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Die Wanderapothekerin 6: Der Schatz (German Edition)

Die Wanderapothekerin 6: Der Schatz (German Edition)

Titel: Die Wanderapothekerin 6: Der Schatz (German Edition)
Autoren: Iny Lorentz
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1.
    T obias Just hatte Gernsbach, die letzte Stadt auf den Strecken der beiden Wanderapotheker Schneidt, glücklich erreicht und dort erfahren, dass sich immer noch französische Streifscharen in der Gegend aufhielten. Daher mietete er sich erneut ein Pferd, um die Strecke abzureiten, auf der Klara und Martha kommen mussten. Eigentlich hätte er schon am ersten oder zweiten Tag auf sie treffen müssen, doch die beiden jungen Frauen blieben verschwunden, und er erfuhr, dass sie noch nirgends durchgekommen waren.
    Am dritten Abend erreichte er eine kleine Stadt, deren erst kürzlich erneuerte Wehranlage verriet, dass sie in der Angst vor den Franzosen lebte. Die Torwache ließ ihn nach kurzer Befragung ein und nannte ihm einen guten Gasthof, in dem er sein gemietetes Pferd und das des Reitknechts abstellen konnte.
    »Ein Becher Wein wird uns guttun«, meinte dieser, weil der Laborantensohn ihm arg verbissen wirkte.
    »Ich ziehe Bier vor«, antwortete Tobias mürrisch.
    »Der Wein ist gut! Er stammt aus der Gegend und ist deshalb auch nicht teurer als Bier. Das kann man hier gar nicht trinken!« Der Reitknecht hatte sich den ganzen Tag über auf einen kühlen Trunk gefreut und wollte diesen nicht missen.
    Schließlich gab Tobias nach. »Also gut, aber betrinke dich nicht. Ich will morgen sehr früh weiterreiten.«
    »Wenn den beiden Weibsbildern bereits etwas zugestoßen ist, könnt Ihr es auch nicht mehr ändern«, meinte der Reitknecht mit einem Achselzucken.
    »Je schneller wir bei ihnen sind, umso eher sind sie in Sicherheit«, wies Tobias ihn zurecht.
    Der Reitknecht schüttelte treuherzig den Kopf. »Wollt Ihr Euch wirklich mit den Franzosen anlegen, Herr Tobias? Das sind ungute Leute, sage ich Euch. Die nageln die Bauern an den eigenen Ohren ans Scheunentor, und was sie mit den Weibern anstellen, brauche ich Euch wohl nicht zu erzählen. Sie sind eine Pest!«
    »Das sind die eigenen Soldaten auch.«
    Tobias hatte nicht vergessen, was man sich von dem schrecklichen großen Krieg erzählte, der vor gut sechzig Jahren die Länder verwüstet hatte. Sämtliche Heere, gleichgültig ob sie zum Feind oder zur eigenen Seite gehörten, hatten sich genommen, was sie wollten, einschließlich der Frauen. Gerade das bereitete ihm Klaras wegen Sorgen.
    Während ihres kurzen Gesprächs hatten sie den Gasthof erreicht und stiegen im Hof aus dem Sattel. Ein Knecht eilte heran, um die Pferde zu übernehmen.
    »Abreiben und jedem etwas Hafer geben«, befahl Tobias’ Begleiter, denn er liebte es, sich unterwegs als Herr aufzuspielen.
    Tobias achtete nicht weiter auf ihn, sondern trat in die Wirtsstube, suchte sich einen Platz und winkte der Schankmaid, einen Krug Wein und zwei Becher zu bringen.
    »Sehr wohl, der Herr«, sagte sie und füllte einen Krug aus dem Fass, das in der Ecke aufgebockt stand.
    »Diese Stadt ist ja nicht sehr groß. Da müsstest du doch wissen, ob hier eine Wanderapothekerin eingetroffen ist«, fragte Tobias in der Hoffnung, etwas über Klara zu erfahren.
    Die Wirtsmagd hatte ihn nur halb verstanden und starrte ihn überrascht an. »Seid Ihr auf der Suche nach dem jungen Mann, der im letzten Herbst schwerverletzt in der Gegend aufgefunden worden ist?«
    »Nein, ich suche …«, begann Tobias, brach dann aber mit einem leisen Ausruf ab.
    »Was hat du gesagt?«, fragte er, als er seine Verblüffung überwunden hatte. »Was ist mit einem jungen Mann? War es ein Wanderapotheker?«
    »Das will ich meinen!«, sagte die Magd. »Er ist der Sohn des Balsamträgers Martin Schneidt, der hier seit mehr als zwanzig Jahren seine Arzneien verkauft hat. Ist im vorletzten Jahr verschollen – der Vater, meine ich! Im letzten Jahr hätte es beinahe den Sohn erwischt. Der ist von Räubern überfallen und schwer verletzt worden. Des Apothekers Lisa hat ihn im Wald gefunden und zu sich nach Hause schaffen lassen. Es sah lange so aus, als würde er nicht überleben, denn sie mussten ihm ein Bein abschneiden, dem Armen. Doch in diesem Sommer hat er sich erholt.«
    »Gerold Schneidt lebt! Wie wird Klara sich freuen!« Tobias dankte Gott in Gedanken dafür. Dann aber erinnerte er sich an das, was die Magd gesagt hatte. »Du sagst, Gerold wäre schwer verletzt worden und hätte ein Bein verloren?«
    »Das ganze Bein nicht, aber unterm Knie mussten sie es wegschneiden«, berichtete die Frau.
    Tobias’ Gedanken vollführten einen wirren Tanz. Da war er auf der Suche nach Klara und hatte plötzlich Nachricht von deren Bruder. »Weißt
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