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1535 - Der Satan von Soho

1535 - Der Satan von Soho

Titel: 1535 - Der Satan von Soho
Autoren: Jason Dark
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diese Zeit war das Haus still wie ein großes Grab. Ich sah, dass Schauer über Lucys Gesicht liefen, denn die Enge des Aufzugs schien ihr Angst zu machen.
    Zum Glück konnten wir bald aussteigen. Der Flur war leer, und das schien sie zu beruhigen.
    Suko wollte ich noch nicht Bescheid sagen. Das konnte noch ein paar Stunden warten.
    »Hoffentlich lauert er nicht in Ihrer Wohnung.« Es war der erste Satz, den sie seit der Abfahrt vom Zirkus sprach.
    »Das werden wir gleich haben.«
    »Ich bleibe lieber draußen.«
    »Okay.«
    Die Wohnung hatte ich schnell durchsucht. Von der kleinen Diele aus winkte ich Lucy zu, die zögernd über die Schwelle trat. Ihr Verhalten war verständlich. Hier war alles fremd für sie.
    Wenig später hatte ich ihr die Zimmer gezeigt und auch die Couch in meinem Wohnraum, die lang und breit genug war, um ihr Platz zum Schlafen zu bieten.
    »Sie können auch in meinem Bett schlafen. Dann lege ich mich auf die Couch.«
    »Nein, das ist nicht nötig. Ich bin damit schon zufrieden. Ich - ich brauche nur eine Decke.«
    Für einen Moment blieb ich vor ihr stehen und fragte: »Möchten Sie einen Schluck zu trinken?«
    »Meinen Sie Alkohol?«
    »Ja. Sie können aber auch etwas anderes haben.«
    Lucy schüttelte den Kopf. »Einen Whisky könnte ich schon vertragen.«
    »Das ist gut, den nehme ich auch.«
    Mit den beiden Gläsern in den Händen kehrte ich zu ihr zurück. Wir tranken, und ich sah, dass die natürliche Farbe wieder auf ihre Wangen zurückkehrte.
    Als das Glas leer war, erkundigte sie sich nach dem Bad. Ich zeigte es ihr und ließ sie auch dort, denn sie wollte sich etwas frisch machen.
    Ich genehmigte mir noch einen zweiten Whisky und hatte das Glas soeben an die Lippen gesetzt, als das Telefon anschlug. Ich schrak zusammen. In der nächtlichen Stille klang die Melodie überlaut. Dieser Anruf konnte nichts Gutes bedeuten. Ich drückte den Hörer ans Ohr und hörte ein Geräusch, das nicht so richtig zu identifizieren war. Es konnte ein Schnauben sein, aber auch ein Ächzen oder Stöhnen. Oder alles drei.
    »Was ist los?«
    »Ich kriege euch«, sprach eine Stimme, die klang, als käme sie aus einer bodenlosen Tiefe. »Ja, ich kriege euch, und ich werde euch vernichten.«
    »Auch Lucy?«
    »Sie gehört mir!«
    »Nein, sie gehört keinem, sondern nur sich selbst. Das sollte endlich in deinen dummen Schädel hineingehen.«
    Ich wollte noch eine Frage stellen, aber Samson legte auf, und ich stellte das Telefon wieder in die Station.
    »Da hat jemand angerufen?«
    Ich drehte mich um. Lucy stand vor mir. Die Stiefel hatte sie ausgezogen und hielt sie in den Händen.
    »Ja, es hat jemand angerufen.«
    »War er es?«
    Ich griff zu einer Notlüge. »Genau weiß ich es nicht. Der Anrufer hat nichts gesagt. Kein Wort. Er hat nur scharf geatmet.«
    »Das ist er gewesen!«, flüsterte sie.
    »Und wenn schon. Wir sollten uns deshalb keine grauen Haare wachsen lassen.«
    »Sie geben wohl nie auf, wie?«
    »Selten«, erwiderte ich und deutete auf die Couch. »Die Decke liegt schon bereit. Wenn möglich, versuchen Sie zu schlafen.«
    »Ja, mal sehen.« Sie nickte, stellte die Stiefel ab und ließ sich nieder. Mit einer langsamen Bewegung streckte sie sich aus.
    »Okay, ich bin im Nebenzimmer.«
    »Gut, aber bitte nicht das Licht löschen.«
    »Nein, ganz gewiss nicht.« Ich dimmte die Beleuchtung nur. Ein schwacher Schein blieb zurück und verteilte sich im Zimmer, sodass er sogar die Ecken erreichte.
    Ich ging in den Nebenraum und setzte mich auf das Bett. Normalerweise hätte ich mich ausgezogen. Darauf verzichtete ich in diesem Fall. Ich streifte nur die Schuhe ab. Dass meine Hose an den Beinen schmutzig geworden war, störte mich nicht. In dieser Nacht war eben alles anders als sonst.
    Sich hinzulegen hatte schon etwas Gutes, aber Schlaf fand ich keinen.
    Zwar schloss ich die Augen, aber die Bilder vor meinem inneren Auge wollten einfach nicht weichen.
    In den letzten Stunden hatten sich die Ereignisse überschlagen. So etwas steckte auch ich nicht so leicht weg, besonders deshalb nicht, weil der Fall noch nicht beendet war.
    Immer wieder sah ich das Bild des Satans von Soho vor mir. Vor allen Dingen sah ich ihn mit den geweihten Silberkugeln im Körper. Sie hatten ihm nichts getan. Möglicherweise geschwächt, sodass er vorsichtiger geworden war, aber an Aufgabe würde er niemals denken. Er würde nur nach anderen Wegen suchen.
    Die letzten Stunden waren für mich auch körperlich nicht leicht
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