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13 kleine Friesenmorde

13 kleine Friesenmorde

Titel: 13 kleine Friesenmorde
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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blickte auf den Tischkalender. Er stutzte. In fein säuberlicher Handschrift hatte die Vermisste unter dem aufgeschlagenen Datum des 14. März eine Eintragung gemacht, die Meyers zu denken gab und ihn an das Gespräch mit Staatsanwalt Rehfeld erinnerte.
    »Papas Geburtstag! Wegen Grabpflege Johann Harms aufsuchen. Treffen mit K. nicht im Schlosscafé, geänderter Termin«, las er.
    »Edo, du bist mein Zeuge. Es erübrigt sich, die Schreibtischschubladen zu durchsuchen. Ich nehme den Kalender an mich. Er hütet wohl das Geheimnis ihres Todes«, sagte der Kommissar und steckte den Kalender in die Tasche seiner Jacke.
    »Die lebt mit Sicherheit nicht mehr«, meinte der Hausmeister.
    »Dem ist so«, antwortete Meyers.
    Sie verließen die Wohnung. Meyers radelte zum Revier. Die Sonne stach wärmend durch die Nebelschleier. Die Baumaschinen auf dem Erweiterungsgelände des Sanatoriums der Landesversicherungsanstalt von Nordrhein-Westfalen machten einen ohrenbetäubenden Lärm.
     
     
    Meyers brühte sich im Personalraum einen Tee auf, nahm ihn an seinem Schreibtisch mit Sahne und Kluntje ein, rauchte eine Zigarette, blätterte in den Seiten des Tischkalenders und stieß, wie zur Bestätigung seiner Gedanken, unter dem 9.09.2001 auf eine Eintragung. »Franz Krüger Geburtstag, 65.«
    Meyers griff zum Telefonhörer, rief Staatsanwalt Rehfeld an und berichtete.
    »Mein lieber Herr Meyers, in Anbetracht Ihrer Bedenken sehe ich einmal ab von behördlichen Zuständigkeiten«, sagte Rehfeld im ironischen Ton. »Wir sind mehr oder weniger alle überlastet. Die vermisste Witwe ist Einwohnerin des Landkreises Aurich. Ich denke, wir folgen ihren Spuren nach Jever. Können Sie mich morgen in die Bierstadt begleiten?«
    »Dem steht nichts im Wege«, antwortete der Kommissar und entnahm der Schublade den Fahrplan. »Wenn wir uns früh auf die Reise begeben. Das letzte Schiff legt um 18 Uhr in Norddeich ab.«
    »Wann kann ich Sie auf der Mole erwarten?«, fragte der Staatsanwalt.
    »Um 7.30 Uhr«, antwortete der Kommissar.
    »All up Stee! Es wäre unseren Recherchen dienlich, wenn Sie sich in der Wohnung dieser Hannelore Nasshofen nach einem Foto umsehen würden. Bis dann«, sagte der Staatsanwalt und legte auf.
     
    Auch am Mittwoch, dem 5. September, hielt das schöne Frühherbstwetter an.
    Staatsanwalt Rehfeld war sehr aufgeräumt während der Fahrt von Norddeich nach Jever. Er sprach von seiner Frau, von seinem Sohn, widerlegte spöttisch denalten Beamtenspruch aus preußischen Tagen, der da lautete: »In Aurich ist es schaurig, in Leer noch mehr, und in Norden ist noch niemand was geworden.«
    Rehfeld wohnte mit seiner Familie in Tannenhausen, fühlte sich als Schleswig-Holsteiner pudelwohl in Ostfriesland.
    Rehfeld war 42 Jahre alt, mittelgroß und hatte eine gesetzte Statur. Er trug sein dunkelblondes Haar im Fassonschnitt und hatte ein volles Gesicht mit einem Schnäuzer über seinen vollen Lippen. Er machte was her in seinem grauen Sakko mit dunkelblauer Tuchhose.
    Fredo Meyers berichtete von seinen bisherigen beruflichen Erfolgen während der Fahrt im bequemen BMW. Er fand den redegewandten Vorgesetzten auf Anhieb sympathisch. Rehfeld gehörte nicht zu den pedantischen Juristen. Er war witzig und in jeder Weise kollegial.
    Auch Fredo Meyers löste sich von der Voreingenommenheit, mit der sich die Insulaner jedem Fremden näherten.
    Um 9 Uhr fuhr Jürgen Rehfeld den BMW auf den Parkstreifen der Friedhofsgärtnerei Johann Harms auf der Bachstraße. Vor dem roten Backsteinhaus mit dem Ladengeschäft standen bereits in den Regalen der fahrbaren Verkaufsgestelle Topfblumen in einer riesigen Auswahl.
    Der Staatsanwalt und der Kommissar stiegen aus. Seitlich befanden sich Treibhäuser. Sie betraten den Laden. Die Luft roch nach Torf, Sumpf und Blütenduft. Palmen, Zimmerlinden, Kakteen und Schachtelhalme wirkten in ihrem Wuchs exotisch. In bunten Plastikeimern standen Schnittblumen. An einemgeräumigen Arbeitstisch flocht eine junge Frau geschickt aus Tannengrün einen Kranz. Sie blickte auf. Sie hatte ein ungeschminktes, kerniges, attraktives Landgesicht. Über einem grünen T-Shirt trug sie eine Gärtnerschürze und Jeans.
    »Moin«, sagte sie, lächelte gewinnend und fragte kess: »Taufe, Geburtstag, Hochzeit oder Beerdigung?«
    »Das Letztere. Wir suchen nach einem Grab. In diesem Zusammenhang möchten wir Herrn Johann Harms sprechen«, antwortete der Staatsanwalt.
    »Er befindet sich im Büro. Wen darf ich melden?« Sie legte
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