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1351 - Templergold

1351 - Templergold

Titel: 1351 - Templergold
Autoren: Jason Dark
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nur noch mehr, wir holen uns alles. Und dann fängt das Leben richtig an.«
    »Das hast du schon mal gesagt.«
    Orry konnte keinen Vorwurf vertragen. »Scheiße!«, brüllte er, »was erzählst du da? Klar, es geht nicht immer alles glatt. Wo gehobelt wird, fallen Späne. Aber deswegen werden wir uns nicht fertig machen lassen, verstehst du? Wir bleiben am Ball und schlagen richtig zu.«
    »Wann denn?«
    »Morgen schon. Morgen gehen wir los und holen mehr von dem Schatz. Er liegt ja sicher. Kein anderer Mensch weiß davon. Wir werden danach losziehen und ihn verhökern.«
    »Wo soll das…«
    Mit einer einzigen Handbewegung fegte Orry das Essen vom Tisch. »Ich will davon nichts mehr hören. Hast du verstanden? Wenn nur noch mal damit anfängst, gibt es Ärger. Und zwar einen so großen, wie du ihn noch nie in deinem Leben erlebt hast.«
    Lilian starrte ihren Freund an. Sein normales Aussehen war sowieso nicht jedermanns Geschmack, doch jetzt sah er schlimm aus.
    Er hatte seinen Mund weit aufgerissen. Einige Fleischreste klebten noch an seinen Lippen. Sein Gesicht war verzerrt. Er wirkte wie jemand, der bald durchdreht.
    Dieser Zustand hing auch mit den genossenen Alkohol zusammen. Lilian kannte ihn. Wenn er so reagierte, war es besser, den Mund zu halten, denn es machte ihm nichts aus, sie zu schlagen. Da war er in seinem Jähzorn einfach unberechenbar.
    Heute auch?
    Nein, seine Züge entspannten sich wieder. Nur in den Augen blieb der böse, schon fast Hasserfüllte Ausdruck zurück.
    Die Flasche war auf dem Tisch stehen geblieben. Er griff wieder danach und setzte sie an. Dann gluckerte die Flüssigkeit in seine Kehle, und er trank das Zeug wie Wasser.
    Schließlich stellte er sie ab und legte die Beine hoch. Es war die Haltung, die er auch einnahm, wenn er vor der Glotze hockte.
    »Trink auch einen Schluck.«
    »Nein, ich nicht.«
    Orry lachte etwas irre. »Du bist sauer, wie?«
    Lilian schüttele den Kopf. »Nein, das bin ich nicht. Aber ich habe Angst, Orry, das kannst du mir glauben, eine widerliche und verdammte Angst.«
    »Dein Pech.«
    »Du solltest dich auch vorsehen.«
    Orry lachte nur. Er musste die Flasche nicht mehr holen, weil er sie auf seinen Schoß gestellt hatte. Wieder kippte er das Zeug in seine Kehle. Danach trank er die Bierdosen leer, quetschte sie zusammen und warf sie in die Ecke.
    Er wollte etwas sagen und sich dabei richtig hinsetzen, doch das schaffte er nicht, halb sitzend und halb liegend blieb er auf der Couch hängen. Seine Bewegungen waren langsamer und auch schwächer geworden, und von einem normalen Ausdruck seiner Augen konnte man nicht sprechen. Er stierte ins Leere.
    »Orry…?«
    »Was ist?«, brabbelte er.
    Sie wollte testen, ob noch aufnahmefähig war. »Möchtest du etwas essen?«
    Mühsam hob er den Kopf. »Was?«
    »Schon gut.«
    Der Arm des Mannes sank nach unten. Schwer klatschte die Hand auf seinen Oberschenkel. Mit der anderen hielt er die Flasche fest, als wäre sie ein Rettungsanker.
    Lilian beobachtete ihn weiter. Sie bemerkte, dass er die Augen kaum noch aufhalten konnte. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. Sie kannte den Zustand. Er hatte zu viel getrunken. Und er würde dem Alkohol Tribut zollen müssen. In spätestens einer Minute war er eingeschlafen. Das war immer so.
    Eigentlich hätte Lilian froh darüber sein müssen. So wurde sie nicht durch seine Attacken belästigt. In diesem Fall sah sie die Dinge anders, und das lag an ihrer Angst.
    Das Skelett wollt ihr nicht aus dem Kopf. Das lebende Skelett.
    Zwar hatte Lilian es nicht gesehen, aber warum sollte eine Frau wie Rose lügen? Oder der alte Paddy? Es gab wirklich keinen Grund, die Menschen so zu ängstigen.
    Es musste ein Körnchen Wahrheit geben. Und sie hoffte, dass es wirklich nur ein Körnchen war. Darauf verlassen konnte sich Lilian aber nicht.
    Sie lauschte dem Schnarchen ihres Freundes und überlegte, ob sie ihn ins Bett schaffen sollte. Nein, das wäre keine gute Idee gewesen.
    Das würde sie nicht schaffen. Er war einfach zu schwer, und sie dachte auch an die beiden Versuche, die fehlgeschlagen waren. Es war am besten, wenn sie ihn auf der Couch liegen ließ. Wahrscheinlich würde er durchschlafen. Es konnte auch sein, dass er in der Nacht aufwachte und von selbst ins Bett kroch.
    Lilian Dexter hatte zwar gute Nerven, doch wenn sie etwas nicht leiden konnte, war es das Geräusch des Schnarchens. Und Orry würde schnarchen, das wusste sie. Sogar die ganze Nacht hindurch, und genau das konnte sie
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