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1490 - Das Rätsel der Leichenvögel

1490 - Das Rätsel der Leichenvögel

Titel: 1490 - Das Rätsel der Leichenvögel
Autoren: Jason Dark
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konnte er nicht.
    Das übernahm eine andere Person, denn an der Tür erschien Sheila Conolly und fragte: »Was ist denn hier los?«
    »Das Sterben eines Vogels«, erwiderte Bill sarkastisch und hob die Schultern. Es war ein Zeichen, dass auch er im Moment nicht wusste, wie es weitergehen sollte…
    ***
    Simone Radmann hatte sich ihren kurzen schwarzen Stoffmantel geholt und ihn übergestreift. Sie stand in der offenen Tür zum Flur und fragte: »Kommst du dann?«
    »Ja, ist schon okay.« Elliot war alles andere als glücklich. Die letzten Minuten hatten ihn in einen Zustand versetzt, der seinen Kopf brummen ließ. Er kam mit seinen eigenen Gedanken nicht mehr zurecht. Sein Inneres war aufgewühlt, aber er war auch ein Mensch, der sich den Dingen stellte. Das hatte er lernen müssen, als er den Betrieb übernommen hatte.
    Sein Vater! Himmel, welch einen Weg war er nur gegangen? Er hatte sich einlullen lassen von irgendwelchen Theorien. Er war denen gefolgt, die angeblich die neuen und endgültigen Werte vermittelten. Er war immer Naturschützer gewesen, und darüber hatte er stets mit seinem Sohn gesprochen und ihn auch auf seiner Seite gewusst, aber Elliot hatte sich nie so engagiert wie sein Vater. Er war immer mit beiden Beinen auf dem Boden der Tatsachen geblieben.
    Die Ehe war auseinander gegangen. Elliots Mutter hatte das Weite gesucht, und der Sohn wusste nicht, wo sie steckte. Nicht mal eine Ansichtskarte hatte sie geschrieben.
    »He, Elliot!«
    »Sorry, ich war nur in Gedanken.«
    »Kann ich mir denken.« Simone schaute ihrem Freund entgegen.
    »Willst du dir nichts überziehen?«
    »Nein, nein, das reicht.«
    »Du musst es wissen.«
    Neben Simone blieb Eliot stehen und umarmte sie. »Es ist toll, dass ich dich habe. Allein wäre ich durchgedreht. Du siehst die Dinge realistischer, echt.«
    »Zunächst habe ich gar nichts gesehen. Ich muss mich auf das verlassen, was du gesagt hast. Ein Vogel, der die Augen deines verstorbenen Vaters hatte.«
    »Und der mich angriff, wobei sich die Farbe seines Gefieders ver änderte. Alles, was ich dir erzählt habe, entspricht den Tatsachen, die nicht zu erklären sind. Aber ich brauche einen Zeugen, in diesem Fall eine Zeugin, und die sollst du sein.«
    »Dann gehst du davon aus, dass diese Saatkrähe noch da ist – oder?«
    »Ja, davon gehe ich aus.«
    Simone schlug ihm forsch auf die Schulter. »Dann sehen wir uns deinen Vogel mal aus der Nähe an.«
    »Aber gib acht. Er ist aggressiv.«
    »Ich weiß.«
    Die beiden verließen das Haus. Es stand auf dem Grundstück der Gärtnerei, das nicht zu groß war. Man konnte es günstig erreichen, denn das Gelände lag nicht zu abseits. Von zwei Seiten war es praktisch anzufahren, denn dort rahmten es Straßen ein.
    Elliot Wells schaute sich um wie jemand, der einen schnellen Angriff befürchtete, als er ins Freie trat. Er wollte sehen, ob sich die Saatkrähe in seiner Nähe aufhielt, aber da gab es nichts. Keine Gefahr fuhr aus dem grauen Wolkenhimmel auf ihn nieder. Es waren auch keine anderen Vögel zu sehen, und das Gelände zwischen den beiden Treibhäusern zeigte eine winterliche Leere. Was jetzt noch verkauft wurde, das konnte keine Kälte vertragen und war deshalb unter Schutz gestellt worden.
    Simone hatte schon darüber nachgedacht, noch einen Blumenladen zu eröffnen, was genau überlegt werden musste, denn es gab hier leider keine Laufkundschaft.
    »In welchem Treibhaus hast du den Vogel denn gesehen?«
    »Hier in dem ersten.«
    »Okay.«
    Sie spürten den Wind auf ihren Gesichtern. Nebeneinander gingen sie auf die Schmalseite des Treibhauses zu, dessen Tür Elliot nach dem Angriff der Krähe nicht geschlossen hatte. Sie stand ein Stück auf, was Simone nicht entging.
    »Da hast du der Krähe eine Fluchtchance gelassen.«
    »Ja. Aber vielleicht ist sie noch da.«
    »Dann bleib mal schön hinter mir.«
    Elliot nickte. Er war einen halben Kopf größer als seine Freundin.
    In diesem Fall kam er sich recht klein vor, aber er war auch froh, dass Simone die Initiative übernahm. Er hatte im Moment nicht die Nerven dafür und setzte darauf, dass alles glatt lief.
    Simone betrat zuerst das Treibhaus. Sie schlich nicht hinein, sondern ging ganz normal. Elliot blieb hinter ihr. So schaute er über ihren Kopf hinweg auf die leeren Hochbeete bis hin zu der Palette, die mit Weihnachtssternen bestückt war.
    Beide sprachen in den folgenden Sekunden nicht miteinander. Sie schauten nur, und es gab keinen, der etwas entdeckt hätte,
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