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1338 - Die Sechstageroboter

Titel: 1338 - Die Sechstageroboter
Autoren: Unbekannt
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gerichtet war. „Ein Ökosystem gibt es hier nicht, es ist alles sortiert und etikettiert wie in einem Museum. Bin gespannt, was wir in der Stadt finden. Möchte den Zoo mit Kartanin finden."
    Dao-Lin warf mir einen bösen Blick zu, sagte aber nichts. Sie war immer noch voller Angst, das merkte man ihr an. Aber ich wußte nicht, ob sie immer noch glaubte, daß Ctl das Tor zum Totenreich war, und ich fragte sie nicht. Eigentlich wußte ich nicht einmal, was sie wirklich vom Raknor-Nebel hielt. Kartanin hatten ja ein strenges, fast militärisches System, das auf Disziplin und Gehorsam aufgebaut war. Ein einmal erlassenes Verbot genügte ihnen, sich so lange daran zu halten, bis es aufgehoben wurde. Andererseits war Dao-Lin nicht irgendeine Kartanin. Sie war Protektorin des LAO-SINH-Projekts in Estartu gewesen und stand nun im Rang einer Hohen Frau, war eine Wissende.
    Aber sie ist eine Wissende, die nicht in die letzten Geheimnisse eingeweiht ist, schränkte ich bei mir ein.
    Sie wußte nichts über Ctl. Was wußten die Wissenden darüber? „Alles friedlich", sagte Donald Screen mißtrauisch. Der grauhaarige Terraner blickte sich mit entsichertem Kombistrahler um. „Es gefällt mir nicht, daß man überhaupt keine Notiz von uns nimmt."
    „Wie würde das Ctl-System wohl reagieren, wenn plötzlich Maakar hier auftauchten?" fragte ich, einer plötzlichen Eingebung folgend. „Es würde keinen Unterschied machen", antwortete Dao-Lin überzeugt. „Raknor ist ein Verbot für alle Lebewesen."
    „Dann gibt es auf Ctl Zwo vielleicht nichts als Roboter?" meinte Lydia Peel. „Haben wir es mit einer reinen Robot-Zivilisation zu tun?"
    „Dann allerdings mit einer Robot-Zivilisation, die als Sprache ein archaisches Alt-Kartanisch benutzt", entgegnete Donald. „Heute schüttelst du die Weisheiten wieder mal nur so aus dem Ärmel, Alter", sagte ich und erntete einen giftigen Blick dafür. Ich schimpfte ihn manchmal so, um ihn aufzuziehen, weil er gerne damit prahlte, welche exorbitanten Leistungen er noch zu erbringen vermochte. Ja, es gibt sie noch in unserer Zeit, die Männer, die ihre Männlichkeit durch Kraftakte beweisen wollen. Aber es gibt, Gott sei Dank, auch immer noch Frauen von meinem Schlag, die solchen Kraftmeiern vor Augen halten, daß sie Fossilien sind. Es im Grunde auch immer waren, denn das Matriarchat ist die ursprünglichste und natürlichste Gesellschaftsform.
    Die Kartanin, die so vital wie am ersten Tag der Schöpfung sind, exerzierten es uns vor.
    Genug davon, ich nehme mich nicht immer ganz ernst, aber für voll wohl doch! Und ich genehmigte mir einen verstohlenen Schluck aus meiner eisernen Reserve. Dao-Lin schnupperte. „Parfüm?" fragte sie. „Nein, Schnaps!" Verdammt, in dieser sterilen Atmosphäre roch man selbst meilenweit, ob ein Robot-Leichenbestatter Mundgeruch hatte! „Ziehen wir los", sagte ich, um die Sache zu überspielen. „Ich schlage vor, wir teilen uns in drei Gruppen.
    Poerl, Lydia und Donald, ihr durchkämmt das Parklabyrinth. Ich sehe mir die Schweigende Stadt an. Dao-Lin kann Blumen pflücken, da sie ohne Flugaggregat nicht weit kommt. Alles okay?"
    Und bei dieser Frage sah ich die Kartanin provozierend an. „Okay", wiederholte sie zerknirscht. „Ich nehme einen eurer Anzüge. Aber nur, um dich beaufsichtigen zu können, Nikki."
    Dao-Lin lernte die Bedienung des SERUNS so rasch, daß sie mir die Gewißheit gab, schon einmal mit einem Semi-Reconstituent-Recycling-Unit zu tun gehabt zu haben. Warum auch nicht? Die Kartanin haben schon immer alles darangesetzt, die Technik von uns Galaktikern zu sezieren und nachzubauen.
    Schon wenige Minuten nachdem Dao-Lin den SERUN angelegt hatte, flogen wir per Antigrav in Richtung der Stadt, die sich bestimmt über eine Fläche von 10.000 Quadratkilometern erstreckte. Und keine 1500 Kilometer weiter türmte sich bereits das nächste kubistische Massiv in den blauen, von weißen Wolken getupften Vormittagshimmel ...
    Eigentlich verwunderlich, daß die Wolken nicht auch geometrische Form hatten. „Wir überfliegen die Parklandschaft", meldete Poerl über Funk. „Überall sind Roboter am Werken. Sie fegen die Wege, schneiden die Hecken, pflanzen, graben um, besprühen die Pflanzen. Apropos: Ich glaube nicht, daß sie Pflanzenschutzmittel sprühen. Sie düngen sie und bestäuben sie mit Blütenstaub. Übernehmen so quasi die Funktion, die Insekten in einem natürlichen Ökosystem innehaben. Ich werde eine Analyse machen, Nikki."
    „In
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