Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1490 - Das Rätsel der Leichenvögel

1490 - Das Rätsel der Leichenvögel

Titel: 1490 - Das Rätsel der Leichenvögel
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
und dabei anfing zu lachen. Er musste sich setzen, schlug die Hände vor sein Gesicht und sprach trotzdem.
    »Das ist sie. Das ist Margie, meine tote Frau. So hat sie gesprochen, und sie hat früher auch geflucht. Sie konnte regelrecht hysterisch werden, bis sie dann starb.«
    Der Vogel reagierte nicht mehr. Er blieb stumm. Noch immer sah er giftgrün aus, nur die Augen waren plötzlich schwarz wie Kohle.
    Er beugte den Kopf, schaute sich um und wollte alles sehen.
    »Du Hundesohn bist auch da!« kreischt er und meinte damit seinen Besitzer. »Keine Angst, ich werde dich auch noch holen. Auf unserem Friedhof ist viel Platz.«
    »Margie!« schrie der Mann.
    »He, du kennst ja noch meinen Namen!«
    »Verdammt, du kannst es nicht sein.«
    »Warum denn nicht?«
    »Nein, ich…«
    »Ich bin es, mein Schatz. Ich bin dir nur vorausgegangen. Es dauert nicht mehr lange. Jetzt haut ab. Alle! Aber mich lasst ihr fliegen. Ich muss wieder zu den Toten.« Ein helles Kichern war zu hören.
    »Zu meinen Freunden, den Leichenvögeln.«
    Wir schwiegen. Bill war blass geworden, während Toby schon gar nicht mehr hinschaute.
    Ich hatte mich zwar nicht daran gewöhnt, aber durchaus die Nerven bewahrt. Nach einem kurzen Fingerschnippen wurde Bill aufmerksam.
    »Was ist?«
    »Wir werden noch nicht verschwinden.«
    »Sondern?«
    Ich lächelte kalt. »Ich werde ein Experiment mit ihm machen.« Dabei deutete ich auf meine Brust, und jetzt wusste der Reporter Bescheid.
    Mark Toby verstand die Geste nicht. Er wollte von Bill wissen, was sie zu bedeuten hatte, aber der Reporter winkte nur ab.
    Als ich mich hinstellte, wandte sich der Mann an mich. »Was ist denn nur los, verdammt noch mal? Ihr Benehmen kommt mir sehr geheimnisvoll vor.«
    »Sie sollten ihn machen lassen«, sagte Bill.
    »Ja gut, keine Sorge, aber ich kann doch mal fragen, was Ihr Freund vorhat!«
    »Gehen Sie einfach von einem Experiment aus.«
    »Aha.«
    »Genau.«
    Ich hatte mich nicht um den Dialog zwischen den beiden gekümmert. Mich interessierte allein, wie der Vogel auf den Anblick des Kreuzes reagieren würde. Er war nicht normal. Er musste magisch beeinflusst sein, denn welcher Vogel war schon in der Lage, mit der Stimme eines Menschen zu sprechen?
    Das Tier hatte sich in die hinterste Ecke des Käfigs gedrückt, der von seinen Ausmaßen her eigentlich zu klein war. Aber er diente wohl nur zum Transport, und jetzt suchte der Vogel nach einem Ausweg. Die Angst war bei ihm deutlich zu erkennen. Wieder plusterte sich die Krähe auf, bewegte auch die Flügel, kam aber nicht weg.
    Schreie drangen mir aus dem offenen Schnabel entgegen. Es waren keine Krächzlaute, wie man sie eigentlich von einer Krähe erwartet hätte, sondern wütende Laute einer menschlichen Stimme, und ich wartete bereits auf die Flüche.
    Wenig später lag mein Kreuz frei!
    Ich brauchte nichts weiter zu tun. Der Vogel war plötzlich wie von Sinnen. In seinem Käfig flatterte er in die Höhe. Er stieß gegen das Gitterdach, er warf sich von einer Seite auf die andere, er hackte mit seinem Schnabel wild in der Gegend herum, als suchte er nach irgendwelchen Feinden.
    Die Schreie wurden zu einem schrillen Geräusch. Sie peitschten mir entgegen, und auch ein Mensch hätte sie ausstoßen können, denn da hörte sich nichts mehr tierisch an.
    Der Vogel streckte sich. Er breitete die Flügel so weit wie möglich aus, stieß sich vom Boden ab und prallte gegen die Decke des Käfigs.
    Ich merkte, dass sich das Kreuz in meiner Hand erwärmte.
    Mir reichte der Beweis. Ich hatte es hier mit einem schwarzmagischen Wesen zu tun, das es nicht mehr schaffen würde, in seiner Form zu überleben, mit seinem Körper war es gegen den Käfig geschlagen, und was diesen Körper einmal zusammengehalten hatte, war jetzt gerissen. Nicht nur den Aufprall bekam ich mir, ich hörte auch das Knacken, als die Knochen unter den Federn brachen.
    Das Tier flatterte noch mal wild auf, fiel dann zurück und blieb auf dem Boden des Käfigs hegen, wobei es sich nicht mehr rührte und es auch nicht mehr konnte, denn der Druck hatte es zusammenfallen lassen, sodass nur noch Staub und Knochen zurückgeblieben waren.
    Es konnte auch so etwas wie Asche sein, aber das spielte für mich keine Rolle. Jedenfalls gab es das Tier in seiner ursprünglichen Form nicht mehr.
    Ich drehte den Kopf nach rechts. Bill Conolly nickte mir zu, als wollte er sagen: Ich habe es ja gewusst!
    Mark Toby stand da und war zur berühmten Salzsäule erstarrt.
    Sprechen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher