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1490 - Das Rätsel der Leichenvögel

1490 - Das Rätsel der Leichenvögel

Titel: 1490 - Das Rätsel der Leichenvögel
Autoren: Jason Dark
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Cordhose.
    Bill stellte uns gegenseitig vor, wir reichten uns die Hände, und ich spürte den leichten Schweißfilm auf der Haut des Mannes mit dem Namen Mark Toby.
    Auf einem kleinen Beistelltisch standen die selbst gemachten Sandwichs, von denen ich mir zwei nahm. Gefüllt waren sie mit Pastete und Salatblättern.
    »Ich wusste ja, dass du Hunger hast«, sagte Bill.
    »Was deine Frau zubereitet, ist ja auch super.«
    »Stimmt.«
    Wir standen so, dass wir alle drei auf Bills Schreibtisch schauten, auf dessen Arbeitsplatte ein mit einem grauen Tuch verhängter Gegenstand stand, unter dem sich durchaus ein Vogelkäfig befinden konnte, der nicht leer war, denn hin und wieder vernahmen wir ein Geräusch, das sich anhörte wie das Flattern von Flügeln.
    »Das ist demnach das Problem – oder?« fragte ich.
    »Ja«, sagte Bill und nickte Mark Toby zu. »Ich denke, Sie können anfangen, uns einiges zu erklären.«
    »Deshalb bin ich ja hier.« Er war etwas nervös, denn seine Augen zuckten. »Aber das Wort erklären ist wohl etwas zu hoch gegriffen, meine Herren, denn ich bin es, der nach einer Erklärung sucht und sie bisher nicht gefunden hat.«
    »Wo liegt das Problem?« fragte ich.
    »Hier!«
    Zwei Sekunden später schwebte das Tuch über einem Vogelkäfig, der tatsächlich nicht leer war, denn in ihm stand auf dem Boden ein großer schwarzer Vogel.
    »Es ist eine Saatkrähe«, erklärte Toby, der von der rechten Seite in den Käfig schaute. Ich stand ihm gegenüber.
    »Aha…«
    »Aber keine normale, Mr. Sinclair.«
    »Warum nicht? Für mich sieht sie völlig normal aus.«
    »Ja, das stimmt. Der Vogel ist trotzdem nicht normal. Er kann sprechen.«
    »Und das ist für eine Krähe ungewöhnlich, nehme ich an.«
    »Klar, aber deshalb bin ich nicht hier.« Plötzlich schimmerte Schweiß auf der Stirn des Mannes. »Wenn der Vogel redet«, flüsterte er heiser, »dann mit der Stimme meiner verstorbenen Frau…«
    ***
    Damit hatte ich nicht gerechnet!
    Es war plötzlich still zwischen uns geworden. Einer schaute den anderen an, und selbst Bill Conolly zeigte sich überrascht, als hätte er vorher nicht Bescheid gewusst.
    Ich runzelte die Stirn, und so etwas wie ein Lächeln erschien auf meinen Lippen.
    »Glauben Sie mir nicht, Mr. Sinclair?«
    »Ich bin skeptisch. Aber Sie werden ja nicht herkommen und etwas behaupten, das nicht stimmt.«
    »Danke, dass Sie es so sehen.« Er schüttelte den Kopf. »Es ist ein Phänomen, ein böses. Ich habe ja nie etwas mit diesen Vögeln zu tun gehabt, aber nach dem Tod meiner Frau ist mir das Tier praktisch zugeflogen und ließ sich nicht mehr vertreiben. Eine Krähe, die sprechen kann und dann noch mit der Stimme meiner Frau! Das hat mich praktisch umgehauen, darüber kam ich nicht hinweg.«
    »Kann ich mir denken«, sagte ich und schaute mir den Vogel dabei genauer an.
    Da war für mich nichts zu sehen, was auffällig gewesen wäre. Er sah normal aus. Seine Schnabelhälften lagen aufeinander. Nichts deutete darauf hin, dass er in den nächsten Sekunden anfangen würde zu sprechen.
    Ich wandte mich an Mark Toby. »Darf ich erfahren, woran Ihre Frau gestorben ist?«
    »Sie brachte sich um.«
    »Ein Suizid also?«
    »Ja«, antwortete er steif. »Ich habe es nicht verhindern können. Meine Frau ist während unserer Ehe einer Sekte beigetreten. Ich habe sie gelassen, weil ich damit rechnete, dass diese Phase sehr schnell vorbeigehen würde. Das traf leider nicht zu. Sie entfernte sich immer mehr von mir und wandte sich ganz und gar der Sekte zu.«
    »Und das endete in einem Suizid?«
    »Ja, aber nicht nur bei Margie. Auch die anderen Mitglieder der Sekte brachten sich um. Sie gingen gemeinsam in den Tod und wurden auf einem Friedhof begraben, den sie sich zuvor gekauft hatten.«
    »Davon musst du doch gehört haben, John.«
    Ich nickte Bill zu. »Ja, das habe ich. Wir haben damals überlegt, ob wir eingreifen müssen, haben es dann aber gelassen.«
    »Nun sieht es anders aus.«
    »Wie nannte sich die Sekte denn?« wollte ich wissen, da mir der Name nicht mehr geläufig war.
    »Die Erben der Natur.«
    Ich schaute Mark Toby an. »Ein ungewöhnlicher Name.«
    »Sie haben recht.«
    »Und was steckte dahinter? Welchem Traum liefen sie nach?«
    »Sie suchten eine Verbindung zwischen Mensch und Tier, und sie glaubten fest daran, dass mit dem Tod nicht alles beendet ist und sie in einer neuen Form wiedergeboren werden.« Er deutete auf den Käfig. »Meine Frau ist zu einem Vogel geworden. Ich
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