Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1409 - Der Kopf des Zwillings

1409 - Der Kopf des Zwillings

Titel: 1409 - Der Kopf des Zwillings
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
von ihm und den anderen beiden Mitarbeitern wegfallen und in jene Richtung kippen, die vom Gelände her recht frei war. Einige kleinere Bäume würde er noch berühren, aber nur Buschwerk unter sich begraben.
    Auch nach so langen Jahren im Job spürte Lester noch immer eine gewisse Spannung vor dem Finale. Nicht dass er den Atem anhielt, aber ein wenig nervös war er schon. Jedes Fällen glich einer Premiere, und er hatte das Gefühl, der Natur einen Teil ihrer selbst zu berauben.
    Die mächtige Eiche zitterte. Es war wie immer. Die Kräfte in ihr schienen sich noch einmal gegen das Schicksal aufbäumen zu wollen, doch sie hatten keine Chance.
    Mit einem Knirschen begann es. Das Geräusch hörte sich an, als würden zahlreiche Knochen brechen. Die alte Eiche ›schrie‹ auf, bevor sie sich schwerfällig zur Seite senkte. Sie fiel nach links, und das Brechen und Knirschen hörte dabei nicht auf. Der Baum neigte sich immer weiter dem Erdboden zu. Er, der Geschichte mit erlebt hatte und schon ein Teil davon war, starb.
    Als Lester dieser Gedanke kam, rann eine Gänsehaut über seinen Rücken. Bei diesem Job war er wirklich sensibel geworden. Er konnte auch das Zucken um seine Mundwinkel nicht vermeiden und hatte dabei das Gefühl, etwas Schlimmes angeordnet zu haben.
    Die Eiche senkte sich immer tiefer. Der Boden schien sie anzuziehen wie ein Magnet das Metall – und es erfolgte der Aufprall.
    Die nächste Eiche mit ebenfalls mächtiger Krone schlug wuchtig auf. Ihr Gewicht zerstörte alles, der Boden erzitterte unter dem Gewicht des Riesen.
    Erdreich und Blätter flogen in die Höhe. In der nahen Umgebung schien der Wald zu schwanken, und die beiden Fäller waren von ihre Arbeit begeistert. Sie klatschten in die Hände, sie freuten sich wie kleine Kinder über den Erfolg.
    Irgendwann trat Ruhe ein. Burt Lester atmete tief durch. Er ging noch nicht auf den gefällten Riesen zu, sondern sprach mit seinen Männern.
    »Gute Arbeit!«, lobte er. »Ich denke, dass ihr eine Pause verdient habt.«
    »Danke, Chef.«
    Zu vierte zogen sie sich zurück. Ihr Platz war die Ladefläche des Pick-up. Der zweite Teil der Rodung würde erst später beginnen.
    Lester erinnerte sich daran, dass er seinen Chef anrufen wollte, was er sofort in die Tat umsetzte.
    »Ich bin es – Lester.«
    »Ha, gut. Und? Hat alles geklappt?«
    »Ja, es gab kein Problem.«
    »Gratuliere.«
    »Danke sehr.«
    »Ihr macht weiter?«
    »Ja, nach einer kurzen Pause. Ich denke, dass wir bis zum Nachmittag mit den groben Arbeiten fertig sind. Die Raupe mit den Sägen hat genügend Platz. Da sollte es wirklich keine Probleme geben.«
    »Noch besser.« Der Mann am anderen Ende lachte heiser. »Und jetzt hör zu, Lester. Ihr seid mal wieder toll gewesen. Deshalb gibt es eine Prämie. Bar auf die Hand. Ist das was?«
    Lester sagte zunächst nichts. Eigentlich hätte er sich über ein derartiges Geschenk freuen müssen, doch eine Freude wollte nicht in ihm hochkommen, worüber er sich wunderte, sich aber gleichzeitig eingestand, dass es mit dem Baum zusammenhing.
    »Danke.«
    »Das regeln wir dann morgen in meinem Büro.«
    »Gut.«
    »Und jetzt noch viel Spaß.«
    »Danke, Chef.«
    Spaß würden sie nicht haben. Jedenfalls Lester nicht. Die Mitarbeiter dachten da anders, vor allem, wenn sie von der Prämie erfuhren.
    Das hätte auch Burt Lester im Normalfall getan, aber es wollte bei ihm einfach keine Freunde aufkommen, und das begriff er nicht.
    Mit sehr gemächlichen Schritten bewegte er sich auf das Ziel zu.
    Der Baum lag jetzt am Boden, und der Druck an der unteren Seite des mächtigen Stamms hatte das Erdreich aufgerissen und dafür gesorgt, dass das mächtige Wurzelwerk in die Höhe gedrückt worden war.
    Was da den Boden verlassen hatte, sah aus wie ein Gebilde mit langen Fingern, an denen noch überall Erdreste klebten. Käfern und anderen Kleintieren war der Lebensraum genommen worden. Sie huschten jetzt verstört über den Boden oder krabbelten an den Wurzeln und der Stammrinde entlang.
    Eigentlich hatte Burt Lester nur nachschauen wollen, wie der Stamm gebrochen war, aber etwas anderes zog all seine Aufmerksamkeit auf sich.
    Durch den Fall des Baumes war ein großes Loch im Erdreich entstanden, das nicht völlig frei lag. Einige sehr starke Wurzelverzweigungen klammerten sich besonders fest, doch dafür hatte der Vorarbeiter keinen Blick. Ihm war etwas aufgefallen, das sicherlich nicht zu einem gefällten Baum passte.
    Zwischen Wurzeln und Erde sah er sehr
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher