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1409 - Der Kopf des Zwillings

1409 - Der Kopf des Zwillings

Titel: 1409 - Der Kopf des Zwillings
Autoren: Jason Dark
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nicht eben breiten Baumstamm huschte eine dunkle Gestalt hervor. Sie hatte zu einem recht kräftigen Sprung angesetzt, aber sie drehte sich schon in der Bewegung.
    Der Stein in der Hand glühte auf. Er schickte seinen tödlichen Strahl, nur musste der noch das Ziel finden.
    Für die Peitsche war die Entfernung viel zu weit. Nicht aber für meine Beretta.
    Ich schoss zwei Mal!
    Beide Kugeln erwischten den Grauen. Er wurde praktisch von ihnen durchgeschüttelt und zur Seite geschleudert. Sein rechter Arm war dabei in eine unkontrollierte Bewegung geraten. So konnte er den tödlichen Strahl nicht dorthin schicken, wo sich die entsprechenden Ziele befanden.
    Aber er kam wieder hoch.
    Ich schoss noch mal.
    Dabei war ich näher an ihm herangegangen, und diesmal riss die geweihte Silberkugel seinen Kopf fast entzwei.
    Zwei Sekunden später war er aus meinem Blickfeld verschwunden, und Suko sah ihn ebenfalls nicht. Er lag irgendwo im hohen Gras und wurde zudem noch von den Armen des Gestrüpps verdeckt.
    »Erledigt?«, rief Suko.
    »Lass uns nachschauen!«
    Sicher war ich mir nicht, und wir bewegten uns auch entsprechend vorsichtig.
    Mit fiel die Bewegung am Boden zuerst auf. Der Körper zuckte, er lag auf dem Rücken, und ich sah in ein Gesicht, das grässlich zerrissen war. Aus einem breiten Spalt quoll eine dicke Flüssigkeit, eine grüne ölige Pampe, die leicht glänzte.
    Suko kam hinzu. Er deutete auf die rechte Handfläche, in der noch immer der flache Stein lag, der nun aber nicht mehr leuchtete.
    Trotzdem ging Suko auf Nummer sicher.
    Ein Schlag mit der Dämonenpeitsche reichte aus, um dem Grauen endgültig den Garaus zu machen.
    Ein Riemen riss die Braust von oben nach unten auf, und aus dieser Wunde quoll wieder die grüne Masse, die irgendwann im Erdboden versickern würde.
    »War’s das?«, fragte Suko. Ich nickte. »Ja, das war’s…«
    ***
    Suko und ich traten den Rückweg an. Dann sahen wir sie, den Menschen und den Zwerg, die vor einem am Boden liegenden Schädel hockten.
    Burt Lester konnte es kaum fassen, dass alles vorbei war. Aber er dachte weniger an sich als an seine Frau, denn sie war gefesselt im Haus zurückgelassen worden, wie er Suko und mir jetzt berichtete.
    »Kann man denn da nichts tun, Mr. Sinclair?«
    »Doch«, sagte ich und holte mein Handy hervor. Ich rief die Zentrale der Metropolitan Police an, erklärte die Lage, und man versprach mir, so schnell wie möglich eine Streife zum Haus der Lesters zu schicken. Auch wenn der Kollege ein Fenster einschlagen mussten, um ins Haus zu gelangen, wichtig war, dass man Mrs. Lester befreite.
    »Danke«, flüsterte der Holzfäller. »Das… das … werde ich alles nie vergessen.«
    »Irgendwann schon.«
    »Und was ist mit diesen Grauen?«
    Ich lächelte ihn an, bevor ich sagte: »Die, Mr. Lester, können Sie wirklich vergessen.«
    »Dann sind sie… ich meine …«
    »Vernichtet. Und ich sage das so hart, weil sie keine Menschen waren, obwohl sie so aussahen.«
    »Ich kann es nicht fassen. Woher sind sie gekommen, wenn sie…«
    »Denken Sie besser gar nicht darüber nach.«
    »Ja, und auch nicht über den Kopf – oder?«
    »Auch das.«
    Der Kopf war gerettet, und er befand sich im Besitz des Zwergs. Er hatte ihn angehoben und auf seine Oberschenkel gelegt wie ein wertvolles Geschenk.
    Er konnte kaum glauben, dass er es geschafft hatte, und flüsterte stets den gleichen Satz.
    »Gerettet habe ich ihn…«
    »Ja«, bestätigte ich. »Und jetzt kannst du ihn auch behalten, und zwar für immer.«
    Der Zwerg schaute in das Gesicht seines Zwillings. »Ich bringe dich zurück in die Welt, in die du gehörst, Bruder. Ich werde dir dort ein wunderschönes Grab suchen, in dem du für immer und alle Zeiten deine Ruhe haben wirst.«
    »Du willst zurück nach Aibon?«, fragte ich.
    »Was soll ich in dieser Welt? Jetzt werde ich zurückkehren in meine Heimat.«
    »Tu das.«
    Der Zwerg stand auf.
    »Und grüße die Personen, die wir kennen, von uns. Den Roten Ryan, Ribana und all diejenigen, die auf der Seite des Guten stehen. Möglicherweise sehen wir uns irgendwann.«
    Er verbeugte sich. »Das würde mich freuen, mein Freund. Und danke! Danke für alles.«
    Auf dem breiten Gesicht erschien ein Lächeln. Danach drehte er sich herum und ging davon.
    »Wo will er hin?«, fragte Burt Lester, der ihm ebenso nachschaute wie wir.
    »In seine Heimat.«
    »Und die heißt Aibon?«
    »Richtig.«
    »Hm.« Der Mann schüttelte den Kopf. »Kann mir denn einer von Ihnen
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