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1436 - Die Bionten von Kyon

Titel: 1436 - Die Bionten von Kyon
Autoren: Unbekannt
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hatte, keinen Durchgang?
    Von draußen kam zu wenig Licht. Er kniete nieder und brachte seine Augen an den Rahmen. Waren das schmale Ritzen?
    Es schien so, doch er war nicht völlig sicher. Geräusche kamen nicht von draußen. Der trübe Schimmer zeichnete seine Umrisse verschwommen gegen die Fläche. Trotzdem war es eine Tür, und er war dessen nur aus einem Grund sicher: weil er es nicht ertragen hätte, eingesperrt zu sein.
    Unvermittelt flammte Licht auf.
    Der viereckige Kasten an der Wand war tatsächlich ein Leuchtkörper.
    Aber etwas fesselte seinen Blick. Er trat noch weiter zurück, bis er genau in der Mitte des Raumes stand. Nun fiel das Licht von schräg oben auf seinen Körper, und die Tür warf ein plötzlich deutliches Spiegelbild zurück. Er hätte schon früher an sich hinabsehen können und so einen Eindruck vom eigenen Körper gewonnen.
    Doch nun begriff er, weshalb er es nicht getan hatte.
    Instinktive Angst war schuld daran.
    Jedes Lebewesen würde versuchen, eine schlimme oder zumindest wenig angenehme Erkenntnis vor sich her zu schieben. Jedes? Mit welchem Recht traf er diese Aussage? Was wußte er von anderen Lebewesen? Was wußte er von sich selbst?
     
    *
     
    Er trat zurück, schloß kurz die Augen und wischte anschließend mit dem Handrücken ein paar wäßrige Tropfen von seinen Wangen. Was für eine Hand ...
    Konnte er etwas tun im Augenblick?
    Weshalb war das Licht aufgeflammt? Um ihn zu wecken vermutlich, also würde bald etwas geschehen. Aber er war von allein erwacht und hatte deshalb einen zeitlichen Vorsprung. Nachdenklich ließ er sich auf der Pritsche nieder. Es hatte keinen Sinn.
    Er durfte vor der offenkundigen Wahrheit nicht die Augen verschließen. Kurz entschlossen erhob er sich wieder und nahm erneut die stehende Position vor der spiegelnden Türfläche ein.
    Insgesamt war er etwas größer als einsfünfundachtzig.
    Prüfend bewegte er die Arme, hob und senkte sie in den Gelenken und stellte fest, daß die linke Schulter merklich tiefer hing als die rechte. Es waren zwei Arme und zwei Beine, verbunden durch einen aufgeschwemmten Rumpf. Humanoid, das war das Wort. An der rechten Hand saßen sieben Finger, während er an der linken nur vier hatte. Welch eine Ungerechtigkeit der Natur... Oder ein Irrtum? Ein Unfall?
    Probeweise beugte und streckte er jeden Finger einzeln. Alle waren in Ordnung, ließen sich aber unterschiedlich gut bewegen.
    Auf die Gesichtszüge fiel das meiste Licht.
    Er konnte die Hautfarbe nicht erkennen, nahm jedoch an, daß es dieselbe war wie an den Händen: ein kalkiges, fahles Weiß, das mit kaum sichtbaren grauen Flecken gesprenkelt war. Der Mund saß unten - ein schmaler, ausdrucksloser Mund. Darüber begann eine ebenso schmale, leicht schiefe Nase. Oben, unter der Stirn, saßen zwei gelbliche Augäpfel mit weinroter Iris.
    Doch die Stirn war es, die ihm instinktiv zu schaffen machte. Etwas daran war falsch... Ganz offensichtlich, die beiden Male gehörten dort nicht hin. Er begriff, daß es sich um Ansätze zweier weiterer Augen handelte. Allerdings funktionierten diese Ansätze nicht, sie fühlten sich an wie totes Gewebe, das gerade abheilte und sich bald von der Haut schälen würde. Es war nicht so, das mußte er sich deutlich klarmachen. Wunschvorstellungen halfen nur einem Narren.
    Wenn das Bild, das er sah, ihm mißfiel, würde er irgendwie damit fertig werden.
    Mißfiel es ihm denn?
    Allein die Antwort auf eine so oberflächliche, gleichzeitig tiefgreifende Frage schien zu einem Ding der Unmöglichkeit zu werden. Er wußte zuwenig. Er kannte die Zusammenhänge nicht.
    Außerdem hatte er keine Zeit für grundsätzliche Fragestellungen dieser Art.
    Weshalb nicht? Er unterstellte einfach, daß es so war. Schließlich weilte er nicht ohne Grund an diesem Ort. Selbst wenn er sich außerstande sah, in dieser Hinsicht Vermutungen irgendwelcher Art anzustellen.
    Die wenige Zeit, die ihm vielleicht blieb, mußte er besser nutzen. Wie die nächsten Stunden, Tage oder Wochen auch aussehen mochten, ein sicheres Gefühl für die eigene Körperlichkeit war vonnöten.
    Sein Haar leuchtete feuerrot. Jemand hatte es kurz geschoren, das erkannte er an den unterschiedlich langen, aber immer regelmäßigen Strähnen. Warum eine so auffällige Farbe? Handelte es sich um natürliche Tönung oder ein Kennzeichen?
    An den Beinen fand er wenig auszusetzen. Sie waren kurz und sehr stämmig. Probeweise schüttelte er sie aus und spürte dabei bewegliche
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