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1490 - Das Rätsel der Leichenvögel

1490 - Das Rätsel der Leichenvögel

Titel: 1490 - Das Rätsel der Leichenvögel
Autoren: Jason Dark
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schaute sich in seinem Treibhaus um. Es war recht groß. Er betrieb zwei davon. Das zweite war erst im letzten Jahr fertig geworden. Er hatte sich damit zwar hoch verschuldet, doch die Investition hatte sein müssen.
    Die harte Arbeit hatte ihn das schlimme Schicksal vergessen lassen.
    Simone hatte er erst nach dem Tod seines Vaters kennen gelernt.
    Sie war Deutsche, stammte aus dem Ruhrgebiet, war ebenfalls Gärtnerin und hatte auf der Insel eigentlich nur ein dreimonatiges Praktikum machen wollen. Daraus waren inzwischen zwei Jahre geworden, und sobald es die Zeit zuließ, wollten sie auch heiraten.
    Simone wusste, was mit seinen Eltern geschehen war, und es hatte ihr nichts ausgemacht, bei Elliot zu bleiben. Auch an diesem Sonntag hatte sie ihm helfen wollen, aber er war dagegen gewesen. Es war besser, wenn sie im Haus blieb und noch einige Vorbereitungen für die Jahresabschlussrechnungen traf.
    Wenn er ihr erzählte, was er erlebt hatte, würde sie ihn auslachen.
    Deshalb wollte er ihr gegenüber den Mund halten.
    Die Palette war so gut wie voll. Die letzten Weihnachtssterne konnten auch am frühen Morgen aufgestellt werden. Zudem fühlte er sich hier alles andere als wohl. So ging er mit langen Schritten zurück. Er folgte einem plötzlichen Gefühl und ließ die verdammte Saatkrähe nicht aus den Augen.
    Sie tat nichts. Wie festgeleimt blieb sie auf dem Weihnachtsstern hocken, aber die Augen waren in Elliots Richtung gedreht. Er wurde bei seinem Rückzug beobachtet. Es war ihm auch nicht klar, was der Vogel vorhatte. Ob er weiterhin im Gewächshaus blieb oder wieder nach draußen flog, wo er hergekommen war.
    Elliot suchte nach einer Stelle, durch die der Vogel ins Gewächshaus hatte eindringen können. Die Wände bestanden aus Glas. Dazwischen gab es mehrere Fenster, die auch gekippt werden konnten.
    Zwei davon standen schräg, wie Elliot jetzt erkannte. Nun wusste er, wie der Vogel ins Gewächshaus gelangt war. Er traf immer noch keine Anstalten, sich von seinem Platz fortzubewegen. Er hockte auf dem Weihnachtsstern wie eine Dekoration, und Elliot wollte es ihm leichter machen. Er öffnete das große der beiden Tore, durch die auch ein Lastwagen fahren konnte. So wollte er das Tier locken, ins Freie zu flüchten.
    Es war windig geworden. Und auch kühler. Die kalte Luft strömte in das Gewächshaus und hinterließ auf Elliots Rücken einen leichten Schauer. Den Vogel behielt er im Blick und wartete darauf, dass dieser endlich reagierte.
    Das tat er noch nicht. Nicht mal die Flügel bewegte er. Er hatte auch seinen Kopf nicht gedreht. Er schien den Mann auf keinen Fall aus dem Blick lassen zu wollen.
    Elliot schrak zusammen, als er die Melodie seines Handys hörte.
    Sie bestand aus wilden Trompetenstößen, die auch bei einem großen Lärm nicht überhört werden konnten.
    Aus der Tasche der grünen Schürze holte er den flachen Apparat hervor. Seine Freundin wollte etwas von ihm.
    »Was gibt’s, Simone?«
    »Ich wollte nur wissen, wie lange du noch bleiben willst.«
    »Warum?«
    »Weil ich Kaffee oder Tee kochen möchte. Außerdem habe ich noch etwas Gebäck…«
    »Kaffee.«
    »Gut. Und wann kommst du?«
    »Gleich.«
    Das Gespräch hätte eigentlich beendet sein müssen, war es aber nicht, weil Simone noch eine Frage hatte. Ihr war etwas aufgefallen, das sie nicht für sich behalten konnte.
    »He, was ist los mit dir?«
    »Was – was soll denn sein?«
    »Du sprichst so seltsam.«
    »Ich?«
    »Ja, wer sonst?«
    »Keine Ahnung, was du meinst.«
    »Deine Stimme hört sich jedenfalls nicht so an wie sonst.«
    »Ich habe gearbeitet.«
    »Aber deine Stimme ist trotzdem anders als sonst. Als wäre dir etwas passiert, das du nicht begreifen kannst.«
    »Ich – ich komme gleich.« Er schaltete das Handy ab, denn er hatte keine Lust auf lange Erklärungen. Darüber konnte er später noch mit Simone reden, wenn sich die Gelegenheit ergab. Aber sie war auch eine Frau, die das Gras wachsen hörte. Bei ihm stimmte wirklich nicht alles, da hatte sie schon recht.
    Nach wie vor stand die Tür offen, und nach wie vor saß der Vogel an seinem Platz, ohne etwas zu tun. Er bewegte sich nicht. Er starrte mit seinen menschlichen Augen nur nach vorn, als wollte er den weiter entfernt stehenden Mann hypnotisieren.
    Elliot Wells wollte raus. Er überlegte, ob er die Tür offen lassen sollte, um dem Vogel die Chance zur Flucht zu lassen. Andererseits war er auch reingekommen, ohne eine offene Tür vorgefunden zu haben, und so
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