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1534 - Weg der Verdammten

1534 - Weg der Verdammten

Titel: 1534 - Weg der Verdammten
Autoren: Jason Dark
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zurück, öffnete den Mund und lachte. Dabei sahen wir, dass seine Zunge auf und ab tanzte.
    Godwin warf mir einen leicht irritierten Blick zu. Er sagte allerdings nichts und wartete, bis Magnin nicht mehr lachte und sich wieder gefangen hatte.
    »Sie wissen es!«, sagte ich.
    »Ach? Was macht Sie so sicher?«
    »Ich spüre es. Sie können nicht loslassen. Sie sind weiterhin mit Ihrem alten Job verbunden. Es treibt sie immer wieder auf den Friedhof. Sie wollen sehen, was sich hier tut oder ob sich etwas verändert. Das spüre ich, und ich denke, dass ich damit nicht so falsch liege. Warum sind Sie zu uns gekommen? Ich denke, dass Sie uns beobachtet haben. Ihnen fiel dann unser Interesse an dieser Grabstelle auf. Hier kommen nur Menschen her, die etwas erfahren wollen.«
    »Gut geraten.«
    »Danke. Dann können wir davon ausgehen, dass Sie wissen, wer das Grab hier geschändet hat.«
    Magnin schaute zwischen uns durch, als er sagte: »Jemand will die Köpfe zurück. Jemand, der Bescheid weiß. Ich weiß nicht, was er mit ihnen anstellen will, aber er konnte es nicht länger zulassen, dass sie hier in der Erde liegen. Und jetzt hat er sie.«
    »Deshalb ist er auch gekommen, um sie auszugraben, wie?«
    »Nein, so dürfen Sie das nicht sehen. Er wird sich davor gehütet haben. Es ist auch nicht seine Aufgabe.«
    »Wessen dann?«, fragte Godwin. »Um so etwas zu tun, braucht man Helfer.«
    »Ist wohl wahr.« Godwin lächelte. »Und Sie haben gesehen, wie diese Helfer auf den Friedhof kamen. Sie brachten Schaufeln und Hacken mit. Dann wühlten sie den Boden auf.«
    Wir bekamen noch keine Bestätigung. Damit ließ sich Magnin Zeit. Nach einer Weile redete er, und es hörte sich an, als würde er mit sich selbst sprechen.
    »Sie kamen in der Nacht, und sie gruben in der Nacht. Sie wühlten die Erde auf und verstauten die gefundenen Totenschädel in zwei Kisten. Dann verschwanden sie wieder.«
    »Und das haben Sie alles gesehen?«, fragte Godwin.
    »Ja, das habe ich.«
    Wir waren baff über dieses Geständnis. Das sah man auch unseren Blicken an, die wir uns zuwarfen. Mit einem so schnellen Erfolg hätten wir nicht gerechnet. Aber konnte man dies überhaupt als einen Erfolg bezeichnen? Oder war es vielleicht nur eine falsche Spur?
    Die nächste Frage stellte ich. »Und Sie haben nicht eingegriffen, Monsieur Magnin?«
    »Nein.« Er quiekte die Antwort fast heraus. »Bin ich denn lebensmüde?«
    »Wieso?«
    »Das waren keine Chorknaben.«
    »Aha, dann sind Ihnen die Grabräuber bekannt?«
    »Ja, das sind sie.«
    »Und?«
    »Ich kenne sie nicht namentlich.«
    »Stammen sie von hier?«, fragte Godwin.
    Magnin überlegte einen Moment. »Ja und nein. Nicht direkt aus dem Ort. Sie wohnen außerhalb am Bach. Dort haben sie sich ein Haus gebaut und einen Garten angelegt.«
    »Wer sind sie?«
    »Einige Aussteiger. Früher sagte man Hippies. Heute sind es andere Typen, die nicht mehr leben wollen wie die meisten Menschen.«
    »Und wovon leben sie? Von Luft und Liebe?«
    »Nein. Sie verkaufen, was sie anbauen. Und sie nehmen Gelegenheitsjobs an. Das war schon die richtige Gruppe, um hier den alten Friedhof umzugraben. Als sie fertig waren, da hauten sie ab.«
    »Und sie haben nichts getan?«
    »Ich sagte schon, ich bin nicht lebensmüde, Monsieur de Salier.«
    »Klar. Es hätte ja sein können, dass Ihnen aufgefallen wäre, wohin sie die Kisten mit den Schädeln gebracht haben.«
    »Nein, das weiß ich nicht. Kann sein, dass sie die Dinger auch irgendwo abgestellt haben, von wo sie dann abgeholt wurden. Ich habe ihnen schon genug gesagt und hoffe nur, dass ich es nicht bereue.«
    »Nicht, wenn es die Wahrheit war.«
    »Wer weiß.«
    »Aber den Weg zu dieser WG oder Kommune oder wie auch immer man das nennen mag, können Sie uns beschreiben?«
    »Ja, fahren Sie einfach in Richtung Süden. An der linken Seite taucht irgendwann der Bach auf. Dem können Sie folgen. Wo er dann abzweigt, liegt das Haus.«
    »Gut, dann werden wir mal hinfahren.«
    Der ehemalige Totengräber nickte uns zum Abschied zu, drehte sich um und verschwand auf dem gleichen Weg, den er gekommen war. Uns ließ er zurück, und wir sagten erst mal nichts, bis mein Freund Godwin das Schweigen brach und murmelte: »Was sagst du dazu?«
    »Das ging ja recht schnell.«
    »Zu schnell?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht haben wir auch einfach nur Glück gehabt. Wer kann das schon sagen?«
    »Das ist wohl richtig. Es wäre auch logisch. Ein Mensch allein wird die Erde hier wohl nicht
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