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1409 - Der Kopf des Zwillings

1409 - Der Kopf des Zwillings

Titel: 1409 - Der Kopf des Zwillings
Autoren: Jason Dark
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Darüber wollte er sich jetzt noch keine Gedanken machen.
    Die Jacke war weit geschnitten. So schaffte er es, den Schädel darunter zu verbergen. Lester ging schnell, der Wagen war sein Ziel, doch bevor er ihn erreichte, wurde er von seinen Leuten angesprochen.
    »Machen wir weiter?«
    »Später.«
    »Gut.«
    Burt Lester hatte sich gut in der Gewalt. Er öffnete die Fahrertür und stieg schnell ein. Die vier Arbeiter blieben auf ihren Plätzen, und so konnte sich der Mann Zeit lassen.
    Die alte Tasche aus hartem Leder klemmte in einem Spalt zwischen den Sitzen. Sie enthielt nur einen Bohrer, den Lester herausnahm und auf den Boden legte.
    Danach fand der schwere Kristallschädel seinen Platz in der Tasche. Sogar die Klappe der Tasche ließ sich schließen. Lester war zufrieden. Er lehnte sich zurück und versuchte zunächst, seine Nerven wieder zu beruhigen, indem er einige Male tief ein- und wieder ausatmete.
    Dabei dachte er über den Fund nach. Auch ohne ein Experte zu sein, wusste er, dass ihm hier etwas sehr Bedeutsames in die Hände gefallen war. Warum lag ein Kristallschädel unter einem Baum verborgen? Und wer hatte ihn dort versteckt?
    Er wusste keine Antwort. Dennoch drängten sich weitere Fragen auf, denn man konnte spekulieren. Wie lange lag der Schädel bereits unter dem Wurzelwerk?
    Als Fachmann glaubte er nicht daran, dass jemand in der letzten Zeit den Boden um die Eiche herum aufgegraben hatte, um dort einen Kristallschädel zu verstecken. Dieser Schädel musste dort schon seit sehr, sehr langer Zeit gelegen haben. Da kamen ihm Zeitspannen in den Sinn, die Jahrhunderte umschlossen.
    Der Gedenke daran erzeugte bei ihm eine Gänsehaut. Wenn das zutraf – und es ließ sich durch Untersuchungen bestimmt feststellen –, dann war ihm etwas ungemein Wertvolles in die Hände gefallen, mit dem er behutsam umgehen musste.
    Er dachte nicht daran, welch einen Erlös ihm der Schädel beim Verkauf brachte, so geldgierig war er nicht. Außerdem gehörte ihm nicht das Grundstück, er sah in seinem Fund mehr den ideellen Wert und war gespannt, was seine Frau dazu sagte, die sich für Kunst interessierte und selbst malte und kleine Plastiken schuf, die sie sogar auch verlaufen konnte.
    Jedenfalls sah die nahe Zukunft spannend aus. Burt Lester sehnte jetzt den Feierabend herbei. Bis dahin würden noch einige Stunden vergehen, die voller Arbeit steckten.
    Er würde mit seinen Leuten chronologisch vorgehen. Sie würden sich gemeinsam den gefällten Eicheriesen anschauen und erst dann entscheiden, wo mit dem Schnitt begonnen wurde.
    Das war immer so, und daran wollte Lester auch jetzt nichts ändern.
    Er verließ den Wagen und bemühte sich, so normal wie möglich zu wirken. »Die Pause ist beendet, Freunde! Es geht weiter!«
    »Schade.«
    »Komm schon, Harry! Du willst dir doch deine Prämie auch verdienen!«
    »Prämie? Wieso?«
    Lester lachte. »Ich sprach vorhin mit dem Chef«, sagte er und schaute seine vier Leute an, die vor ihm standen und deren Gesichter schon eine gewisse Erwartung zeigten. »Er hat gemeint, dass wir unsere Arbeit super verrichtet haben, und deshalb gibt es eine Prämie.«
    »Wie viel?«
    »Keine Ahnung, aber es gibt sie bar auf die Kralle. Das hat er mir versprochen.«
    Die Männer rieben sich die Hände. »Na, wenn das keine gute Nachricht am frühen Morgen ist. Das treibt uns ja direkt an.«
    »Dann los, Kollegen. Schauen wir uns das Bäumchen mal genauer an.«
    Sie machten sich auf den Weg. Nebeneinander schlenderten sie durch das Gras. Die vier Arbeiter sprachen über die Prämie, während sich Burt Lester zurückhielt. Er hörte auch nicht zu, was sie sagten, und ging schneller, da er sich von einem inneren Motor angetrieben fühlte. Auch merkte er, dass sich sein Herzschlag beschleunigt hatte. Er schüttelte darüber den Kopf, ging über in einen Dauerlauf und bremste sich selbst an einer Stelle abrupt ab.
    Was er bereits aus einer gewissen Entfernung gesehen hatte, das fiel ihm jetzt besonders auf und sorgte dafür, dass sich seine Augen weiteten und ein Gedankensatz durch seinen Kopf zuckte.
    Das… das gibt es nicht!
    Und doch gab es das. Er brauchte sich nur die gefällte Eiche anzuschauen, die längst nicht mehr so aussah, wie er die in Erinnerung hatte.
    Der gesamte Baum, vom Stammbeginn her bis in die Spitze, war zu grauschwarzer Asche geworden…
    ***
    In seinem Rücken hörte Burt Lester die Rufe der Kollegen, auf die er jedoch nicht achtete. Wie ein Schlafwandler ging er noch
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