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1357 - Nach dem Holocaust

Titel: 1357 - Nach dem Holocaust
Autoren: Unbekannt
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ergeben, was die ganze Situation wieder in ein anderes Licht rückte.
    Der hintere Teil des Gebäudes, in dem die Quartiere der männlichen Kartanin lagen, hatte relativ wenig abbekommen. Das war nicht weiter verwunderlich, denn hier lagen die Wirtschaftsräume, und in denen gab es keine Tränen. Die wurden auf der anderen Seite der Schule aufbewahrt, denn dort lagen die Trainingsräume.
    Sue-El fand ziemlich schnell einen noch unbeschädigten Korridor, in dem es sogar noch Licht gab. Sie ließ sich Zeit und sah in jeden Raum, an dem sie vorüberkam. Sie fand ein paar tote Kartanin - meistens Schülerinnen ,aber die meisten hatten sich zum Zeitpunkt der Katastrophe draußen aufgehalten.
    Wenn jemand die junge Kartanin in diesem Augenblick gefragt hätte, warum sie in der zerstörten Schule herumkroch, so hätte sie behauptet, einzig und allein auf der Suche nach Überlebenden zu sein.
    Irgendwie glaubte sie sogar an diese Version. Aber in der Tiefe ihrer Gedanken hegte sie die verrückte Hoffnung, doch noch ein paar Tränen zu finden. Außerdem gab es ein Funkgerät. Wenn sie das finden konnte ...
    Allmählich wurde es schwieriger mit dem Vorwärtskommen. Der Korridor lag voller Trümmerstücke. Die Beleuchtung war ausgefallen, aber durch große Löcher in der Decke fiel etwas Licht herein. Sue-El war selbst für eine Kartanin sehr scharfsichtig, und schon der leiseste Dämmerschein reichte ihr aus, um sich zu orientieren. Der Korridor führte auf geradem Weg zum eigentlichen Zentrum der Schule. Von diesem war aber leider nicht mehr viel übrig. Als Sue-El vor sich einen Berg von Trümmern sah, der den Korridor bis zur Decke ausfüllte, ahnte sie, daß sie ihre Hoffnungen begraben mußte. Dennoch kletterte sie an den Trümmern hinauf und durch eine Loch in der Decke in das nächsthöhere Stockwerk.
    Schweigend stand sie dann am Rand eines regelrechten Kraters. Im Zentrum der Zerstörung hatte sich der Raum befunden, in dem die Tränen N'jalas aufbewahrt wurden. An dieser Stelle gähnte ein Loch, das bis zum Kellergeschoß hinabreichte.
    Sue-El-K'yon dachte an die Esper, die die Tränen bewacht und beschützt hatten, und sie war froh darüber, daß es mittlerweile dunkel geworden war. Wo das Licht der Sonne fehlte, konnte auch eine Kartanin keine Farben mehr wahrnehmen. So bot sich ihr nur das Bild zerfetzter Wände und Einrichtungsgegenstände, und was sich dazwischen sonst noch befinden mochte, fiel nicht weiter auf. Bei Tageslicht wäre das gewiß anders gewesen.
    Die Katastrophe war gegen Abend über die Schule hereingebrochen. Die meisten Schülerinnen und auch viele der Erzieherinnen hatten sich im Freien aufgehalten, um sich Bewegung zu verschaffen und frische Luft zu atmen. Aber bei den Tränen N'jalas befanden sich auch um diese Zeit mehrere Esper, und in unmittelbarer Nähe dieses Raumes lagen die Büros der Erzieherinnen und der Schulleitung. Es gab immer Schülerinnen, die dort etwas zu erledigen hatten, und meistens herrschte gerade in den frühen Abendstunden reger Betrieb.
    Keine von denen, die sich in der Nähe der Tränen aufgehalten hatten, konnte das Unglück überlebt haben.
    Sue-El wagte trotzdem den Versuch, in den Krater hinabzuklettern, wobei sie nicht so sehr an die Suche nach Überlebenden dachte als vielmehr an das Funkgerät. Aber es war hoffnungslos. Schon nach wenigen Metern gab der Schutt unter ihren Füßen nach, und nur mit sehr viel Glück entging sie einem Sturz in die Tiefe. Sie spähte nach unten und sah zerrissene Metallträger, deren Spitzen drohend aufragten. Schaudernd zog sie sich auf halbwegs sicheres Gelände zurück.
    Der Form halber suchte sie noch die weniger zerstörten Teile des Gebäudes ab, so gut es ihr möglich war. Es handelte sich zum größten Teil um Unterrichtsräume, die am Abend leer waren. So blieb ihr wenigstens der Anblick weiterer Leichen erspart.
    Es war fast Mitternacht, als sie zu Shu-Dan-H'ay zurückkehrte. Der junge Kartanin hatte soeben erst seinen Rundgang über die Lichtung und durch den angrenzenden Dschungel beendet. Er hatte einige Überlebende gefunden und zum Gebäude gebracht. Es waren rund zwanzig Schülerinnen und eine Erzieherin. Sie hockten stumpfsinnig unter dem schützenden Dachvorsprung. Gelegentlich sprach die eine oder andere vor sich hin, und manchmal ertönten aus dieser Gruppe auch Schreie und Gelächter, aber es waren Laute, die Sue-El-K'yon kalte Schauder über den Rücken jagten. „Ich weiß nicht, ob noch welche draußen
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