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1539 - Im Wald der Wölfe

1539 - Im Wald der Wölfe

Titel: 1539 - Im Wald der Wölfe
Autoren: Jason Dark
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verstanden haben. Das Menschliche in ihm war noch nicht völlig verschwunden.
    Ted fasste wieder Mut. »Verstehst du mich?«
    Er hatte ihn zumindest gehört, und die Antwort bestand aus einem leisen Jaulen, aber auch aus dem Versuch, irgendwelche Worte zu formen, was die Kreatur nicht schaffte.
    Dafür stand sie auf!
    Und wieder lief es ruckartig und zugleich geschmeidig ab. Ted hatte damit gerechnet und war deshalb nicht sonderlich überrascht. Nur weiter zurückweichen konnte er nicht, da er bereits mit dem Rücken an der Wand stand.
    Die Kreatur blieb zwar stehen, aber sie reckte sich auch, als wollte sie ihren Körper dehnbarer machen. Sie streckte auch die Arme vor, und Ted erkannte deutlich, dass auch die Hände ihre normale Form verloren hatten und jetzt mehr Pranken glichen.
    Ted schluckte.
    Das Wort Pranken wollte ihm nicht mehr aus dem Kopf. Pranken haben scharfe, gekrümmte Krallen. Wenn sie zuschlugen, rissen sie tiefe Wunden, und für die verfluchten Zähne im Gebiss des Veränderten galt das Gleiche.
    Mahony tat nichts.
    Er wartete.
    Aber er schloss sein Maul nicht, und es sah so aus, als wollte er im nächsten Moment zuschnappen, obwohl sein Opfer nicht in der Nähe stand, sondern durch ein Stahlgitter von ihm getrennt war.
    Ted Franklin wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. Er stand auf der Stelle und wünschte sich in einen Traum hinein, der irgendwann verging.
    Es war nicht möglich. Die Realität ließ ihn nicht los, und er zuckte zusammen, wobei er noch leise aufschrie, als diese verdammte Mischung aus Mensch und Tier plötzlich abhob und nach vorn sprang.
    Der veränderte Ire prallte mit großer Wucht gegen das Gitter, aber die starken Stahlstäbe hielten dem Aufprall stand. Das hatten sie schon bei vielen randalierenden Gefangenen in der Vergangenheit getan.
    Sie knirschten in ihren Verankerungen, als der Veränderte seine Pranken um sie klammerte und daran rüttelte.
    Keine Chance.
    Das Herz des Polizisten schlug schneller. Er starrte nach vorn, aber sein Blick war nicht mehr so wie sonst. Er hatte sich eingetrübt, und auch sein Herz pochte überlaut.
    Beide starrten sich an.
    Auf der einen Seite die Kreatur, auf der anderen der Polizist, dem plötzlich eine Idee durch den Kopf schoss. Glauben würde ihm das kaum jemand, deshalb musste er die Beweise sichern, und den Gedanken setzte er sofort in die Tat um.
    Im Augenblick war ihm die Kreatur egal, denn er wusste sie sicher hinter den Gittern aufgehoben. Zwar rüttelte sie noch immer an den Stäben, aber diesen Stahl hätte nur Superman verbiegen können, und den gab es nicht wirklich.
    Als Ted Franklin sein Büro erreichte, war er nass geschwitzt. Er atmete auch nicht mehr normal, sondern hektisch und stoßweise. Er wusste, dass sich seine flache Digitalkamera hier im Büro befand. Im Moment aber sah er sich überfordert, weil ihn das Geschehen im Zellenraum zu stark beschäftigte. Er konnte sich nicht daran erinnern, wo er sie hingelegt hatte.
    Voller Hast riss Ted die Schubladen des alten Schreibtisches auf, den er noch von seinem Vorgänger übernommen hatte. Er fand alles Mögliche wie Bleistifte, Strafzettel, eine kleine Taschenlampe, ein zerfleddertes Pornoheft, aber die Kamera sah er nicht.
    »Mist, wo ist die denn nur?« Wuchtig stieß er die letzte Lade zu und hob den Blick an, der dabei automatisch den schmalen, spindartigen Schrank erfasste. Auch er stammte noch von seinem Vorgänger und war sehr stabil gebaut.
    Natürlich, sie lag im Schrank.
    Der Polizist sprang darauf zu. Der Schlüssel lag oben drauf. Er schnappte sich ihn und sah, dass seine Hände zitterte, als er die Schranktür aufriss.
    Da er die Tür zu den Zellen nicht geschlossen hatte, hörte er die Kreatur toben. Sie klagte wieder, sie schrie auch, und sie trampelte jetzt, denn nichts anderes bedeutete die dumpfen Geräusche.
    Der Schrank war offen. Die Kamera sprang ihm förmlich ins Auge.
    Griffbereit lag sie in einem der Fächer, und für einen Moment huschte ein Lächeln über Teds Gesicht.
    Sekunden danach befand er sich wieder auf dem Weg zur Zelle. Dabei lief er mit schnellen Schritten und wunderte sich darüber, dass es so ruhig geworden war.
    Hatte Brett Mahony aufgegeben?
    Ted wusste, was zu tun war, schaute in die Zelle und wunderte sich, denn die Kreatur hatte wieder eine andere Haltung eingenommen.
    Sie kniete jetzt auf dem Boden. Warum sie das tat, war Ted unklar. Vielleicht hatten sie die Aktionen zu sehr erschöpft. Aber Ted war gehört worden,
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