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1351 - Templergold

1351 - Templergold

Titel: 1351 - Templergold
Autoren: Jason Dark
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zu Boden. Für einen Moment waren ihre Gesichter auf einer Höhe. Er sah die Panik in den Augen des Schiffsjungen und griff zu. Es war ihm egal, wohin er fasste. Er wollte vor allen Dingen nicht, dass der Junge über Bord gespült wurde.
    Er bekam ihn auch zu fassen und hielt eisern fest. Aber das über Deck laufende Wasser besaß jetzt zwei Opfer, und es war stark genug, um beide mit sich zu reißen.
    Für den Kapitän und den Schiffsjungen wurden die folgenden Sekunden zu einer wahren Hölle. Um sie herum schäumte und gurgelte das Wasser. Sie glitten vor, sie wurden dabei gedreht, sie stießen immer wieder irgendwo hart an, aber sie hielten durch.
    Und sie hatten Glück. Irgendein Gegenstand, der quer in ihrem Weg stand, hielt sie auf. Hart schlugen sie dagegen. Sie spürten den Aufprall am Kopf. Sie schrien, aber das Wasser drang in ihre Münder und erstickte die Schreie.
    Dann war das Wasser weg.
    Beide rafften sich auf.
    »Nimm dir ein Tau!«, brüllte Navarro.
    Der Junge schaute ihn nur an. »Der Teufel!«, schrie er. »Das ist der Teufel! Ich habe ihn gesehen! Ja, ich habe den Teufel gesehen!«
    »Ein Tau, verflucht!«
    Der Junge nickte heftig. Er fasste sich ein Herz und drehte sich herum. Die nächste Welle rollte an. Da hatte der Kapitän das Hindernis bereits überklettert und kämpfte sich den Rest der Strecke bis zum Ruderhaus durch.
    Auch hier hatten die Naturgewalten ihre zerstörerischen Kräfte freigesetzt. Planken waren zerstört worden. Teile von ihnen wirbelten über das Deck. Es gab Löcher. Die Masten ächzten und stöhnten unter den wilden Attacken, aber noch hielten sie.
    Wieder kroch Navarro weiter. Er kämpfte sich abermals auf Händen und Füßen voran und gelangte jetzt in die Nähe der Tür des Ruderhauses, die der Wind halb aus den Angeln gerissen hatte.
    Der Steuermann Carlos stand noch am Ruder. Er hielt sich mehr an den Speichen des Steuerrads fest, als dass er es beherrschte. Das Gegenteil traf zu. Das Ruder beherrschte ihn. Das schwere Rad drehte sich mit einer Leichtigkeit, als wären Geisterhände dabei, es zu bewegen. Es drehte sich mal nach links, dann wieder nach rechts.
    Carlos hatte es geschafft, sich festzutäuen. Ansonsten wäre er längst aus dem Ruderhaus gewirbelt worden.
    Carlos warf Navarro einen knappen Blick zu, als dieser sich bemühte, auf die Beine zu kommen. Der Steuermann musste mit dem Kopf irgendwo gegen geschlagen sein. Er hatte sich eine Platzwunde an der rechten Stirnseite geholt. Aus ihr rann Blut. Weiter unten hatte es sich mit dem Salzwasser vermischt.
    »Die Masten werden brechen!«, brüllte Carlos. »Sie haben bereits Risse abbekommen.« Navarro spürte die heiße Woge der Angst in sich hochsteigen. Er hatte Carlos verstanden, und jetzt schaute er automatisch auf die beiden Masten.
    Sie schwankten. Immer wieder bekamen sie Schläge mit. Das eine Stück Segel wurde plötzlich von einer Böe erfasst und kurzerhand weggerissen. Für kurze Zeit wirbelte es noch durch die Luft, dann verschlang es die aufgewühlte See.
    »Unsere Position?«, schrie Navarro.
    Carlos lachte nur laut. Er hob die Schultern. »Kurz vor Cornwall!«, brüllte er zurück.
    »Britannien?«
    »Ja!«
    Für einen Moment vergaß Navarro die Hölle um sich herum. Die Antwort hatte ihn geschockt, aber er wusste auch, wie gefährlich das Gebiet um diese Halbinsel herum war. Es hatte sich bei den Seeleuten herumgesprochen, dass die Stürme hier besonders wild tosten.
    Nicht nur der Sturm bedeutete eine tödliche Gefahr. Es ging auch um etwas anderes. Unterhalb der Wasserfläche lauerten die Felsen, die aufgrund ihrer Schärfe jeden Schiffsrumpf aufrissen, wenn er daran entlangglitt.
    Viele dieser Felsen ragten auch als gefährliche Hindernisse aus dem Wasser, und mancher Sturm hatte Schiffe gegen sie geschleudert und sie einfach zerbrochen.
    Es war müßig zu fragen, ob Carlos den einen oder anderen Felsen gesehen hatte. Bei diesem Wetter war nichts möglich. Es gab kein Licht. In der Luft hing die Gischt wie ein ewiger Vorhang, der nicht abreißen wollte.
    »Kurs?«, schrie Navarro.
    Carlos lachte. »Es gibt keinen mehr!«, brüllte er zurück. »Der Orkan macht mit uns, was er will.«
    Es war besonders daran zu erkennen, wie schwer es ihm fiel, das Ruder zu halten. Das Steuerrad bewegte sich wie von selbst. Es drehte sich zwischen seinen Händen von einer Seite zur anderen und verhielt sich wie ein bockiges Tier.
    Aber Carlos machte weiter. Er war ein Mann der See. Er war ein Kämpfer
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