mich auch gewarnt. An diesem Abend habe ich gespürt, dass es so weit war. Ich habe meinen Plan leider nicht verwirklichen können. Du bist schneller gewesen. Leider hast du mich zu einem Zeitpunkt gefunden, der nicht günstig für mich ist, denn ich stecke noch mitten in der Verwandlung.«
    »Dann bin ich zu früh erschienen?«
    »Ja, bist du.«
    »Und jetzt?« Ich war auf ihre Antwort gespannt, denn ich selbst hatte sie mir bereits gegeben.
    »Du musst das tun, was du dir vorgenommen hast. Doch auch mir ist mein Weg vorgegeben. Wir können ihn nicht gemeinsam gehen. Das ist mir schon klar.«
    »Ja, du sagst es.«
    Karen Foster stand auf. Sie tat es mit einer langsamen und dennoch geschmeidigen Bewegung. Nichts wies auf eine Feindschaft und auf eine Veränderung bei ihr hin, aber ich warf einen Blick in ihre Augen, und da sah ich es.
    Sie fingen an, sich zu verändern. Das Dunkle verschwand, möglicherweise stieg etwas aus der Tiefe der Pupillenschächte hervor, das bisher darin verborgen gewesen war, denn die helle Farbe, ein kaltes Gelb, überwog plötzlich. Ich hielt den Atem an. Meine rechte Hand umschloss das Kreuz, das sich inzwischen stärker erwärmt hatte.
    »Es kann nur einer überleben, John Sinclair!«
    »Ja.«
    Nach meiner Antwort hörte ich das Fauchen. Nicht sehr laut, aber zugleich ein Zeichen, dass die Mutation beginnen würde. Ich ließ Karen nicht aus den Augen. Ihr Körper bewegte sich von einer Seite zur anderen. Sie zog die Schultern an, ließ sie wieder sinken, sie öffnete ihren Mund, und ich wurde Zeuge, wie er sich veränderte. Die Lippen drückten sich nach vorn. Sie waren dabei, eine Schnauze zu bilden, und da diese offen stand, konnte ich auch das Wachsen der Zähne beobachten, die an ihren oberen Enden spitz zuliefen.
    Die Schöne und das Biest!
    Bei ihr traf nicht nur beides zu. In ihr steckten auch diese beiden Extreme. Die Arme fingen an zu zucken, und dieses Zucken übertrug sich auf die Hände, die sich schon streckten und dabei immer mehr die Form von Krallen annahmen.
    Wann war für mich der richtige Zeitpunkt gekommen, um einzugreifen?
    Ich hatte keine Ahnung und verließ mich dabei auf mein Gefühl, das mich nur selten im Stich gelassen hatte. Einem Kampf mit ihr wollte ich möglichst aus dem Weg gehen, denn wenn sie sich völlig verwandelt hatte, würde sie unberechenbar sein.
    Karen stöhnte. Sie litt. Die Haare wuchsen immer dichter. Jetzt bedeckte bereits ein dichtes Fell ihren Körper, und nur die obere Hälfte des Gesichts war menschlich zu nennen.
    »Es muss sein«, sagte ich und fegte den Tisch zur Seite.
    Freie Bahn.
    Karen wollte mich anspringen, aber ich war schneller, und ich warf mich ihr entgegen.
    Karen Foster konnte nicht mehr ausweichen. Zwar wollte sie sich noch zur Seite drehen, aber in diesem Moment erwischte sie die volle Kraft des Kreuzes.
    Ihr Schrei gellte in meinen Ohren. Sie musste wahnsinnige Schmerzen verspüren, und sie wirbelte herum, um einen Ausweg zu finden. Da gab es nur das Fenster.
    Es stand zwar offen. Nur nicht so weit, als dass sie hätte hindurchspringen können. So prallte sie gegen die Scheibe, und zwar so heftig, dass das Glas zerbrach.
    Karen Foster, die halb Mensch und halb Wölfin war, stürzte hinaus, und Scherben regneten auf sie hinab. Ich war schnell am Fenster und glaubte, sie noch aufprallen zu sehen.
    Sie blieb auf dem Bauch liegen. Sie brüllte noch immer. Ihr Körper zuckte hoch und wieder zurück, und dabei veränderte er sich
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