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1335 - Mandragoros Liebeshexe

1335 - Mandragoros Liebeshexe

Titel: 1335 - Mandragoros Liebeshexe
Autoren: Jason Dark
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suchen, denn hier streikte das GPS-System. Aber das hatte ich auch früher so gehandhabt, und es war wirklich kein Problem.
    Frische und herrlich klare Luft drang durch die geöffnete Scheibe an der Fahrerseite und quirlte durch den Wagen. Allerdings war sie nicht mit einer Frühlingsluft zu vergleichen. Ich hatte eher den Eindruck, dass sie bereits von einer gewissen Melancholie erfasst worden war und sich die Natur auf das herbstliche Sterben vorbereitete, dem sie nicht entweichen konnte, denn sie war, ebenso wie der Mensch, eingefasst in den ewigen Kreislauf aus Vergehen und Entstehen.
    Ich jedenfalls genoss die Gerüche, die meiner Nase und der Lunge gut taten.
    Je tiefer ich in den Wald eindrang, desto dichter wurde er. Es war kein Gebiet, in dem nur Nadelbäume wuchsen. Viele Laubbäume trugen ihre Dächer aus Blättern. Farne und hohes Gras bildeten an den unteren Stämmen der Bäume einen Schutz. Sonnenflecken tanzten über den ansonsten grünen Waldboden hinweg. Ich kam mir in meinem Rover wie ein Störenfried vor. Aber was sein musste, das musste sein. Ich wollte zu dieser Jagdhütte, wobei ich kein Hinweisschild sah, aber auch vor keiner Schranke landete, die meine Weiterfahrt gestoppt hätte.
    Kurven gab es so gut wie keine. Wenn doch, dann waren sie gut befahrbar. Die Kreuzung allerdings erkannte ich bereits, als ich noch recht weit entfernt war. Dort lief der Weg, über den ich rollte, aus, sodass ich gezwungen war, mich neu zu orientieren.
    Ich hielt an und stieg aus.
    Jetzt war die frische Waldluft noch deutlicher zu spüren. Hier war es wirklich kühler als in der Sonne, aber auch nicht unangenehm, das stellte ich sehr schnell fest.
    Zuerst dachte ich, dass mich eine wunderbare Stille eingepackt hätte. Es stimmte nicht ganz, denn auch die Natur schlief nicht. Sie steckte voller Leben, das auch die entsprechenden Geräusche hinterließ. So hörte ich das Singen und Zwitschern der Vögel. Hin und wieder auch ein geheimnisvolles Rascheln im Unterholz, und ich fragte mich wirklich, welche Tiere man hier jagen wollte.
    Nicht direkt im Wald. Ich konnte mir vorstellen, dass die Jäger mit ihren Hunden auf die Fuchsjagd gingen, und fragte mich zum wiederholten Male, warum man die Tiere nicht in Ruhe ließ. Begreifen konnte ich das nicht, denn jedes Lebewesen besaß seine Berechtigung.
    Wohin?
    Es gab nur zwei Möglichkeiten. Entweder nach links oder nach rechts. Ich entschied mich für links, aber ich setzte mich noch nicht in den Rover, um loszufahren, sondern ging eine kurze Strecke zu Fuß, da ich mir einen Überblick verschaffen wollte.
    Der Wald schluckte mich. Schon nach wenigen Schritten überkam mich das Gefühl, ein Teil von ihm zu sein. Das mochte an den Haaren herbeigeholt sein, aber ich dachte wirklich so.
    Meine Schritte wurden von dem weichen Boden gedämpft, und ich fühlte mich wirklich alles andere als unglücklich. Hin und wieder erreichten mich die hellen Flecken des Sonnenlichts. Da war ich dann gezwungen, für einen kurzen Moment die Augen zu schließen.
    Das passierte einige Male. Ich hatte nicht genau nachgezählt, und als ich sie dann wieder öffnete und schon ein ziemliches Stück des Wegs gegangen war, blieb ich plötzlich stehen, als hätte mich eine gewaltige Hand gestoppt.
    Mein Blick war nach links gefallen. Nicht gewollt, sondern einfach automatisch.
    Ich schaute in die Lücke zwischen zwei Bäumen und glaubte in ein Märchen versetzt zu sein oder eine Halluzination zu haben.
    Zwischen den Stämmen stand eine nackte Frau!
    ***
    Fast hätte ich gelacht. Nicht laut, eher innerlich. Ich zwinkerte und zweifelte fast an meinem Verstand. Fuhr sogar mit der Handfläche über die Augen hinweg, ließ sie dann sinken und schaute erneut hin, weil ich herausfinden wollte, ob ich mich nicht doch getäuscht hatte, aber das Bild blieb.
    Dort stand eine nackte Frau – oder…?
    Hundertprozentig sicher war ich mir nicht. Ich fragte mich automatisch, was eine unbekleidete Frau hier im Wald verloren hatte. Ich befand mich schließlich nicht in einem Märchen, sondern in der realen Welt.
    Ich schaute wieder hin. Diesmal war ich darauf eingestellt, sie mir genauer anzusehen.
    Sie war weg!
    Ich wollte es nicht, aber aus meiner Kehle löste sich ein scharfes Gelächter. Ich schüttelte zudem den Kopf, denn so was war mir noch nie passiert.
    Die Stelle zwischen den Bäumen war wirklich leer. Da malte sich nichts mehr ab.
    Zunächst mal musste ich Luft holen. Ich versuchte auch, rational zu denken.
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