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1436 - Die Bionten von Kyon

Titel: 1436 - Die Bionten von Kyon
Autoren: Unbekannt
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Heute aber hatte er Durst und Hunger, außerdem fühlten sich seine Augen und Achseln verklebt an.
    Aus dem ersten Zapfen strömte lauwarmes Wasser. Er trank davon und wusch sich.
    Nummer zwei spendete eine dickliche, weiße Flüssigkeit, die angenehm roch.
    Ohne langes Nachdenken trank er auch davon und fühlte sich anschließend gesättigt.
    Eilig legte er den Overall an.
    Tatsächlich fuhr Sekunden später die Tür beiseite. Davor stand die Maschine.
    Jedenfalls vermutete er, daß es sich um denselben Zylinder handelte wie gestern. „Folge mir."
    Gehorsam setzte er sich in Bewegung.
    Das Programm des Tages sah zunächst wie am Tag vorher aus. Im Planetarium machte er sich mit Sternen und ihren Gesetzmäßigkeiten vertraut. Diesmal allerdings war der Charakter der Stunden weniger spielerisch; eine Stimme lehrte ihn Details, die er aus eigener Beobachtung niemals herausgefunden hätte. Die Stimme schien mit der des Zylinders vollkommen identisch.
    Dann jedoch ergab sich die Änderung.
    Die Maschine führte ihn nicht in den Schulungsraum von gestern, sondern in eine Halle voller Maschinen und strenger Gerüche. Wo die Halle aufhörte, konnte er nicht ausmachen. Also mußte sie sich über große Flächen erstrecken. Die Höhe jedoch war leicht erkennbar: Sie betrug etwa zwanzig Meter. Im sinnverwirrenden Aufbau der Maschinen wurde keinerlei Ordnung deutlich. Doch Zoporra war sicher, daß er sich in dieser Hinsicht täuschte. Er wußte genau, daß hinter der Halle viel Arbeits- und Materialaufwand steckte. Irgend jemand mußte sich Nutzen davon versprechen.
    Bei näherem Hinsehen erkannte er, daß in ungefähr regelmäßigen Abständen jeweils ein großes Aggregat stand und bis zur Decke reichte. Ringsum war dann eine Vielzahl kleinerer Geräte angebracht. „Was soll ich hier?" fragte er unwillkürlich.
    Die Maschine antwortete nicht. Aber er konnte es sich selbst denken. Bisher hatte er im Planetarium und im Sprachraum nur die Aufgabe gehabt, etwas zu lernen. So würde es auch hier sein.
    Gehorsam folgte er der Maschine in den Wald der Aggregate.
    Zwei Minuten später machten sie vor einer abgeteilten Nische halt. Darin stand ein zweiter Zylinder wie der, der seine Führung übernommen hatte. Und auf einem Hocker saß ein Mann. Zum erstenmal sah Zoporra bewußt ein anderes Wesen. Zwar hatte er einmal von weitem gesehen, daß er sich keineswegs allein in der Anlage aufhielt, doch wirkte die unverhoffte Gegenwart dieses anderen wie ein Schock. Vom ersten Augenblick an haßte Zoporra ihn. „Das ist Zoporra", sagte der Zylinder des Fremden. „Und das ist Ornomall", fügte sein eigener Führer hinzu.
    Er musterte Ornomall genau, und der andere starrte ebenso unverhohlen zurück.
    Zoporra begriff, weshalb er Ornomall verabscheute. Der Mann hatte fünf Finger an jeder Hand. Seine linke Schulter hing nicht, sie saß gerade und genau wie die rechte über dem Brustkorb. Und keine Spur von feuerroten Haaren - Ornomalls Schöpf wuchs braun und wesentlich regelmäßiger, wenngleich Zoporra sah, daß auch er vor einiger Zeit geschoren worden war. Die Augäpfel leuchteten weiß, die Pupillen waren rötlich gefärbt.
    Und auch der Leib war besser geformt.
    Keine Spur von der Aufgeschwemmtheit, die Zoporra an sich selbst so wenig mochte. Ornomall wirkte beweglicher.
    Nur die Beine gefielen Zoporra an sich selbst besser. Der andere hatte extrem lange, krumme Beine, nicht kräftig und ebenmäßig wie seine eigenen. Die Kleidung hatten sie ähnlich gewählt. „Das soll mein Partner sein?" fragte Ornomall mit gehässigem Seitenblick auf Zoporra. „Er ist zu mißgebildet. Seine Hände taugen nichts."
    Keiner der beiden Zylinder antwortete.
    In diesem Augenblick drehte Zoporra durch. Er sprang vor, schlug mit der siebenfingrigen Faust nach dem anderen und versuchte mit der linken Hand, ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen.
    Ornomall wich zur Seite. Er bekam den Mann nicht zu fassen; statt dessen schlug der andere zu und traf seinen empfindlichen Leib. Zoporra ging in die Knie. Er krümmte sich vor Schmerzen. „Und das soll mein Partner sein?" fragte Ornomall nochmals.
    Zoporra richtete sich indessen mit Tränen in den Augen auf. Er sagte kein Wort. „So ist es", antwortete einer der Zylinder. „Seine Talente zeigen sich vielleicht noch. Dein eigenes Fehlerkonto ist nur unwesentlich niedriger."
    Ornomall erbleichte, und Zoporra sah ihn voller Genugtuung an. Offenbar begriff sein „Partner" den Sinn der Vorgänge ebensowenig wie er.
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