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1357 - Nach dem Holocaust

Titel: 1357 - Nach dem Holocaust
Autoren: Unbekannt
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liegen viele Leichen herum. Wir werden einen der Kühlräume nehmen und sie dort drinnen aufbewahren, bis wir Hilfe bekommen."
    Shu-Dan-H'ay blickte auf den Verletzten hinab und senkte schließlich resignierend den Kopf. „Mehr kann ich jetzt sowieso nicht für dich tun", murmelte er bedauernd. „Nimm ein Schlafmittel - dann kommst du schneller darüber hinweg."
    „Er muß mitarbeiten!" forderte Sue-El-K'yon. „Das kommt nicht in Frage!" protestierte Shu-Dan wütend. „Er ist geschwächt, und wenn er sich nicht schont, wird das Serum nicht wirken."
    „Das ist mir egal ..."
    Shu-Dan packte Sue-El-K'yon am Arm und zog sie nach draußen. Sie war so überrascht, daß sie es geschehen ließ. Erst als sie schon vor der Tür stand, schüttelte sie Shu-Dans Hand energisch ab. „Was erlaubst du dir...", begann sie zischend vor Wut, aber Shu-Dan ließ sie nicht ausreden. Er schloß die Tür und schob Sue-El weiter, den Gang entlang und nach draußen. „Du wirst Ju-Mei in Ruhe lassen!" forderte er dann. „Ich denke nicht daran!"
    „Dann werde ich dich dazu zwingen."
    Sue-El betrachtete den jungen Kartanin verblüfft. Shu-Dan war nicht viel älter als sie selbst, und er war zwar hochgewachsen, aber sehr schlank. Sie traute ihm keine besonderen Kräfte zu. „Ich bin eine Esper", sagte sie. „Du kannst mich zu gar nichts zwingen. Wenn du es versuchst, werde ich dir Respekt beibringen, und glaube mir, du wirst es bereuen."
    „Ich denke, die Tränen N'jalas sind deflagriert?" bemerkte Shu-Dan erstaunlich gelassen. „Ohne die Tränen kannst du überhaupt nichts tun."
    „Da wäre ich mir an deiner Stelle nicht so sicher!" warnte Sue-El-K'yon. „Also - ihr beide werdet euch draußen umsehen. Vielleicht sind noch ein paar Überlebende auf der Lichtung oder am Waldrand zu finden. Außerdem schafft ihr die Leichen weg. Ich durchsuche inzwischen das Gebäude. „ „Ju-Mei wird nicht arbeiten", sagte Shu-Dan halsstarrig. „Dabei bleibt es."
    „Nun gut", meinte Sue-El, die allmählich spürte, daß sie solchen Auseinandersetzungen zur Zeit nicht gewachsen war. „Dann mußt du eben für zwei arbeiten. Wenn du das lange genug getan hast, wirst du es dir schon anders überlegen. Es ist deine Sache, ob du Ju-Meis Faulheit unterstützen willst oder nicht!"
    „Faulheit?" Shu-Dan-H'ay explodierte fast. „Er braucht viel Glück, wenn er diese Sache überleben soll, und wahrscheinlich wird er das Bein nie wieder richtig bewegen können. Wir müßten ihn eigentlich so schnell wie möglich in die Stadt schaffen, aber ..."
    Das war gar keine üble Idee! „Natürlich!" sagte Sue-El. „Das ist es! Wir schaffen ihn in die Stadt, und bei der Gelegenheit holen wir auch gleich Hilfe."
    „Wir wären schon längst unterwegs, wenn das so einfach wäre", erklärte Shu-Dan bitter. „Aber der Gleiter ist weg. Und zu Fuß würden wir es niemals schaffen - nicht einmal ohne Ju-Mei."
    „Der Gleiter ..."
    Jetzt fiel es ihr wieder ein. Am Tag davor war die Leiterin der Esper-Schule mit zwei Erzieherinnen und einigen Schülerinnen zur Stadt gefahren. Es hieß, daß sie beim Tränennetz eingesetzt werden sollten - die richtige Nahrung für die ohnehin gärenden Gerüchte. „Bist du sicher?" fragte sie. „Hast du nachgesehen?"
    „Ja."
    Das bedeutete, daß die Leiterin nicht zurückgekehrt war. Sue-El bekam es mit der Angst zu tun, denn dies deutete natürlich darauf hin, daß es sich doch nicht nur um eine örtliche Katastrophe gehandelt hatte. „Sie werden sich verspätet haben", murmelte sie, und sie bemühte sich, ihre eigene Unsicherheit zu unterdrücken. „Wahrscheinlich sind sie gerade auf dem Rückweg. Dann können sie jeden Augenblick hier eintreffen."
    Shu-Dan-H'ay bedachte sie mit einem mitleidigen Blick. „Glotz mich nicht so an!" schrie Sue-El in heller Wut. „Mach endlich, daß du an deine Arbeit kommst!"
    Shu-Dan machte auf der Stelle kehrt. „Wo willst du hin?" fragte sie scharf. „Ich hole mir eine Waffe", erklärte der Kartanin gelassen. „Oder glaubst du wirklich, daß ich da draußen völlig ungeschützt herumlaufen will? Deine lieben Mitschülerinnen sind zur Zeit ein bißchen merkwürdig, falls dir das noch nicht aufgefallen sein sollte."
    Sue-El ließ ihn gehen. Sie betrachtete nachdenklich die Waffe, die sie an sich genommen hatte. Ihr war nicht wohl bei dem Gedanken, daß auch Shu-Dan bewaffnet sein würde, wenn sie das nächstemal wieder aufeinandertrafen.
    Aber vielleicht hatte sich bis dahin längst etwas
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