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13 kleine Friesenmorde

13 kleine Friesenmorde

Titel: 13 kleine Friesenmorde
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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Drahtschlingen und eine Kneifzange auf den Arbeitstisch.
    »Kommissar Meyers von Norderney und Staatsanwalt Rehfeld, Aurich«, antwortete der Staatsanwalt.
    Die junge Floristin blickte die Besucher überrascht an. »Mein Gott, wie im Fernsehen«, entfuhr es ihr. Sie schob die Hände über ihre Schürze. »Einen Moment, wir haben gerade erst geöffnet und zwei Beerdigungen heute«, sagte sie und verließ den Laden durch eine hintere Tür.
    Johann Harms begleitete die Floristin an den Tresen. Er war knapp sechzig. Sein Haar war grau und gelichtet, sein Rücken leicht gebeugt. Sein knochiges Gesicht legte die Vermutung nahe, dass die Floristin seine Tochter war. Er trug eine Drillichhose und einen olivfarbenen Pullover mit Lederbesatz.
    »Sie kommen von der Polizei?«, fragte er gelassen. Über seinen Augen wuchsen dichte Brauen.
    »Rehfeld, Staatsanwalt. Herr Meyers, Kommissar. Wir müssen Sie im Zusammenhang einer Vermisstenanzeige um eine Auskunft bitten«, sagte der Staatsanwalt.
    »Es handelt sich um Frau Hannelore Nasshofen«, trug der Kommissar vor und entnahm seiner Jackentasche das Foto der Witwe.
    Johann Harms rümpfte die Nase, nahm das Foto in die Hand und reichte es der Floristin. »Meine Tochter hat mit ihr die Kosten der Grabpflege abgerechnet«, sagte er.
    »Wann war das?«, fragte der Staatsanwalt.
    »Im März, Papa. Du findest den Beleg in der gelben Mappe«, wandte sie sich an den Alten.
    Der Alte ging davon. Sekunden später kam er zurück. »Am 14. März«, sagte er.
    »Danke«, antwortete der Kommissar. »Kam Ihnen die Kundin irgendwie nervös oder besorgt vor?«, fragte er.
    »Nein, keineswegs. Wir gingen vertraut miteinander um«, antwortete die Tochter.
    Der Staatsanwalt schaute sich um. »Meine Frau mag die Herbstastern. Ich nehme sieben von den Langstieligen. Ein Mitbringsel«, sagte er.
    Sie entnahm dem Eimer die Astern, fügte Spargelgrün hinzu und versah den Strauß mit einer Plastikfolie.
    »Bitte, mit herzlichen Grüßen an Ihre Gattin«, sagte sie mit ihrem natürlichen Charme.
    Der Staatsanwalt griff zur Geldbörse.
    Der Alte winkte ab. »Viel Erfolg«, sagte er.
    Rehfeld bestand auf Bezahlung.
    Sie verließen die Gärtnerei, fuhren in die Innenstadt und fanden vor dem Schlosscafé einen Parkplatz. Seitlich befand sich der Schlosspark, in dem das Laub der Bäume erste Anzeichen des sich nähernden Herbstes trugen.
    Sie betraten das Café, entschieden sich am Kuchentresen für die Friesentorte und setzten sich an den Tisch mit dem Blick auf den alten Marktplatz. Sie bestellten bei der Bedienung Ostfriesentee. Die Räume strömten eine angenehme Atmosphäre aus, die Besucher wirkten elegant. Es waren meist ältere Herrschaften.
    Die Serviererin brachte den Tee.
    »Gleich zahlen«, sagte der Staatsanwalt.
    Rehfeld gab reichlich Trinkgeld.
    Die junge Frau bedankte sich. Sie trug einen langen Rock mit dem friesischen Webmuster, eine weiße Bluse und ein Trachtenjäckchen.
    »Eine Frage«, sagte Meyers. »Kennen Sie diese Dame?«, fragte er und reichte ihr das Foto der vermissten Witwe.
    Die junge Frau nickte. »Ich habe die Dame des Öfteren bedient. Sie kam gelegentlich in Begleitung eines jungen Mannes, der Unterlagen mitbrachte und sich drüben in der ruhigen Ecke mit ihr unterhielt, während sie Tee zu sich nahmen und Kuchen aßen.«
    »Sahen Sie die Dame während der Sommermonate hier oder sonst wo in der Stadt?«, fragte der Staatsanwalt.
    Die Serviererin winkte ab. »Ich bin voll angestellte Kraft, habe nie gefehlt. Zuletzt sah ich sie bei uns im Frühjahr, allerdings ohne ihren sonstigen Begleiter«, antwortete sie.
    »Können Sie uns vielleicht das Datum sagen?«, fragte Meyers.
    »Vielleicht erinnern Sie sich an einen Vorfall«, half Rehfeld nach.
    »Mitte März?«, fragte der Kommissar.
    »Ja, jetzt fällt es mir ein. Es war am 14. März. Meine Tochter hatte Geburtstag. Die Dame trug eine elegante Uhr. Als ich sie bediente, nahm ich mir vor, meiner Tochter Maike eine Uhr zum Geburtstag zu schenken«, antwortete sie.
    »Schreiben Sie uns doch bitte Ihre Adresse auf einen Zettel«, bat der Staatsanwalt.
    »Gern, doch um was geht es?«, fragte sie.
    »Die Dame wird vermisst, wir recherchieren in diesem Fall«, sagte der Kommissar.
    »Ich bringe den Zettel gleich an ihren Tisch«, sagte sie und eilte zu den Gästen, die das Café betraten.
    Meyers und Rehfeld aßen den Kuchen und unterhielten sich über das weitere Vorgehen, während sie den Tee genossen und rauchten.
    Die Bedienung
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