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1535 - Der Satan von Soho

1535 - Der Satan von Soho

Titel: 1535 - Der Satan von Soho
Autoren: Jason Dark
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Mensch.
    Ich war mir sicher, dass er in keinem der beiden Zustände überleben würde.
    Das Licht hatte ihn zu stark gezeichnet, und doch wunderte ich mich darüber, dass er in der Lage war, sich so lange zu halten. Die Hölle hatte ihm wirklich eine irrsinnige Kraft mitgegeben.
    Seine Beine waren nicht normal geworden. Der Oberkörper nur halb.
    Borsten klebten noch daran, aber die Schnauze des Keilers zog sich wieder zurück, und so gewann das Menschsein wieder die Oberhand.
    Er konnte wieder denken, und er erinnerte sich an seine Waffe. Bevor der Satan von Soho sein Schwert in die Höhe riss, drang ein Laut aus seinem Maul, das deutlich machte, in welch einem Zustand er sich befand. Es war ein Mischung aus Grunzen und menschlichem Schreien.
    So etwas hatten wir noch nie gehört, und es erfüllte die gesamte Garage.
    Und dann geschah noch etwas.
    Lucy Martin hatte es nicht mehr in unserem Wagen ausgehalten. Sie stand plötzlich dicht hinter uns und fing an zu schreien. Sie schleuderte der Kreatur der Finsternis all ihre Wut und ihren Hass entgegen.
    »Geh endlich zur Hölle!«, brüllte sie.
    Samson hatte sein Schwert angehoben. Jetzt zögerte er. Er stand plötzlich starr auf der Stelle, und ein Zittern durchlief seinen stinkenden Körper.
    »Ja, du Teufel!«, schrie Lucy wieder. »Fahr endlich zur Hölle! Ich will dich nicht mehr sehen!«
    Samson stellte sich noch aufrechter hin. In seinem Gesicht zuckte es.
    Das Maul war inzwischen wieder zu einem Mund geworden, dessen Lippen sich bewegten. Und das Wort, das er hervorstieß, war erneut eine Mischung aus einem Grunzen und der menschlichen Stimme.
    »Lucyyy…«
    Sekundenlang veränderte sich die Lage für uns. Wir alle hatten den Schrei gehört, der zu einem Namen geworden war, aber da hatte noch etwas mitgeklungen.
    Konnte man von einer Sehnsucht sprechen? Von einem Gefühl, zu dem auch eine höllische Kreatur wie er fähig war?
    In Anbetracht dessen, was wir mit ihm erlebt hatten, mussten wir davon ausgehen.
    »Das gibt es doch nicht!«, rief Lucy.
    Doch das gab es, denn er versuchte es erneut. Nur fand er diesmal nicht mehr die Kraft. Auch wenn mein Kreuz nicht mehr strahlte, seine Folgen waren wie Metastasen, die sich in seinem Körper ausbreiteten und nicht mehr gestoppt werden konnten. Der Satan von Soho, der in der Vergangenheit seine grausamen und blutigen Zeichen gesetzt hatte, brach zusammen.
    Sein schwerer Körper landete auf dem schmutzigen Garagenboden und verging vor unseren Augen. Man konnte auch von einem Verwesungsvorgang im Zeitraffertempo sprechen.
    Das Gesicht zerfiel, und dabei wechselte sich sein Aussehen ab. Wir sahen es mal als menschlich, dann wieder nur als Schweinskopf, aber beides sackte immer mehr in sich zusammen.
    Die Haut verwandelte sich in eine schmutzige, schleimige und träge Masse, die eklig nach altem Moder stank. Ein passender Geruch für die Hölle, die seit Urzeiten zu ihm gestanden hatte und letztendlich doch hatte aufgeben müssen.
    Was blieb zurück?
    Nur eine Masse, in der ein Schwert lag, das in irgendeinem Museum verschwinden würde oder in der Asservatenkammer von Scotland Yard…
    ***
    Wir waren ziemlich fertig, aber Suko und ich fanden noch die Kraft, uns gegenseitig abzuklatschen.
    Lucy Martin war wieder bis zum Rover zurückgegangen und lehnte sich dagegen. Sie schaute nach vorn und zugleich ins Leere. Als ich in ihr Blickfeld trat, musste sie mich sehen. Sie nahm mich trotzdem nicht richtig wahr.
    Ich legte ihr beide Hände auf die Schultern.
    »Ich glaube, Sie können jetzt wieder zurück in Ihr normales Leben gehen. Spielen Sie weiterhin die Prinzessin. Es ist eine Rolle, die Ihnen wirklich steht.«
    Sie ging nicht darauf ein und fragte, um sich ein für alle Mal sicher zu sein: »Es gibt keinen Samson mehr - oder?«
    »Richtig. Er ist vernichtet.«
    »Und er hat mich haben wollen.«
    »Ja. Sie haben ihn an seine damalige Freundin erinnert. Jetzt ist es vorbei.«
    Sie nickte und flüsterte dabei: »Wie kann man nur so werden? Ich verstehe es nicht.«
    »Das ist auch besser so.«
    »Verstehen Sie das denn alles, Mr Sinclair?«
    Ich gab ihr eine ehrliche Antwort.
    »Nicht immer, Lucy, nicht immer…«
    ENDE
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