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1409 - Der Kopf des Zwillings

1409 - Der Kopf des Zwillings

Titel: 1409 - Der Kopf des Zwillings
Autoren: Jason Dark
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Waldstück gefahren. Der Wetterbericht hatte zwar von einem Frühlingstag gesprochen, aber davon war zu dieser Stunde nicht viel zu merken.
    Eine gewisse Kälte hatte sich gehalten, trotzdem war Lester auf einmal zu warm.
    Nachdem er sich vergewissert hatte, dass seine Leute alles richtig machten, öffnete er die Fahrertür des Pick-Ups und holte die Warmhaltekanne mit dem Kaffee hervor. Um die Fäller brauchte er sich nicht zu kümmern. Er blieb im Fahrerhaus sitzen, schraubte den Verschluss ab und goss den Kaffee in seine große Tasse.
    Die Brühe dampfte noch, deshalb trank er in kleinen Schlucken und schaute dabei versonnen nach vorn. Die Eiche stand am Beginn des Waldes, wo es noch recht licht war. Hier war sie so etwas wie eine Herrscherin gewesen und hatte alle anderen Bäume überragt.
    Das war bald Vergangenheit. Weiter hinten nahm der Wald an Dichte zu. Die Bäume hatten auch die ersten Knospen getrieben. Der Frühling war einfach nicht mehr aufzuhalten.
    Lester trank seinen Kaffee und schaute durch die Scheibe. Da er die Wagentür zugezogen hatte, drang der Lärm der beiden Motorsägen nur gedämpft an seine Ohren. Es tat ihm wirklich Leid, diesen Baum fällen zu müssen, und auch sein Vorgesetzter hatte ihm nicht gern den Auftrag erteilt. Aber es gab jemand im Hintergrund, der darüber zu bestimmen hatte. Den Mann kannte Lester nicht, gab aber zu, dass er ihm nicht eben sympathisch war.
    Eichenholz war beliebt, und dieser mächtige Baum würde eine Menge Holz geben. Was in Jahrhunderten gewachsen war, würde irgendwann in den Wohnungen der Möbelkäufer stehen.
    Bei einem Becher Kaffee belies es der Vorarbeiter. Er schaute weiterhin seinen beiden Männern zu, die ihren Job wirklich perfekt machten. Er brauchte nicht einzugreifen, sie arbeiteten wie Roboter und ebenso präzise.
    Der Baum hatte bereits eine tiefe Wunde erhalten. Eine Kreatur hätte geschrieen, und Lester war sicher, dass auch der Baum entsprechende Schmerzen verspürte.
    Früher hatte er nicht so gedacht. Seine Nichte hatte ihn darauf gebracht. Zuerst hatte er darüber gelacht, später aber war er nachdenklich geworden, und jetzt tat es ihm fast Leid, wenn er diesem Job nachgehen musste. Aber darüber wollte er jetzt nicht nachdenken. Die Sache hatte auch was Gutes, denn sein Job war krisensicher.
    Die anderen Männer hielten sich draußen auf und schauten den Kollegen an der Eiche zu. Die zwei Wunden hatten sich bereits tief in das Holz gefressen. Späne umwirbelten die Arbeiter wie Schneeflocken. Durch die Visiere waren ihre Gesichter geschützt. Die hohen Sicherheitsstandards mussten einfach eingehalten werden.
    In der rechten Außentasche spielte das Handy seine Melodie. Lester holte es hervor und meldete sich murrig.
    Es war sein Chef, der fragte, ob alles in Ordnung war.
    »Ja, es geht alles glatt.«
    »Sehr gut. Wann können Sie einen Erfolg melden?«
    »Sind Sie im Büro, Chef?«
    »In den nächsten beiden Stunden. Danach habe ich einen Termin.«
    »Kein Problem, bis dahin kann ich Vollzug melden.«
    »Sehr gut. Bis später.«
    Lester ließ das Handy wieder verschwinden. Es kam nicht oft vor, dass ihn sein Chef während der Arbeit anrief. Er konnte es offenbar kaum erwarten, dass die alte Eiche fiel. Über den Grund dafür wusste Lester nichts, aber das war auch nicht seine Sache.
    Er machte es sich weiterhin bequem. Nur hin und wieder schaute er zu den Arbeitern hinüber, ansonsten blieb er gelassen.
    Nach einer Weile griffen auch die beiden anderen Arbeiter mit ein.
    Lester sah es, und er verließ den Wagen. Die Sägen waren abgestellt worden. Lester kam die Stille des Waldes jetzt doppelt so intensiv vor.
    Er ging zu den Kollegen und schaute sich die beiden Wunden an.
    Tief hatten sie sich in den hölzernen Leib gefressen. Zwei Keile waren in diese ›Wunden‹ getrieben worden. Wäre jetzt ein Sturm über den Wald hinweggebraust, er hätte den alten Baum geknickt wie ein Streichholz.
    Lester schaute seine Leute an. »Und?«
    »Es war kein Problem.«
    »Finale?«
    »Klar doch.«
    »Dann los.« Lester hatte schon überlegt, ob er selbst mit Hand anlegen sollte, sich aber dann dagegen entschieden. Er konnte sich auf seine Männer verlassen.
    Was jetzt getan werden musste, war Handarbeit. Einige Schläge mit der Axt, doch die mussten genau gezielt sein. Dann würde der Baum zu einer Seite hin wegkippen.
    Burt Lester zog sich wieder zurück. Aus einer gewissen Entfernung wollte er den Fall der alten Eiche beobachten.
    Der Baum würde
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