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1409 - Der Kopf des Zwillings

1409 - Der Kopf des Zwillings

Titel: 1409 - Der Kopf des Zwillings
Autoren: Jason Dark
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nichts.«
    »Und weiter?«
    »Wir müssen die andere Seite locken.« Auf meinen Lippen erschien ein Lächeln. »Du ahnst, was ich vorhabe?«
    »Sicher.«
    Ich hatte inzwischen mein Kreuz hervorgeholt und war schon gespannt darauf, wie der Kristallschädel reagieren würde. Einmal hatte ich das Phänomen der Metamorphose miterlebt, und jetzt hoffte ich darauf, dass es zum zweiten Mal eintrat und uns auch weiterbrachte.
    Im ersten Moment passierte nichts. Von einer Veränderung war nichts zu sehen, aber ich spürte schon das Kribbeln, das über meine Finger strich. Dabei wich mein Blick nicht von diesem seltsamen Schädel, und ich bekam mit, dass sich etwas tat.
    In seinem Innern verschwand die Leere. Wie schon beim ersten Mal füllte er sich. Seine Durchsichtigkeit verschwand. Die braune und auch leicht grünliche Masse breitete sich aus, und schließlich sah es wirklich so aus, als läge ein normaler Kopf in der kleinen Mulde.
    Durch das Kreuz hatte ich dem Kopf so etwas wie ein Leben zurückgegeben, und das, obwohl die Magie meines Kreuzes und die des Landes Aibon sich sehr ambivalent gegenüberstanden.
    Ich blickte kurz meinen Freund Suko an. »Hier liegt er richtig.«
    »Er vielleicht. Aber da gibt es noch diesen ungewöhnlichen Zwerg. Den darfst du nicht vergessen.«
    »Keine Sorge, das werde ich schon nicht. Ich kann mir sogar vorstellen, dass er nicht mehr weit ist.«
    »Möglich.«
    Nach Sukos Antwort hörten wir beide einen Laut, den wir nicht richtig einordnen konnten. Er war in unserem Rücken abgegeben worden, und gemeinsam drehte wir uns um.
    Woher der Zwerg gekommen war, wussten wir nicht. Es war im Endeffekt auch egal. Für uns zählte nur, dass er vorhanden war und uns anschaute…
    ***
    »Na denn«, sagte Suko und warf mir einen knappen Blick zu. »Da hast du unseren Freund.«
    Ich war froh darüber, ihn zu sehen, auch wenn ich davon ausgehen musste, dass er ein Mörder war. Aber es hatte ihn hergetrieben, denn er wollte den Schädel.
    Bisher hatte er nichts dergleichen gesagt und auch nicht durch eine Geste darauf hingewiesen. Ob Zwerg oder Liliputaner, das war mir in diesen Augenblicken egal, aber mir fiel der recht große Kopf auf mit dem breiten Gesicht, der hohen Stirn und den zusammengewachsenen Augenbrauen. Die klumpige Nase sahen wir ebenfalls, darunter den breiten Mund mit den dicken Lippen und das kantige Kinn.
    Sein Körper wirkte gedrungen. Kurze Beine gehörten dazu, aber auch recht lange Arme und Finger, die mir klein und gekrümmt vorkamen. Die ebenfalls kleinen Füße steckten in weichen Schuhen, die schon mehr an Mokassins erinnerten, und bekleidet war er mit einem kittelartigen Hemd sowie einer engen Hose.
    Er blieb zunächst stehen, beobachtete uns aus seinen kleinen, funkelnden Augen und übte sich ansonsten in tiefes Schweigen.
    »Jetzt hat unser Freund gefunden, was er suchte«, flüsterte Suko mir zu. »Er wird den Kopf haben wollen.«
    »Und dann?«
    Suko lachte leise. »Ist er glücklich.«
    »Bist du denn bereit, ihn glücklich zu machen?«
    »Das weiß ich noch nicht.«
    »Eben.«
    Wir hatten uns sehr leise unterhalten, sodass der Zwerg nichts gehört haben konnte. Ich stellte mir natürlich die Frage, woher er stammte. War er tatsächlich ein Bewohner des Druidenlandes, der den Weg zu uns gefunden hatte?
    Ein Ruck ging durch den kleinen Körper, dann setzte sich der Zwerg in Bewegung, ging auf uns zu. Angst schien er vor uns nicht zu haben, im Gegenteil strahlte er eine enorme Selbstsicherheit aus.
    In diesen Sekunden drehten sich meine Gedanken um Aibon und um die Geschöpfe, die dort existieren. Dieses Paradies bestand praktisch aus drei Teilen. Dem Guten, dem Bösen und einem Reich dazwischen, in dem die Männer in Grau regierten. So hatte ich sie erlebt. Das Zwischenreich war das Land der ›grünen Magie‹. Dort wurden die Druiden geboren, und dort starben sie auch.
    Die Grenzen waren genau abgesteckt, auch wenn Guywano, mächtiger Herrscher des negativen Teils, versuchte, diese Grenzen zu vernichten, denn er wollte über ganz Aibon regieren.
    Ich fragte mich natürlich, zu welchem Teil Aibons der Schädel gehörte und natürlich der Zwerg. Gestalten wie ihn gab es ebenfalls in diesem Druidenland, ebenso Elfen, Feen oder Trolle.
    Meine Gedanken wurden unterbrochen, als der Zwerg vor uns stehen blieb, sich umschaute, den veränderten Schädel länger anblickte und sich dann an uns wandte.
    »Ich wusste, dass man ihn finden würde.«
    »Ach«, sagte ich. »Hast du ihn
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