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144 - Condano, der Magier

144 - Condano, der Magier

Titel: 144 - Condano, der Magier
Autoren: Dämonenkiller
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Schnurrbärtige ließ einen verärgerten Wortschwall auf Dorian los und drängte sich wieder an ihm vorbei. Dorian ließ ihn los. Länger konnte er sich nicht an ihn klammern, ohne einen handfesten Krach auf offenem Gelände zu provozieren.
    Der Dämon streifte bei seinem Befreiungsversuch mit dem Unterarm Dorians Brust. Dort befand sich unter dem Hemd die Gemme.
    Und der Dämon spürte sie.
    Er sprang fast einen halben Meter seitwärts und sah Dorian mit aufgerissenen Augen an. Sein Gesicht verzerrte sich.
    Dann hob er zwei Finger.
    Es war eine unauffällige Geste, von den wenigsten Menschen bemerkt. Und selbst jene, die sie sahen, brachten sie nicht mit dem Geschehen in Verbindung, das jetzt einsetzte.
    Von einem Augenblick zum anderen war auf dem Markusplatz die Hölle los.

    Gaby Reuter begriff es nicht. Wie konnte Zardoni noch vor ihr auf dem Wasserbus sein? Er war doch nicht an ihr vorbeigekommen! Sie hatte doch extra darauf geachtet!
    Sie verstand es nicht. Hier geschahen Dinge, die über ihr Begreifen gingen. Fast war es ihr, als sei dieser Giovanni mit dem Teufel im Bund.
    Sie sah, wie sich ein Fremder zwischen sie und Zardoni brachte. Er wollte wohl etwas von dem Unheimlichen. Gaby nutzte die Gunst des Augenblicks. Sie tauchte im Eingangsbereich des Dogenpalasts unter, sah sich um. Noch war der Palast geöffnet, noch wurden Eintrittskarten verkauft. Aber vor den vier nebeneinander befindlichen Kassen standen zwei lange Touristenschlangen. Die beiden anderen Kassen waren geschlossen. Gaby verwünschte Hochsaison und Massentourismus. Ohne Karte kam sie nicht ins Innere des Gebäudes. Sie mußte also wieder raus und anderweitig verschwinden…
    Vorsichtig sah sie über den Platz, wo Zardoni und der Fremde immer noch miteinander beschäftigt waren. Zardoni sprang plötzlich zur Seite, als habe ihn eine Klapperschlange gebissen.
    Im nächsten Moment stiegen sämtliche Tauben auf.
    Sämtliche.
    Gleichgültig, wo sie sich gerade befanden. Sie lösten sich von den Menschen, die sie fütterten, von den verstreuten Körnern, von Säulen und Dächern. Von den Bäumen des Parks, von den Schiffen, von dem Löwenstandbild…
    Ein gewaltiges Rauschen ging über den Platz und ließ die Menschen erst überrascht, dann erschrocken zusammenfahren. Wie eine gewaltige Wolke hingen die Tauben unter dem blauen Himmel, eine graue, bedrohliche Wolke aus Tausenden von Körpern und Flügeln, aus kreischenden Schnäbeln…
    Und diese Wolke hatte ein Ziel! Die Tauben griffen an!
    Gaby glaubte sich in Hitchcocks „Die Vögel" versetzt. Die Tauben hatten sich einen Mann als Ziel auserkoren: Den Fremden, der mit Zardoni gesprochen hatte!
    Da begann Gaby endgültig zu ahnen, daß es bei diesem Florentiner nicht mit rechten Dingen zuging. Er mußte ein Zauberer sein, ein Magier… ein Dämon…
    Gaby hatte nie an Dämonen und Magie geglaubt. Sie hatte sich immer über ihre Freundinnen amüsiert, wenn diese Romane verschlangen, in denen von Dämonen, von Vampiren und Gespenstern geschrieben wurde. Und sie hatte die Filme im Kino belächelt.
    Jetzt begann sie umzudenken.
    Dieser Angriff der Vögel ließ sich mit dem normalen Menschenverstand einfach nicht erklären. Wie kamen die Tauben dazu, die sonst völlig friedlich waren, über einen Mann herzufallen, der ihnen nichts getan hatte? Noch dazu Tauben!
    So, als würden sie gesteuert…
    Gaby stöhnte unterdrückt auf. Sie sah, wie der Fremde in einer Wolke aus Tauben verschwand. Und sie sah, wie Giovanni Zardoni mit raschen Schritten davoneilte.
    Genau in die Richtung, in der sich Gaby Reuter befand…
    Da begann sie zu laufen. Sie mußte Venedig verlassen! Sie fühlte sich bedroht. Sie mußte so schnell wie möglich an ihr Schließfach kommen, ihr Gepäck nehmen und dann verschwinden.
    Sie folgte den Schildern, die zur Rialto-Brücke wiesen. Der Canale Grande machte eine s-förmige Kurve durch Venedig. Wer dieser Kurve nicht folgte, sondern vermeintlich quer zum Kanal ging, kürzte gewaltig ab. Dann war Venedig plötzlich gar nicht mehr so groß, wie es den Anschein für den Unkundigen hatte.
    Und sie hoffte, daß sie noch unbehelligt davonkommen konnte.
    Denn daß der Unheimliche ihr nichts Gutes wollte, das wußte sie mittlerweile…

    Von einem Moment zum anderen sah Dorian sich von unzähligen Flügeln, Schnäbeln und Klauen attackiert. Aus den Augenwinkeln sah er, daß Coco nicht betroffen war. Die Tauben konzentrierten sich nur auf ihn. Er wollte noch den Dämon fassen und
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