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1539 - Im Wald der Wölfe

1539 - Im Wald der Wölfe

Titel: 1539 - Im Wald der Wölfe
Autoren: Jason Dark
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Kraft gesegnet, und die kam jetzt voll zum Tragen. Er packte zu und riss eine Gestalt zur Seite, bei der es sich tatsächlich um einen Werwolf handelte. Als sie kippte, geriet sie für einen winzigen Moment in meinen Lichtstrahl, und ich sah das offene Maul mit dem gefährlichen Gebiss.
    Dann fiel der Wolf ins Laub.
    Suko sprang zurück.
    Ich wechselte die Lampe in die linke Hand und zog mit der rechten die Beretta.
    Die Bestie wuchtete sich wieder in die Höhe. Dabei riss sie Laub hoch und schleuderte es weg. Ein paar Blätter trudelten auf uns zu, ohne uns jedoch zu behindern.
    Ich feuerte.
    Die Kugel jagte in den Leib des Werwolfs.
    Er schrie jaulend auf, dann sackte er zusammen, landete aber nicht am Boden, sondern warf sich herum und versuchte zu fliehen. Er lief schnell, die Dunkelheit schützte ihn sofort, sodass er für mich zu einem Schatten wurde und kein Ziel mehr war, das von einer Kugel hätte getroffen werden können.
    Trotzdem wussten wir, wo er sich befand. Seine Schreie wiesen uns den Weg.
    Suko holte seine Lampe wieder hervor. Ich war bereits unterwegs und nahm die Verfolgung auf.
    Auf freier Strecke wäre es leichter gewesen. Hier in der Dunkelheit standen mir zu viele Bäume im Weg, die ich nicht wegzaubern konnte und ihnen ausweichen musste.
    Das Licht war auf meiner Seite. Der Strahl huschte durch die Lücken zwischen den Bäumen, und der Kegel erwischte hin und wieder eine im Zickzack laufende Gestalt, die offensichtlich Mühe hatte, sich auf den Beinen zu halten.
    Ganz im Gegensatz zu mir, denn ich holte auf.
    Auch wenn der Werwolf mal für wenige Augenblicke aus dem Lichtstrahl verschwand - ich war schneller als er, und ich sah auch, dass er nicht mehr normal lief. Er schwankte von einer Seite zur anderen und sackte dann nach links weg. Er tauchte auch nicht wieder auf, sodass ich vorsichtig wurde.
    Es war gut so, denn wenig später sah ich, dass die Bestie mit dem linken Fuß auf eine Stelle getreten war, an der es keinen festen Untergrund mehr gab.
    Sie war gestürzt und lag im Laub. Sie schlug um sich. Sie wirbelte die Blätter in die Höhe, und das alles wurde vom Strahl meiner Lampe aus dem Dunkel gerissen.
    Eine Silberkugel hatte ich in seinen Körper geschossen, und die Kraft dieses geweihten Geschosses reichte aus, um der Bestie die furchtbare Existenz zu nehmen.
    Noch lag sie nicht still. Sie schrie. Das Maul stand weit offen. Jeder Laut schien darauf hinzuweisen, dass es mit ihrem verdammten Dasein zu Ende ging.
    Der Mensch war zu einer Bestie geworden, und diese war jetzt dabei, sich zurückzuverwandeln.
    Der Wolf wurde wieder zu einem Menschen.
    Aber zu einem, der nicht mehr leben würde. Das stand fest. So waren die Gesetze nun mal.
    Ich blieb nicht mehr stehen. Ich rutschte hinein in die Mulde und strahlte mit der Lampe direkt in das Gesicht, das immer mehr menschliche Züge annahm.
    Es entwickelte sich zurück, was auch mit dem Körper geschah. Eine Metamorphose, die das Grauen vernichtete.
    Ich schaute in die Augen hinein. Sie standen offen, aber der Blick war leblos.
    Auch hier waren die Gesetze nicht gebrochen worden. Vor mir lag ein Toter. Ein Mann, der seine Rückkehr in die Normalität wahrscheinlich nicht einmal mehr mitbekommen hatte. Aber meine Kugel hatte ihn von einem schrecklichen Fluch erlöst, bevor er sein erstes Opfer hatte reißen können. Schon allein deswegen hatte sich die Fahrt hierher gelohnt.
    Das Gesicht des Mannes war mir fremd. Unser Kollege würde uns die entsprechenden Auskünfte geben, falls er nicht zu schwer verletzt war.
    Ich ging zu ihm und Suko zurück, um den beiden die gute Nachricht zu überbringen.
    Ted Franklin saß auf dem Boden. Seinen Rücken hatte er gegen den Baumstamm gedrückt. Suko kniete bei ihm und tupfte mit einem Taschentuch sein Gesicht ab. Da ich mich nicht lautlos nähern konnte und mich das Rascheln des Laubs verriet, drehte er sich um und sah mir entgegen.
    Er stellte die Frage nicht laut. Ich entdeckte sie in seinem Blick.
    Die Antwort gab ich so, dass sie von beiden Männern gehört werden konnte.
    »Er ist erlöst.«
    »Sehr gut. Hat eine Kugel ausgereicht?«
    »Sicher.«
    »Die alten Methoden sind immer noch die sichersten.«
    »Du sagst es.«
    Der junge Kollege war zwar angeschlagen, aber nicht taub. Er hatte unser Gespräch verfolgt und fragte mit leiser Stimme: »Droht wirklich keine Gefahr mehr?«
    »Keine Sorge, ich lüge nicht.«
    »Dann bin ich zufrieden.« Er konnte plötzlich lachen. »Mr Suko hat mir gesagt,
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