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1436 - Die Bionten von Kyon

Titel: 1436 - Die Bionten von Kyon
Autoren: Unbekannt
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Licht.
    Der Weltraum. Aus irgendeinem Grund wußte er plötzlich, daß er den Weltraum vor sich hatte. Oder nicht den Weltraum, sondern eine perfekte Illusion davon. In echtem Vakuum nämlich wäre er unverzüglich am Innendruck des eigenen Körpers zerplatzt. Woher er das wußte?
    Und weshalb diese Illusion? Er kam beim besten Willen nicht darauf. Die Zeit des Rätselratens begann wieder.
    Doch er hielt sich nicht lange damit auf, fruchtlose Fragen nach den Beweggründen der Maschine oder ihrer Auftraggeber aufzuwerfen.
    Er mochte den Weltraum. Diese unendliche Weite, von der er sicher war, daß ihr ein verständliches System innewohnte - so ganz anders als das, was er nach seinem Erwachen vorgefunden hatte. Vielleicht konnte er ein paar dieser Geheimnisse enträtseln, indem er einfach die Augen weit öffnete und Eindrücke auf sich einströmen ließ. Ja, das war der Weg!
    Er beobachtete Sternhaufen und schloß daraus auf elementare Schwerkraftverhältnisse und Bewegungsmuster. Natürlich wußte er, daß die meisten Mutmaßungen sich später als unwahr erweisen mochten - doch es störte ihn nicht. Zoporra handelte aus Spaß an der Sache. Er spielte.
    Als es vorüber war, gab er einen heftigen Laut der Enttäuschung von sich.
    Allmählich aufgeblendete Beleuchtung zerstörte die Illusion von Weite und Raum; alle Sterne verblaßten und gingen schließlich im Grau der Halle auf. Der Anblick der Wirklichkeit verursachte ein Gefühl der Enttäuschung. Endlich hatte er etwas gefunden, was ihm Freude machte, und nun wurde es ihm genommen. Mit Absicht genommen, davon ging er aus.
    Erster Zorn gegen die Maschine und die, die sie steuerten, erwachte ihn ihm. Aber nein, sagte sich Zoporra, er durfte nicht so rasch vergessen. Immerhin war es dieser Zylinder aus poliertem Metall gewesen, der ihn aus seinem Raum entlassen hatte.
    Verdiente das keine Dankbarkeit?
    Mit sich selbst uneins, kam er auf die Beine. Ein leichtes Schwindelgefühl machte ihm zu schaffen, doch er wollte der Maschine keine Schwäche zeigen.
    Dort stand sie noch immer unbewegt, auf der Schwelle zum Korridor. Zoporra spürte zwar, daß einige Zeit vergangen war, doch er hatte keine genaue Vorstellung. „Bin ich hier fertig?" fragte er. „Hat es lange genug gedauert? Müde war ich nicht!"
    „Den Grad deiner Ermüdung kannst du nicht beurteilen. Nach sechs Stunden im Planetarium tritt erfahrungsgemäß eine Übersättigung ein."
    Sechs Stunden also. Zoporra staunte über diese Auskunft. Er hätte nicht damit gerechnet, daß so viel Zeit vergangen war.
    Sechs Stunden, das war länger, als seine bewußte Erinnerung vorher überhaupt zurückgereicht hatte. Und außerdem hatte die Maschine erstmals freiwillig eine Auskunft gegeben. „Aus welchem Grund hast du mich das sehen lassen?"
    Der silberne Zylinder schenkte seiner Frage nicht die geringste Beachtung. „Folge mir", sprach er nur.
    Zoporra wunderte sich, wieviel Zorn bereits in seinem Innern angestaut war. „Das reicht mir nicht", antwortete er mühsam beherrscht. „Ich will wissen, weshalb ich im Planetarium war!"
    Die Maschine setzte sich unbeeindruckt in Bewegung.
    Zoporra folgte störrisch. Er wollte es herausfinden, unbedingt. Kurz entschlossen sprang er vor, umrundete den Zylinder und stellte sich ihm mitten in den Weg. Die Maschine hielt an. Er wurde sich schmerzlich seiner Verwundbarkeit bewußt, seiner hängenden Schulter, des aufgedunsenen, empfindlichen Leibes, der verletzlichen Finger... „Diese Verhaltensweise erhöht dein Fehlerkonto um einen doppelten Betrag."
    „Das interessiert mich nicht!" schrie er, mit einemmal völlig unbeherrscht. „Gib mir Antwort!"
    „Wir wollen dich zum Astronauten ausbilden."
    Die Antwort kam so lapidar, daß Zoporra keine Entgegnung wußte.
    Indessen schlug die Maschine einen kleinen Bogen um ihn und setzte ihren Weg fort, wohin auch immer. Er überlegte kurz und folgte dann. Nun hatte er Antwort erhalten, und er war im Grunde so klug wie vorher. Er brauchte nicht einzelne Daten, sondern das ganze Bild.
    Und wenn er schon um eine kleine Auskunft derart kämpfen mußte, durfte er sich auf völlige Aufklärung wohl wenig Chancen ausrechnen.
    Niedergeschlagen erkannte er eine zweite Maschine, offenbar von gleicher Bauart, und daneben schwebte ein Körper.
    Und noch im selben Augenblick verschwanden die beiden, als habe es sie nie gegeben. Ein Korridor, dachte er aufgeregt, sie waren in irgendeinem der Ausstiege verschwunden. Er war nicht allein in der Anlage.
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