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139 - Rätsel-Tempel des Dschinn

139 - Rätsel-Tempel des Dschinn

Titel: 139 - Rätsel-Tempel des Dschinn
Autoren: Larry Brent
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waren
alle. Ebenso leer wie das Etui war der kleine lederne Tabaksbeutel.
    X-RAY-7 hatte seinen letzten Vorrat aufgebraucht
und mußte die Sendung, die ihm ein Adressat aus Rußland regelmäßig per
Luftfracht zukommen Heß, auf dem Kennedy-Airport
abholen. Seufzend roch er an der Innenseite des silbernen Etuis und sog tief
den Duft ein, den er so liebte. »Alles«, wiederholte er, »was wir hier erlebt
haben, war demnach nur eine Episode. Die Ereignisse um Banir Shaikar, um Larry
Brent und Sie ... nur Randerscheinungen, Wutausbrüche und Launen eines Wesens,
dessen Aussehen wir nicht kennen. Die Entscheidung wird nicht hier stattfinden,
sondern irgendwo im fernen Bagdad ...«
    Mit diesen Worten traf er den Nagel auf den
Kopf.
     
    *
     
    In der Altstadt von Bagdad auf der linken
Seite des schmutzigbraunen Tigris herrschte in den engen, dunklen Gassen reges
Treiben.
    Im Bezirk mit den alten Lehmhütten und dem
Bazar hatte die Stadt nichts von ihrem ursprünglichen Charakter verloren. Hier
hätte sich noch der berühmte Herrscher Harun al-Raschid, der im neunten
Jahrhundert die Stadt in eine Blütezeit führte, ausgekannt. Nichts schien sich
seit damals verändert zu haben.
    Händler priesen ihre Waren an. In den Gassen
stand die Luft. Braunhäutige Gestalten schoben sich in weißen und bunten
Gewändern vorwärts. Vermummte Frauen, von denen nur die Augen zu sehen waren,
bewegten sich schnellfüßig durch die Massen, scheinbar von niemand beachtet.
    Kinder und Hunde huschten im Gedränge herum.
Die Vierbeiner waren scheu und hielten dennoch Ausschau nach Fressen, fanden
auch mal einen verdorbenen Fisch oder den Knochen eines Hammels, an dem
blutverkrustete Reste von Fleisch klebten.
    In dem Gewimmel von Einheimischen und
Touristen, die sich das Treiben auf dem Bazar nicht entgehen lassen wollten,
tauchte plötzlich eine Frau auf, die dem normalen Betrachter sofort ins Auge
fiel.
    Groß, blond, attraktiv und langbeinig war
sie.
    Das türkisgrüne Kleid, das sie trug, hatte
einige Schlenzer. Es war eingerissen, und die blanke Haut schimmerte durch, als
wäre die Frau von gierigen Händen festgehalten worden und hätte sich mit Gewalt
losgerissen.
    Das Kleid war außerdem übersät mit braunen
Lehmflecken. Aber nicht deshalb verfolgten die schöne Fremde zahllose Blicke
aus dunklen Augen. Es war das blonde, leuchtende Haar, das zwischen all den
dunklen Menschen besonders stark auffiel und die Einheimischen faszinierte.
Besonders die Männer. Die Augen wurden groß und rund, und sie starrten der
Fremden nach, die gar nicht zu merken schien, wo sie sich befand und was um sie
herum vorging.
    Die Frau blickte starr geradeaus und bewegte
sich wie eine Schlafwandlerin. Sie reagierte nicht, wenn man sie anrempelte und
wehrte auch die Hände der Männer nicht ab, deren Finger durch ihr leuchtend
blondes Haar fuhren. Bewundernde und zum Teil eindeutige Bemerkungen wurden
geflüstert oder ihr nachgerufen.
    Morna Ulbrandson wußte nicht, wie sie hierher
kam und was sie hier wollte.
    Aber der bösartige Geist des Dschinns, der in
ihr hockte und sie antrieb, wußte es.
    Morna kam an den einzelnen Ständen der
Händler vorüber. Hier wurden buntgefärbte Stoffe angeboten, dort Töpferwaren,
an einem dritten Stand waren es gehämmerte Kupfer- und Messingarbeiten und
Silberschmuck für die Frauen, die hier und an den Obst- und Gemüseständen etwas
länger verweilten als anderswo.
    Die Blondine interessierte sich weder für das
eine noch für das andere, und doch schien sie auf der Suche nach etwas zu sein.
    An einem Stand, der hauptsächlich von Männern
umstellt war, weil dort handgeschmiedete Hieb- und Stichwaffen auf einem blauen
Samttuch ausgelegt waren, verharrte auch sie in der Bewegung.
    Langstielige Messer und Dolche und große
Opferschwerter, streng und genau nach antiken Vorbildern gearbeitet, lagen in
Reih und Glied auf den Tüchern. Sie bedeckten den flachen, primitiven Holzstand
und ein Stück der schmalen Straße vor dem Tisch. Mehrere Familienangehörige des
Händlers beobachteten aus Argusaugen jeden, der sich die Ware näher ansah.
    Die Griffe der meisten Dolche und Schwerter
zeigten kostbare Einlegearbeiten. Einige, die besonders beobachtet wurden,
waren sogar mit echten Juwelen besetzt. Die billigeren sahen nicht minder
dekorativ aus, auch wenn die schillernden und glänzenden Steine nur Glas waren.
    Morna Ulbrandson war nicht die einzige Frau,
die sich die Dolche und Schwerter näher ansah.
    Einige Europäerinnen
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