Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1535 - Der Satan von Soho

1535 - Der Satan von Soho

Titel: 1535 - Der Satan von Soho
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Wagendach, der eine Linie aus Fetzen bildete. Das Schwert des Henkers hatte auch den Wagenhimmel zerstört.
    Die Klinge war tief in den Wagen eingedrungen und hatte auch das Gesicht des Fahrers erwischt. Seine Überlebenschance war gleich Null gewesen, und ich schloss für einen Moment die Augen, bis mich Sukos Frage zwang, sie wieder zu öffnen.
    »Was ist mit dem Mann?«
    »Er ist tot«, murmelte ich.
    Danach sagte keiner von uns beiden mehr etwas.
    ***
    Doch die Stille hielt nicht lange an, denn aus dem Rover meldete sich Lucy Martin mit einem leisen Ruf.
    Suko behielt die Umgebung im Auge. Ich trat an die rechte Seite des Rovers und senkte den Kopf. Dabei schaute ich in das angespannte Gesicht der jungen Frau.
    »Es ist grausam gewesen, nicht wahr?« Ich nickte.
    »Und wie geht es jetzt weiter?«
    Es brachte uns nichts, wenn ich Lucy irgendwelche Lügen erzählte. Um sie ging es, und so musste sie auch die Wahrheit verkraften.
    »Wir gehen natürlich davon aus, dass Samson nicht aufgeben wird. Er will nicht der Verlierer sein. Er hat so lange nach Ihnen gesucht. Jetzt hat er Sie gefunden, aber Sie wurden ihm wieder entrissen. Das wird er auf keinen Fall hinnehmen. Er wird alles tun, um Sie wieder in seine Gewalt zu bekommen.«
    »Dann gehen Sie nicht davon aus, dass er verschwunden ist?«
    »Leider nein.«
    Sie dachte für einen Moment nach und flüsterte dann: »Was ist mit Flucht? Können wir nicht vor ihm fliehen?«
    »Das hätte keinen Sinn. Er wird uns immer finden, Lucy. Dieser ehemalige Henker ist sehr mächtig.«
    »Dann werden wir nicht aus der Garage kommen - oder?«
    »Das fürchte ich auch.«
    Lucy Martin blieb ruhig, aber ich spürte, dass diese Ruhe nur aufgesetzt war. Sie sprach auch davon, dass sie sich wie in einem Gefängnis fühlte, und wollte aus dem Wagen steigen.
    »Das würde ich an Ihrer Stelle nicht tun.«
    »Aber wenn er zuschlägt, dann - dann ergeht es mir wie dem Fahrer vor uns.«
    »Er muss erst an Suko und mir vorbei.«
    »Und Sie glauben, dass Sie ihn stoppen können?«
    »Ich hoffe es.«
    Lucy hatte ihre Bedenken, und auch ich hatte meine Befürchtungen.
    Doch davon sprach ich nicht. Momentan war die Normalität wieder eingezogen. Das Schicksal schien seine Hand über die Tiefgarage gelegt zu haben, denn Samson zeigte sich nicht, und auch nicht der verdammte Schweinsschatten.
    Wenn ich recht darüber nachdachte, war er schon sehr groß. Ein Schwein, vielleicht sogar ein Keiler, der gewaltige Stoßzähne hatte, die für einen Menschen tödlich sein konnten.
    Schwein und Henker passten nicht zusammen, aber beide schienen eine Symbiose eingegangen zu sein. Der eine konnte nicht ohne den anderen existieren.
    Suko hatte einen kleinen Rundgang hinter sich gebracht und kehrte zurück.
    »Nichts zu sehen«, meldete er. »Ich bin trotzdem misstrauisch. Ich weiß nicht, ob wir es wagen können. Außerdem müssen wir einen Bogen schlagen. Der Wagen mit dem Toten steht uns im Weg.«
    »Vielleicht sollten wir wieder in Ihre Wohnung gehen«, schlug Lucy vor.
    »Wir müssen nur schnell sein.«
    »Nein, nein.« Ich riet davon ab. »Das werden wir nicht tun. Samson will etwas durchziehen, und ich denke, dass er sich diesen Ort ausgesucht hat.« Mit den nächsten Worten wandte ich mich an Lucy. »Ich denke, Sie brauchen sich nicht vor ihm zu fürchten. Er wird Ihnen nichts tun. Er hat sich in Sie verliebt, auch wenn Sie nicht die Person sind, nach der er immer gesucht hat.«
    »Das will ich aber nicht.«
    »Ich weiß. Wichtig ist, dass Sie die Ruhe bewahren. Alles andere wird sich ergeben.«
    Sie sagte nichts mehr. Ihre Hände zitterten nur, als sie ihr Gesicht hineinlegte.
    Sekunden später zuckten wir zusammen, denn wir hatten alle das Geräusch gehört. Es passte in diese Umgebung wie das Singen eines Paradiesvogels in die Arktis.
    Es war dieses verdammte Grunzen, aber es hatte sich verändert, denn es hörte sich lauter an als bisher. Ein Tier allein konnte es mit dieser Lautstärke nicht ausgestoßen haben, und wir hatten das Gefühl, als hätten sich mehrere in unserer Nähe versammelt.
    Es war nur ein Tier, und wir bekamen es auch zu Gesicht. Plötzlich malte sich ein gewaltiger Schattenriss am Boden ab, der auch über die Wagendächer huschte.
    Wir mussten nicht erst zweimal hinschauen, um zu erkennen, dass es sich dabei um einen riesigen Keiler handelte. Riesige Hauer ragten aus seiner Schnauze. Tiere dieser Größe lebten nicht auf der Erde. Es musste ein imitiertes Wesen sein, und selbst
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher