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1490 - Das Rätsel der Leichenvögel

1490 - Das Rätsel der Leichenvögel

Titel: 1490 - Das Rätsel der Leichenvögel
Autoren: Jason Dark
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vorstellen, aber ich hatte eine Begegnung mit einem Vogel.«
    »Wie?«
    »Ja, mit einem Vogel.«
    »Und der hat dir die Verletzung beigebracht?«
    »So ist es gewesen.«
    Simone trank von ihrem Kaffee. Sie behielt ihren Freund dabei im Blick und nahm dessen Nervosität wahr. Deshalb ging sie davon aus, dass er tatsächlich ein bestimmtes Erlebnis gehabt hatte und zu diesem Zeitpunkt noch sehr darunter litt.
    »Willst du mir nicht erzählen, was genau passiert ist, Elliot?«
    »Es ist so unglaublich.«
    »Trotzdem.«
    Er wartete noch einige Sekunden, dann nickte er. »Okay, mit einem muss ich ja darüber reden.«
    In den folgenden Minuten hörte Simone zu. Sie kannte ihren Freund als einen Menschen, der mit beiden Beinen auf der Erde stand und seine Meinung immer mit treffenden Worten zu vertreten verstand.
    Diesmal allerdings sprach er stockend. Er suchte zwischendurch immer wieder nach den richtigen Worten, aber was er dann sagte, das war so ungeheuerlich, dass Simone nur den Kopf schütteln konnte, wobei sie sich davor hütete, auch nur ein falsches Wort zu sagen.
    Nachdem er geendet hatte, lehnte sich Elliot zurück. »Und jetzt weißt du alles.«
    »Ja, ich weiß es.«
    »Sag was.«
    Simone hob die Schultern. »Es tut mir leid, aber es hat mir die Sprache verschlagen.«
    »Mir auch«, flüsterte er. Dabei erschien auf seinem Gesicht eine Gänsehaut. »Aber es ist so gewesen. Warum hätte ich mir das aus den Fingern saugen sollen? So weit reicht meine Fantasie auch nicht.«
    »Das ist wohl wahr.« Simone strich durch ihr dichtes, aber recht kurz geschnittenes Haar. Dabei schüttelte sie den Kopf, suchte nach Worten und stellte schließlich eine Frage.
    »Waren es die Augen deines toten Vaters?«
    »Ja. Dieselben.«
    »Und was ist mit der Veränderung?«
    »Keine Ahnung, was das zu bedeuten hatte. Aber auf dem Flug zu mir hat sich der Vogel verändert. Das schwarze Gefieder der Krähe wurde grün.«
    Simone Radmann gehörte zu den Menschen, die meist schnell eine Erklärung für ein Geschehen oder eine Lösung für ein Problem wussten. Hier aber war sie ratlos. Sie konnte nichts sagen. Sie schaute ins Leere, schluckte einige Male und schüttelte immer wieder den Kopf. »Das ist unglaublich.«
    »Aber wahr.«
    »Und hast du dafür eine Erklärung?«
    »Nein, die habe ich nicht. Ich weiß nicht, warum und wieso das passiert ist. Aber es ist nun mal so gewesen, und ich habe wirklich nichts davon erfunden, glaub mir.«
    »Ja, ja, so etwas lässt man sich nicht einfallen. Das ist mir schon klar. Aber eine Erklärung muss es geben.«
    »Sicher.«
    »Kann sie mit deinem Vater zusammenhängen mit seinem Selbstmord? Du weißt besser als ich, dass das damals eine Menge Staub aufgewirbelt hat. Das war doch kollektiver Gang in den Tod dieser Sekte. Die haben sogar vorher einen eigenen Friedhof gekauft, wo sie jetzt liegen.«
    »Ich weiß.«
    »Bist du schon mal dort gewesen?«
    Elliot nickte. »Einmal. Es war vor deiner Zeit.«
    »Und was hast du empfunden?«
    Er hob die Schultern. »Zuerst nichts. Dann Unbehagen. Das war nicht so, als hätte ich einen normalen Friedhof betreten. Ich hatte eher den Eindruck, als wären die Toten dort präsent gewesen, ganz anders als auf einem normalen Friedhof. Das hört sich verrückt an, aber es stimmt.«
    »Ja, das glaube ich dir sogar.«
    Es entstand zwischen ihnen eine Schweigepause. Beide schauten hin und wieder zu den Fenstern hin, als würde sich ihnen dort dieser unheimliche Vogel zeigen, aber da war nichts zu sehen.
    »Ich glaube, Elliot, dass dieser Vorgang etwas mit deinem Vater und dessen Leben vor dem Tod zu tun hat.«
    »Wie kommst du denn darauf?«
    »Er gehörte einer Sekte an. Weiß der Teufel, wen sie angebetet haben und was ihr Ziel war…«
    »Ich habe es mal gehört.«
    »Und?«
    »Das Einswerden mit der Natur. Ob Mensch oder Tier, so verschieden sie auch sind, aber es muss eine Brücke zwischen ihnen geben, das sagte mein Vater immer.«
    »Aha, und diese Brücke haben sie finden wollen.«
    »So hat es sich angehört.«
    »Dann haben sie es also geschafft, die Verbindung herzustellen. Dein Vater hat sich in einen Raben verwandelt.«
    »Nein, in eine Krähe.«
    »Egal.« Simone schaute ihren Freund fest in die Augen. »Kannst du dir erklären, was da ablief?«
    »Nein. Das ist mir bis heute zu hoch. Aber mein Vater hat immer von anderen Welten und einer bestimmten Glückseligkeit geschwärmt. Es war sein Wunsch, diesen Zustand zu erreichen. Meine Mutter hat das nicht mehr
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