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13 kleine Friesenmorde

13 kleine Friesenmorde

Titel: 13 kleine Friesenmorde
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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und Heizungskosten, des Wasserverbrauchs und einiges mehr – kümmern sollte.
    Die Witwe entschied sich nach Durchsicht und Prüfung der Bewerber für den 36-jährigen, arbeitslosen Versicherungskaufmann Jan Kloster, der verheiratet war, zwei Kinder im Alter von drei und fünf Jahren hatte, gute Zeugnisse vorweisen konnte und zusätzlich beim Vorstellungsgespräch mit gepflegtem Äußeren und guten Manieren das Rennen für sich entschied.
    Jan Kloster war hoch gewachsen, trieb Sport, hatte ein vertrauensvolles, offenes Gesicht und wirkte in jeder Weise zuverlässig. Auch terminlich gab es keine Probleme.
    Hannelore Nasshofen ließ auf ihre Kosten die Wohnung herrichten. Sie fand als kinderlose Witwe, erst recht als enkellose alternde Frau, Gefallen an der jungen Familie und erst recht an den niedlichen Kindern.
    Jan Kloster und auch seine Frau Eva stammten aus Wilhelmshaven. Ein Glücksfall für beide Vertragsparteien.
    Hannelore Nasshofen lebte sich auf Norderney schnell ein. Sie fand Gefallen an den weiten Spaziergängen in die Dünen und zum Leuchtturm, liebte es, an
     den Stränden mit dem Blick auf das Meer zu bummeln, fand Kurzweil bei den Besuchen der Kurkonzerte, kaufte gerne in den vielen Läden und Lädchen Modisches
     ein. Sie kleidete sich elegant, nicht übertrieben, suchte das Wellenbad und die Sauna auf, ließ sich hin und wiederan den Tischen der renommierten Restaurants auserlesene Speisen servieren, suchte, wie in längst vergessenen Jahren, das Inseltheater auf, um sich die neuesten angepriesenen Filme anzuschauen, während sich Jan Kloster, korrekt, wie sie feststellte, um das 6-Familienhaus in Jever zu ihrer Zufriedenheit kümmerte.
     
    Hannelore Nasshofen hatte mit der Pflege des Grabes ihrer Eltern die Friedhofsgärtnerei Johann Harms beauftragt. An ihren Geburtstagen, die Mama hatte am 28.10.1907 und der Papa am 14.03.1903 das Licht der Welt erblickt, fuhr sie nach Jever zum Friedhof, legte vor dem Grabstein ein Blumengebinde ab, betete und gedachte ihrer, denn sie glaubte an ein Leben nach dem Tode.
    An diesen Gedenktagen pflegte sie im historischen »Haus der Getreuen« zu speisen und traf nach einem Spaziergang durch die Altstadt im »Schlosscafé« ihren Verwalter Jan Kloster, um dort ungestört bei einem Kännchen Tee und Butterkuchen das Geschäftliche zu besprechen.
    Die Mieter wohnten bereits seit Jahren vor dem Eigentumswechsel im 6-Familienhaus am Rande der Stadt mit weiten Weiden und dem Blick auf den alten Bauernhof.
    Hannelore Nasshofen hatte von einer Mieterhöhung Abstand genommen. Sie kannte ihre Mieter nur dem Namen nach. Es waren Familien, die in geordneten Verhältnissen lebten. Es gab keine Beanstandungen.
    Hannelore Nasshofen saß am Schreibtisch in ihrem kleinen Arbeitszimmer im Apartment 24 des Hauses »Dünenblick«. An diesem sonnigen, kalten Novembertag– der Wind kam aus Nordosten mit Stärke 6 bis 7 und wehte über die Dünenkämme, Möwen hingen im Wind – studierte die Witwe die Seiten ihres Tischkalenders.
    Am 11. November vor zwei Jahren war ihr Mann verstorben. Heute war der 6.11.2000. Ihr BMW stand in Norddeich in der Frisia-Garage. Hannelore Nasshofen traute dem Wetter nicht. Eine Änderung lag in der Luft. Sie entschied sich, mit der Bahn nach Neuss zu fahren, das Grab ihres Gerd aufzusuchen und in der Großstadt nach Abwechslung zu suchen. Mal wieder in die Oper oder ins Theater. Sie nahm das Telefon in die Hand, wählte die ihr vertraute Nummer und bat Dr. Krüger, den alten Freund ihres Mannes, sie mit seiner Frau am Abend des Todestages von Gerd in Uedesheim zu besuchen.
    Sie packte die Saunatasche, zog ihren wetterfesten Anorak über, verließ die Wohnung und machte sich auf den Weg zum Wellenbad, denn heute war Damensauna.
     
    Zu dieser Zeit parkte vor ihrem Miethaus in Jever ein Kleinlaster. Die Auseinandersetzungen streitender Männer erschreckten auf dem vorgelagerten Parkplatz nicht nur die Kinder, sondern auch friedliche Mieter. Fenster wurden aufgerissen. Es kam zu Rangeleien, zu heftigen Schimpftiraden vor der Eingangstür des Mietshauses. Ein Streifenwagen der Polizei fuhr vor. Die von den Mietern herbeigerufenen Beamten schlichteten den Streit. Ein alter, ergrauter Mann und ein jüngerer Begleiter luden Umzugsgut auf den LKW.
    Eva Klosters krakeelender Ehemann und Vater ihrerbeiden Kinder hatte sich schmollend entfernt. Eva Kloster zog zu ihrem Vater zurück nach Varel. In der letzten Zeit war es zwischen ihr und Jan immer häufiger zu
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