Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1348 - Die ESTARTU-Saga

Titel: 1348 - Die ESTARTU-Saga
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
und tut sogar den Schritt zurück auf die untere Ebene, um mit seinen Schützlingen zu kokettieren. Durch diese Einmischung in niedere Belange könnte ES es schaffen, statt zu einer Materiequelle, zu einer Materiesenke zu werden. Das ist nicht, was sich die Kosmokraten als Beitrag einer Superintelligenz zur positiven Steuerung der Kosmologie vorstellen."
    Darauf gab es nichts zu sagen, denn der Grundgehalt der Anklage war wahr. Aber im selben Atemzug ES zu bezichtigen, es zuzulassen, sich zu einer Materiesenke zu entwickeln, war zu lächerlich, um darauf einzugehen. Der Gesandte spielte natürlich darauf an, daß Sotho Tyg Ian die technischen Einrichtungen geschaffen hatte, das Black Hole im Zentrum der Milchstraße in eine Materiesenke umzuwandeln - jenes Black Hole, das eigentlich dafür vorgesehen war, ES den Durchgang auf die nächsthöhere Existenzebene zu ermöglichen. Sotho Tyg lans Chancen, seine Absicht durchzuführen, waren nicht besonders hoch - aber zum Zeitpunkt dieses Gesprächs war der Plan noch nicht vereitelt worden. Es war dennoch ein starkes Stück, ES daraus einen Strick drehen zu wollen. Der Gesandte der Kosmokraten hatte jedoch noch mehr Gift zu verspritzen, Gift, das leider mit Partikeln von großem Wahrheitsgehalt durchsetzt war.
    ES, so meinte er, trage auch eine Teilschuld daran, daß das Kosmonukleotid DORIFER zu einem unberechenbaren Brüter geworden war und „seinerzeit" durch ESTARTUS unüberlegte Maßnahme die Psikonstante in diesem kosmischen Abschnitt unnatürlich hochgeschraubt habe.
    Da es bei diesem Anklagepunkt nur sekundär um ES ging, konnte ich es mir leisten, für ESTARTU Partei zu ergreifen, der ja die Primärschuld angelastet wurde. Andere zu verteidigen ist immer edel.
    Darum fiel es mir nicht schwer, mich auf ESTARTUS Seite zu stellen.
    Die Superintelligenz aus dem Virgo-Sektor hatte ja nicht um der Sache willen am Moralischen Kode gedreht, sondern die Beeinflussung des Kosmonukleotids DORIFER nur vorgenommen - oder zugelassen -, um bedrängten Völkern der unteren Existenzebene zu helfen. Und war es nicht eine der heiligsten Pflichten der Entitäten, das Leben in seiner ursprünglichsten Form zu erhalten? Das war letztlich auch im Sinn der Kosmokraten.
    Ich hätte gerne ein paar Beispiele aus der kosmischen Geschichte gebracht, Präzedenzfälle, mit denen ESTARTUS Handlungsweise als gerechtfertigt belegt werden konnte.
    Aber dazu ließ es der Gesandte der Kosmokraten nicht kommen. Er tat die Angelegenheit damit ab, indem er erklärte, der ganze Schlamassel sei einzig und allein darauf zurückzuführen, daß ESTARTU auf dem Dritten Weg beharrte, sich also von den Kosmokraten abgekehrt hatte.
    Und das war es wohl, worauf der Gesandte der Kosmokraten hinauswollte. Jetzt erst wurde mir klar, daß er ES in dem Auftrag aufgesucht hatte, die Superintelligenz zu einer Absage an den Dritten Weg zu veranlassen.
    Wiewohl ich seine Absichten erkannte, stellte ich mich weiterhin dumm. „ES wird alles in seiner Macht Stehende tun, um die Dinge wieder ins Lot zu bringen", versprach ich. „ES hat schon längst ein Programm zur Rettung der kosmischen Ordnung eingeleitet. DORIFER wird ganz gewiß nicht zu einem zweiten TRIICLE-9 werden, das kann ES garantieren."
    „Die Kosmokraten verlangen umfassendere Garantien", sagte der Gesandte. „ES muß sich für oder gegen sie entscheiden. Ein halbherziger Kompromiß wird nicht akzeptiert."
    „Laß uns vorübergehend doch einen Kompromiß schließen", schlug ich vor, um für ES etwas Zeit zu gewinnen, und wenn es nur einige Standardjahre waren. „Warten wir mit der Entscheidung, bis das laufende Kapitel kosmischer Entwicklung abgeschlossen ist. Das wird schon sehr bald sein."
    „Steht ES auf der Seite der Kosmokraten?" fragte er unerbittlich. „Ich brauche eine klare Antwort."
    „Die kannst du haben", sagte ich in dem Vorsatz, sie ihm nicht zu geben. „ES wird die kosmischen Angelegenheiten im Sinn der Kosmokraten regeln. Aber eines wird ES nicht tun: ES wird keinen Zwang auf seine Schützlinge ausüben, um den Willen der Kosmokraten durchzusetzen."
    Das war eine klare Absage an gewisse Methoden der Kosmokraten, in diesem unserem Universum Schicksal zu spielen. Aber die Formulierung war unverbindlich genug, um ES genügend Spielraum für individuelles Taktieren zu lassen.
    Damit war die erste Verhandlungsrunde abgeschlossen.
    Wir schieden voneinander, nicht unbedingt im Groll, aber völlig uneinig. Der Gesandte der Kosmokraten ging
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher