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1436 - Die Bionten von Kyon

Titel: 1436 - Die Bionten von Kyon
Autoren: Unbekannt
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Die Erkenntnis erschütterte sein ohnehin schwaches Selbstwertgefühl. Die Dinge hier drehten sich keineswegs um ihn - wenngleich er das kaum hatte annehmen dürfen.
    Aber Vermutung und Gewißheit waren verschiedene Dinge.
    Er versuchte nicht einmal, dem Paar zu folgen. Sein Fehlerkonto war für heute genug belastet worden. Das spürte er. Und eine Frage nach dem weiteren Verlauf des Tages hätte wenig eingebracht, höchstens den Verweis auf sein Fehlerkonto.
    Leider gab es im Schacht keine Kennzeichen.
    Vielleicht war dieser Korridor der, der zu seinem Schlafraum führte. So zumindest nannte er den Raum inzwischen, in dem er erwacht war.
    Zoporra fürchtete die Aussicht, dort wieder eingesperrt zu sein. Und wenn es so käme? Er würde wenig dagegen unternehmen können.
    Aber am Ende öffnete sich vor der Maschine eine Tür, die etwas anderes als nur das Bett und die Waschgelegenheit enthielt. Diesmal kannte er den Vorgang schon: Sein robotischer Führer blieb auf der Schwelle stehen. Indessen trat er vor und sah sich neugierig um. In die Wände waren dunkle Bildschirme eingelassen, davor standen Pulte mit Tastaturen und Schreibmaterial. Als Sitzgelegenheit bemerkte er unter jedem Pult eine Bank aus Plastik.
    Fragend schaute er den silbernen Zylinder an.
    Es gab kein Zeichen von dort. Also zog er eine Bank unter dem nächstbesten Pult hervor und setzte sich darauf. Gleichzeitig fuhr die Tür zu und entzog ihn der Sicht der Maschine. Und der Bildschirm direkt vor ihm zeigte plötzlich ein Bild, ein sonderbares Symbol... Zoporra achtete nicht weiter darauf.
    Anschließend erschienen Zeichen. Er wußte den Grund nicht, aber auf Anhieb erkannte er die Zeichen als Interkosmo - irgendwer mußte ihm die Sprache beigebracht haben, bevor er erwacht war.
    Wer? Und warum? Und vor allem wollte er wissen, weshalb er nichts mehr davon wußte. Nur, im Augenblick schienen all diese Fragen zweitrangig.
    DU LERNST TERRANISCH.
    Das stand auf dem Bildschirm.
    Ohne weiteres Überlegen benutzte er die Tastatur in der Mitte des Pultes zu einer Frage.
    WIE? tippte er unbeholfen ein. Er mußte jeden Buchstaben zunächst suchen und dann achtgeben, daß er die Taste genau traf. Dabei war er froh, das Interkosmo tatsächlich in Wort und Bild zu beherrschen; immerhin hätte es sich in der Praxis auch anders herausstellen können.
    ICH WERDE INTERKOSMO-WORTE AUF DEN BILDSCHIRM GEBEN. DU WIRST AUSSERDEM DAS ENTSPRECHENDE WORT IM TERRANISCHEN SEHEN. DIESE VOKABEL MERKST DU DIR; ICH WERDE DICH IMMER WIEDER TESTEN.
    Zoporra spürte erwachendes Interesse. Terranisch... Er hatte diesen Ausdruck noch nie gehört, wenigstens: nicht in den wenigen Stunden seines bewußten Lebens.
    Allein aus dem Buchstaben leitete er ab, daß es ein: verwandtes Wort namens Terra geben mußte. Aber auch Terra sagte ihm nichts. Immerhin konnte er sich denken, daß Terra einen Ort bezeichnete.
    Entgegen aller Vernunft wertete er das Wort als Hinweis auf die Außenwelt.
    Womöglich hatte er etwas zu tun mit Terra. Vielleicht auch nicht; vielleicht benötigte er Terranisch nur, um zum Astronauten geschult werden zu können.
    Erneut folgte er einem raschen Entschluß und betätigte die Tastatur.
    WESHALB BEHERRSCHE ICH DAS INTERKOSMO? wollte er wissen. UND SEIT WANN?
    Mit der Antwort konnte er wenig anfangen. HYPNOSCHULUNG, stand da nur. Seine folgenden Fragen brachten keine weitere Erklärung ein. Statt dessen begann der Unterricht, und in den folgenden Stunden lernte er etwa dreihundert Begriffe.
    Als jedoch über den Bildschirm für jeden Begriff eine Kontrollfrage an ihn gerichtet wurde, hatte er höchstens die Hälfte behalten. Er wußte nicht, ob das Ergebnis gut oder schlecht war. Der Schirm erlosch, die Tür öffnete sich wieder. Zoporra erhob sich und folgte dem Zylinder. Mit einemmal spürte er, wie müde seine Glieder und sein Kopf waren.
    Ein letztes Mal für diesen Tag betraten sie den Schacht. Als er vor der Tür zu seinem Schlafraum abgesetzt wurde, war er nicht einmal enttäuscht deswegen.
     
    *
     
    Diesmal erwachte er nicht von allein.
    Licht flackerte auf und blendete ihn durch die geschlossenen Lider. Sein erster Blick fiel auf das Fenster, das wieder nur die Dämmerbeleuchtung des ersten Tages durchließ. Er hätte gern einen Blick hinausgeworfen, doch es gab nichts im Raum, was er als Leiter hätte benutzen können. Über der Waschgelegenheit ragten zwei Zapfen aus dem rauhen Plastik. Gestern war er nicht mehr dazu gekommen, ihre Funktion auszuprobieren.
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