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1357 - Nach dem Holocaust

Titel: 1357 - Nach dem Holocaust
Autoren: Unbekannt
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sind", erklärte der Kartanin. „Ich werde morgen noch einmal suchen, aber es dürfte wenig Sinn haben. Einige von ihnen waren offenbar sehr gewalttätig."
    Sue-El-K'yon schwieg. Zum erstenmal seit ihrem Erwachen dachte sie darüber nach, welche Rolle sie angesichts der Katastrophe in der nahen Zukunft spielen sollte.
    Sie war die einzige normale Kartanin hier in der ehemaligen Esper-Schule. Shu-Dan-H'ay und Ju-Mei zählten nicht - sie waren nur Handlanger.
    Sue-El-K'yon war sich stets der Tatsache bewußt geblieben, daß sie einem berühmten Zweig der Großen Familie K'yon entstammte. Ihre Mutter, San-Mion-K'yon, war bereits Protektorin eines Raumschiffs gewesen, bevor sie Ardustaar verließ und nach Lao-Sinh übersiedelte. San-Mion war eine ausgezeichnete Esper, und Sue-El hatte die Fähigkeiten ihrer Mutter geerbt. San-Mion hatte ihre Tochter dazu erzogen, an sich selbst und an ihre eigenen, großartigen Fähigkeiten zu glauben. In der Esper-Schule war Sue-El in ihrer Meinung, eine große Karriere vor sich zu haben, noch bestätigt worden.
    Eines hatte Sue-El von frühester Kindheit an gelernt: Es war wichtig, daß man lernte zu gehorchen - und genauso wichtig, daß man bereit war, im richtigen Augenblick Verantwortung zu übernehmen und Befehle zu erteilen.
    Sue-El hatte beides reichlich ausprobiert. Sie war eine sehr gute Schülerin, denn Disziplin war für sie etwas Selbstverständliches. Aber jetzt war sie die oberste Instanz: die einzige Esper, die noch ihre Sinne beisammenhatte. Zeit, umzuschalten.
    Sie befahl Shu-Dan, bei den kranken Kartanin zu bleiben und auf sie aufzupassen. Dann durchsuchte sie die Quartiere der männlichen Kartanin.
    Sie stellte überrascht fest, daß es hier überhaupt keine Toten gegeben hatte. Einige Spuren deuteten darauf hin, daß einige der Kartanin mit festen Absichten die Schule verlassen hatten. Die beiden Waffen, die sie und Shu-Dan bei sich trugen, waren alles, was ihnen geblieben war. Aus den Vorratsräumen waren Nahrung und viele nützliche Dinge entwendet worden. Aber wenigstens waren die Quartiere in einem brauchbaren Zustand. „Die anderen sind offenbar abgehauen", sagte sie zu Shu-Dan, nachdem sie ihren Rundgang beendet hatte.
    Der Kartanin blickte verlegen zur Seite und sträubte seine Barthaare. „Sie hatten Angst", murmelte er. „Es waren acht - sie wollten versuchen, sich bis zur Küste durchzuschlagen und von dort aus zur Stadt zu gelangen."
    „Sie haben die restlichen Waffen mitgenommen", sagte Sue-El-K'yon. „Dazu vieles andere, was wir noch bitter nötig brauchen werden - Werkzeug, Medikamente, Trockennahrung. Sie haben offenbar keine Sekunde lang darüber nachgedacht, in welche Lage sie uns damit bringen, und sie haben selbstverständlich auch gar nicht erst versucht, uns zu helfen. Es sind Verbrecher. Du wirst mir ihre Namen nennen. Man wird sie zur Rechenschaft ziehen."
    Shu-Dan schwieg. „Warum bist du eigentlich nicht mitgegangen?" fragte Sue-El. „Ich konnte Ju-Mei nicht im Stich lassen. Er ist der Bruder meines Vaters."
    Sue-El nahm es zur Kenntnis. Sie hatte wenig Erfahrung im Umgang mit männlichen Kartanin, aber ihre Mutter hatte des öfteren gemeint, daß diese mitunter allzu emotional waren und um irgendwelcher Sentimentalitäten willen unvernünftig handelten. „Wir können die Kranken nicht hier draußen lassen", sagte sie. „Die Quartiere sind so einigermaßen in Ordnung. Bring sie ins Haus und sorge dafür, daß sie ordentlich untergebracht werden."
    „Ich muß mich noch um Ju-Mei kümmern", gab der Kartanin zu bedenken. „Das hier geht vor."
    „Wir könnten es schneller schaffen, wenn wir es gemeinsam tun", meinte Shu-Dan. „Es ist eine einfache Arbeit", wies Sue-El ihn zurecht. „Du kannst in wenigen Minuten fertig sein, wenn du dich nicht zu dumm anstellst. Und jetzt laß mich in Ruhe - ich muß nachdenken."
    „Aber ..."
    „Wird's bald!" schrie Sue-El-K'yon wütend. Der Kartanin trollte sich.
     
    2.
     
    Die Nakken hatten die im Tarkanium angehäuften Paratau-Massen als eine Gefahr eingestuft und die Menetekelnden Ephemeriden gegen die Lao-Sinh-Welten gehetzt. Das hatte die Kartanin von Lao-Sinh in eine äußerst üble Lage versetzt. Tausende von Espern waren gestorben, als sie versuchten, die kostbaren Tränen der N'jala vor psionischen Einflüssen zu schützen.
    Sowohl die Gänger des Netzes als auch die Galaktiker hatten sich bemüht, den Kartanin zu helfen und eine Katastrophe zu verhindern, die dies konnte man im voraus
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